An Krebs erkranken vergleichsweise wenige Kinder, daher sind viele Medikamente nicht für sie zugelassen. Um ihnen besser helfen zu können, haben sich Experten in Bayern zu einem Netzwerk zusammengeschlossen – mit ersten Erfolgen.
Matheo und Lea erobern den Flur der Kinderonkologie in Erlangen auf kleinen blauen Tret-Traktoren, ein Moment purer Freude inmitten der Herausforderungen. Die beiden sind an Krebs erkrankt, ihre Mütter begleiten sie mit Medikamententropfen. Untersuchungen, Chemotherapien und Operationen gehören für viele hier zum Alltag – vom Neugeborenen bis zum 18-Jährigen.
Um krebskranken Kindern eine optimale Versorgung zu bieten, haben Expertinnen und Experten der bayerischen Universitätskliniken Augsburg, Erlangen, München (LMU und TU), Regensburg und Würzburg das „Kinderonkologische Netzwerk Bayern“ (KIONET) gegründet. In diesem Netzwerk tauschen die Mediziner Erfahrungen aus und ermöglichen eine heimatnahe Versorgung der jungen Patienten durch gebündeltes Fachwissen.
Durch die Kooperation können auch mehr Kinder an Studien teilnehmen, was die Forschung im Bereich der Kinderonkologie vorantreibt. Etwa 400 Kinder erkranken jedes Jahr in Bayern an Krebs, eine vergleichsweise geringe Zahl im Vergleich zu 68.000 Krebserkrankungen bei Erwachsenen.
Viele Krebsmedikamente sind nur für Erwachsene zugelassen, nicht jedoch für Kinder. Die Kinderonkologen sehen hierin eine finanzielle Herausforderung, da Pharmaunternehmen Studien an größeren Patientengruppen bevorzugen. Ein Netzwerk wie KIONET erhöht die Chancen auf optimale Therapien, indem die Anzahl erkrankter Kinder in Studien steigt.
Alle Berufsgruppen der sechs teilnehmenden Kliniken arbeiten gemeinsam an Therapiekonzepten, um eine möglichst einheitliche Behandlung der jungen Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Dennis, ein 21-jähriger Patient, zeigt, dass Studien Leben retten können. Seit seiner Teilnahme an einer vielversprechenden Studie vor fünf Jahren lebt er krebsfrei.
Trotz erster Erfolge fehlt es der Kinderonkologie an finanziellen Mitteln. Seit dem Zusammenschluss vor gut fünf Jahren konnten mehr Kinder an Studien teilnehmen, jedoch ist die Behandlung zeit- und kostenintensiv. Ein Großteil der Therapeuten und Ärzte wird durch Spenden finanziert. Die Medizinerinnen und Mediziner sehen es als ihre Aufgabe an, auf die chronische Unterfinanzierung in der Kinderonkologie aufmerksam zu machen.