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Eine Weihnachtsgeschichte ohne Happy End

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Zwischen dem 24. und 25. Dezember 1914 kam es an der Westfront zu mehreren spontanen Waffenstillständen. Inmitten der Kämpfe legten Soldaten beider Seiten ihre Waffen beiseite und verbrüderten sich kurzzeitig zu einem Ereignis, das später als Erster Weltkriegs-Weihnachtsfrieden bekannt wurde. Hier sind einige Berichte aus erster Hand darüber:

Das 24. Bataillon der kanadischen Expeditionsstreitkräfte beispielsweise überlieferte folgendes: „Am frühen Nachmittag hörten Beschuss und Gewehrfeuer vollständig auf und bald sah man deutsche Soldaten, die vorsichtig Kopf und Schultern über den Rand des Frontgrabens hoben. Ermutigt durch die Tatsache, dass die Soldaten des 24. Bataillons das Feuer nicht eröffnet hatten, stiegen einige Deutsche aus dem Graben, rückten langsam im Niemandsland vor und luden die Kanadier ein, gemeinsam Weihnachten zu feiern. Dieser eigenmächtigen Aktion standen viele skeptisch gegenüber, aber letztlich überwiegte die Neugier. Das Treffen erwies sich zunächst als schwierig, aber einige der Deutschen sprachen fließend Englisch, während andere die extra schnell einstudierte Phrase „Kaiser no damn good“ laufend wiederholten, um damit ihr Wohlwollen zu signalisieren.

Nach einiger Zeit überreichten die Kanadier den Deutschen Zigaretten und Lebensmittel und erhielten dafür Knöpfe, Abzeichen und mehrere Flaschen mit den besten Bieren. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Nachricht von diesem Ereignis auch die Autoritäten erreicht und den Kanadiern im Niemandsland wurde der Befehl erteilt, unverzüglich zu ihrer eigenen Frontlinie zurückzukehren. Als alle eingetroffen waren, warnte man die deutschen Soldaten mit einer sorgfältig an einer Stelle, an der sie keinen Schaden anrichten konnte, platzierten Artilleriesalve, dass der Waffenstillstand beendet und die Feindseligkeiten wieder aufgenommen werden.“

Kapitän Hugh Taylor vom 2. Bataillon der schottischen Garde führte seine Kompanie am 18. und 19. Dezember 1914 bei einem Angriff in der Nähe von Rouges Bancs an. Seine Truppen schafften es, die deutschen Soldaten zurückzudrängen und Schützengräben auszuheben. Taylor geriet jedoch in Maschinengewehrfeuer und wurde getötet. Fast eine Woche lang lag seine Leiche in der Nähe der deutschen Front. Während des informellen Weihnachtsfriedens sammelten Soldaten beider Seiten die Toten und brachten diese in den Raum zwischen den jeweiligen Frontlinien. Sie hoben zwei Gräben aus und begruben gemeinsam die britischen und deutschen Leichen. Ein englischer Kaplan führte einen Gottesdienst durch. Danach verbrüderten sich die Soldaten. Captain Taylors Leiche allerdings wurde auf einen kleinen Militärfriedhof auf der La Cardoniere Farm gebracht und dort begraben.

Drei Amerikaner, die der Fremdenlegion angehörten, nahmen an der kleinen Weihnachtsfeier teil, darunter Phil Rader, ein ehemaliger Korrespondent von United Press. Er schrieb einen Bericht über seine Erfahrungen: „Zwanzig Tage lang sahen wir nur diesen fünfundvierzig Fuß breiten Streifen Land zwischen unserem Graben und dem der Deutschen, dieses schreckliche Niemandsland, übersät mit toten Körpern, durchzogen von Stacheldraht-Sperren. Plötzlich sahen wir hunderte deutsche Köpfe auftauchen. Rufe erfüllten die Luft. Welches Wunder war passiert? Männer lachten und jubelten. Wir hatten Weihnachtslicht in unseren Augen und ich weiß, dass meine mit Weihnachtstränen gefüllt waren. Es gab Lächeln, Lächeln, Lächeln, wo wir in den Tagen zuvor nur Gewehrläufe gesehen hatten. Der Terror des Niemandslandes ließ nach. Das Geräusch fröhlicher Stimmen erfüllte die Luft.“

Den etwas ausführlicheren Originaltext können Sie hier auf englisch nachlesen: https://blog.fold3.com/the-wwi-christmas-truce/. Weitere Berichte zu diesem Ereignis finden Sie auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsfrieden_(Erster_Weltkrieg).

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