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Banken werden zu Service-Stationen umgebaut

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Deutschlandweit schließen Filialen von Banken und Sparkassen. Der Druck auf die deutsche Bankenlandschaft dürfte auch im kommenden Jahr nicht abnehmen; die Rahmenbedingungen werden nicht leichter (Sinn, W., Unternehmensberatung Bain; FAZ – 2018-12-18). Die Vorstellung einer Bankenstudie in Frankfurt, in der mehr als 1.400 Banken und Sparkassen berücksichtigt wurden, zeigt dies auf. Nicht nur Hypo-Vereinsbank und Deutsche Bank haben mit Verweis auf das Kundenverhalten („mehr Online-Banking“) ihr Zweigstellennetz in den letzten Jahren ausgedünnt.

Sparkassen und VR-Banken ziehen nach. In den letzten 20 Jahren hat sich in Deutschland die Zahl der Bankfilialen um etwa 10.000 vermindert und die selbe Zahl wird für die nächsten zehn Jahren erwartet. Jeden Tag schließt eine der noch 27. 000 Bankfilialen in Deutschland. Es gibt Banken wie die Commerzbank, die an ihren verbliebenen 1.000 Filialen festhalten und das Filialnetz nicht zur Disposition stellen und trotzdem sparen. Dieses Institut gewinnt viele Privatkunden, wo Wettbewerber gerade Filialen schließen. Mit den Kunden in diesen Filialen wird mehr Ertrag erwirtschaftet als mit reinen Online-Kunden – wieviel zusätzlicher Erlös steht dahinter!

Banken vor Ort oder mit dem Smartphone?

Den Trend zum Banking mit dem Smartphone veranlasst zu neuen Maßnahmen. Bei einer Geschäftsbank ist in den vergangenen zwölf Monaten die Zahl der täglichen digitalen Kontakte von 1,4 auf 2,1 Millionen gestiegen (Mandel, M.; Commerzbank). Seit zehn Jahren besuchen täglich etwa 450. 000 Menschen die etwa 1.000 Bankfilialen. Die digitalen Kontakte über Smartphone-Apps kommen zusätzlich zustande. Wer nur Bankfilialen schließt, hat nicht sehr genau hingeschaut. Der Kundenkontakt wird als Wachstumstreiber gebraucht (vgl. Mandel ebda.). Banken müssen konsequenter auf der Kostenseite sein und kreativer beim Geschäftsmodell (vgl. Sinn, ebda.)

Geschäftsbanken mit einem Marktanteil von etwa acht Prozent haben ihr Potenzial nicht ausgeschöpft. Anders sieht es bei Sparkassen und VR-Banken aus, die ihr Marktpotential ausgereizt haben dürften. Diesen Finanzdienstleistern bleibt nicht viel anderes übrig, als durch Filialschließungen Kosten zu senken. Filialkosten, wie Miete und Ausstattung, machen ohne Personalkosten etwa sieben Prozent der Gesamtkosten von Geschäftsbanken aus. Moderne Konkurrenten wie Wirecard, die eine Commerzbank aus dem DAX drängten, erzielen mit weniger Aufwand mehr Ertrag.

Hier greift das Materialparadoxon, das für die Breite deutscher Unternehmen durch alle Branchen ein Schock ist – trotz darüber erfolgter jahrelanger betriebswirtschaftlicher Lehren! Filialnetze sollen „nicht in Stein gemeißelt“ sein, sagen die Vorstände der betroffenen Institute. Das Management soll bei Banken geändert werden, um Filialen effizient bewirtschaften zu können (vgl. Mußler, H.; FAZ – 2018-12-16).

Neue Standorte

Dafür werden Architekten bemüht, die sich bereits bei Discountern und Restaurantketten versucht haben. Standorte wurden gesucht und Grundstücke erworben. Wenig gepflegte Filialnetze werden dahingehend geprüft, ob die Lage passt, die Größe bautechnisch geeignet ist. Meist sind die Filialen zu groß. 80 bis 100 Quadratmeter sollte die richtige Größe sein. Ein Institut nennt den neuen Standardfilialtyp „City“.

Dort sollen zwei bis drei Mitarbeiter arbeiten, um den Grundbedarf der Kunden mit einfachen Finanzprodukten abzudecken. Der überwiegende Teil der Kunden kommt in eine Bankfiliale, um sich mit Bargeld zu versorgen. Die bisherige Selbstbedienungszone wird in die Filiale integriert, damit die Mitarbeiter mit den Kunden ins Gespräch kommen. Menschen gehen nicht mit dem gleichen Gefühl in eine Bankfiliale wie in ein Einkaufszentrum (vgl. Fleckenstein, S.; Architektin). Mitarbeiter sollen nicht hinter dem Schreibtisch sitzen, sondern Kunden auf Augenhöhe beraten. Das symbolisiert der Empfangstresen in vielen Filialen. Geldautomaten sollen nicht in zugigen Filialeingangsbereichen („Windfang“) stehen, um den Beratern die Kunden so lange „vom Hals zu halten“, bis diese keinen Mehrwert mehr in der Filiale sehen und ihr Geld beim Supermarkt an der Kasse abheben.

Der Filialnetzumbau soll die Kosten senken. Einige Geschäftsbanken verringerten die Filialfläche um etwa 75 Prozent und senken so die Mietkosten (vgl. Fleckenstein, ebda.). Das gelingt in Ballungsräumen besser als auf dem „platten Land“. Wie Einzelhandelsketten sollen die Filialen standardisiert werden. Einzelfertigungen werden durch günstigere Standardausstattungen abgelöst, dafür passende Ladenlokale gesucht und gefunden. Die Einrichtungskosten vermindern sich so zum Teil um die Hälfte. Das Filialkonzept von Parfümketten wie Douglas oder Kaffeeröstern wie Starbucks soll auf das Bankgeschäft übertragen werden.

Fazit

Dafür laufen die Mietverträge von wenig frequentierten und überdimensionierten Filialen aus. Neue Standorte werden meist in höchstens zwei Kilometer Entfernung gesucht – bevorzugt mit quadratischer Fläche. Die Commerzbank wird bis zum Jahresende mehr als 20 solcher Filialen eröffnet haben – davon allein im November und Dezember 14. 2018 wurden 17 Filialen zu größeren „Flagship-Filialen“ ausgebaut, in denen Beratungen von vermögenderen Privatkunden und Unternehmern stattfinden.

Mit einem Budget von 30 bis 40 Millionen Euro im Jahr kann jedes Filialnetz einer Geschäftsbank professioneller gemacht werden. Dazu gehören standardisierte Mietverträge, die Suche neuer Standorte bundesweit. Überall soll die Effizienz verbessert werden – eine Daueraufgabe.

Allen Unkenrufen über Bankfilialen zum Trotz sind Fachleute sicher, dass sich mit effizienteren Filialnetzen mehr Geld verdienen lässt – womit erneut das Materialparadoxon bemüht wird! Damit sollte die Zahl von Filialen für Finanzdienstleister wie Banken und Sparkassen steigen.

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