Start Justiz Cyberattacken befördern das Geschäft mit Cyberversicherungen

Cyberattacken befördern das Geschäft mit Cyberversicherungen

388

Cyberangriffe auf deutsche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Auch Privatleute haben mit negativen Folgen von Schadsoftware oder Hacker-Attacken zu kämpfen. Die Entwicklung von Cyberversicherungen ergibt sich daraus. Deutschland war auf diesem Gebiet im Vergleich zu den USA Entwicklungsland. Die Cyberattacke „Wanna Cry“, bei der Daten auf Rechnern verschlüsselt wurden, soll bei den Versicherern die Nachfrage nach Cyberversicherungen verstärkt haben.

Laut KPMG hat in Deutschland das Interesse an Cyberversicherungen seit den letzten Cyberattacken zugenommen. Die digitale Wirtschaft macht Cyberversicherungen zur Lösung von der Abhängigkeit digitaler Systeme. Großfirmen unternehmen eine Menge und auch die Mittelständler holen auf. Die Erfahrungen aus den USA zeigen, dass mittlerweile auch Privatleute mit Interesse auf die Cyberversicherungen blicken.

Auf fünf Gebieten können Cyberversicherungen sinnvoll sein: Identitätsdiebstahl, Betrug im Zahlungsverkehr, Anschläge auf Hard- und Software und Betriebsunterbrechungen durch Cyberkriminalität. Schäden bei Dritten fallen in den Bereich der Cyberhaftpflichtversicherungen. Wenn Hacker Kundendaten mit Kreditkartennummern erlangt haben, kostet die Ermittlung und qualifizierte Benachrichtigung aller Betroffenen etwa 50 bis 60 Euro je Datensatz. Das kann bei großen Mengen für Unternehmen teuer werden.

Die Prämien für Cyberversicherungen hängen von der Unternehmensgröße ab. Unternehmen zahlen etwa 1500 Euro im Jahr, wenn der Umsatz 3 Millionen Euro nicht überschreitet. Private Haushalte werden mit bis zu 200 Euro im Jahr belastet. Das Marktvolumen für Cyberversicherungen wird weltweit auf fast 5 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt. Davon halten die USA mehr als 60 Prozent. Dort haben Cyberversicherungen schon Privatkunden erreicht. Identitätsdiebstahl und Betrug im digitalen Zahlungsverkehr wird in den USA von Privatpersonen versichert. In Deutschland befinden wir uns hierbei in einem frühen Stadium. Es fehlt die Erfahrung. Das Privatkundengeschäft im Cyberbereich muss noch bekannt werden.

Die Prämieneinnahmen aus Cyberversicherungen sind gewachsen – von ungefähr 30 Millionen Euro im Jahr 2015 auf mehr als 100 Millionen im Jahre 2017. Dazu hat der Schock der letzten Cyberangriffe beigetragen. Wie bei der Feuerversicherung teilen sich mehrere Versicherer die Deckungssummen über Rückversicherungen. Bis zu 10 Millionen Euro Deckung nimmt ein Versicherer häufig allein in seine Bücher, bis zu 100 Millionen übernimmt eine Rückversicherung. Es gibt Versicherungskonsortien, die im Verbund 500 Millionen Euro Schaden aus Cyberkriminalität abdecken.

Aber Cyberversicherungen sichern weder alle Cyberrisiken ab, noch gibt es Deckungszusagen in unbegrenzter Höhe. Viele noch unbekannte Cyberrisiken können im Vorfeld nicht bewertet werden. Trotzdem ist für Unternehmen eine solche Versicherung nicht nur ratsam, sondern geboten. Cyberschäden gefährden sonst das Ergebnis. Die Aufsichtsräte sollten darauf achten, dass die Geschäftsleitung das Unternehmen schützt. 2018 wird es auch Produkte für Mittelständler geben; der Markt hat das Potential, erheblich an Größe zu gewinnen.

Privaten Haushalten in Deutschland liegen mittlerweile Angebote mit Prämien von 10 oder 15 Euro im Monat vor.  Es ist sinnvoll, dass sich private Haushalte gegen Risiken wie Identitätsdiebstahl oder Missbrauch im Bereich „Smart Home“ versichern. Gestohlene Kreditkartendaten werden noch in 98 Prozent aller Fälle von Kartenanbietern und Banken durch Ersatz aller Schäden – aus Kulanz – unterstützt. Das muss nicht so bleiben, sobald es große, flächendeckende Schäden gibt. Wer eine Cyberversicherung abschließt, die Schäden beim digitalen Zahlungsverkehr abgedeckt, ist klug.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein