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Lohnt sich der Einbau neuer Fenster?

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Neue Fenster können – gerade bei älteren Gebäuden – eine Menge bewirken. Die Außengeräusche lassen sich erheblich eindämmen, die Wärme je nach Jahreszeit besser drinnen oder draußen halten, der Schutz vor Einbruch erhöhen. Doch was müssen Sie bezüglich eines Fenstertausches beachten?

Ist Ihr Fenster ein Sanierungsfall?

Ob ein Fenster mit Blick auf die Energiebilanz des Hauses saniert werden sollte, können Sie anhand von drei Fragen selbst prüfen:

·        Hat es Wärmeschutzverglasung? Wenn Ihr Fenster vor 1995 gebaut wurde, hat es in aller Regel keine Wärmeschutzverglasung. Baujahr und Produktname stehen oft auf dem Distanzhalter zwischen den Scheiben. Aufschlussreich ist auch der Feuerzeugtest: Halten Sie vor dunklem Hintergrund eine Flamme vor das Fenster. Wenn Wärmeschutzglas eingebaut ist, hat eines der Spiegelbilder der Flamme eine andere Farbe als die restlichen. Grund für diesen Effekt ist eine Metallbedampfung auf der inneren Scheibe. Sie reflektiert das Licht anders als unbeschichtetes Glas.

·        Ist der Rahmen in Ordnung? Der Rahmen sollte nicht morsch, verwittert, verrostet, gerissen, gebrochen, verzogen oder anderweitig beschädigt sein. Auch alte Metallrahmen sind oft Austauschkandidaten.

·        Ist es dicht? Um die Dichtheit zu testen, klemmen Sie ein Blatt Papier zwischen Fensterrahmen und Fensterflügel ein. Lässt sich das Papier bei geschlossenem Fenster nicht herausziehen, ist das Fenster an dieser Stelle dicht genug. Wiederholen Sie den Test an mehreren Stellen.

Fenster nachrüsten und aufbessern – geht das?

Sind Fenster nicht mehr in Ordnung, empfiehlt sich eine unabhängige Energieberatung bei der Suche nach der passenden Abhilfe. Von der Korrektur der Fenstereinstellung über neue Dichtungen bis zum Austausch des ganzen Fensters gibt es einige Möglichkeiten. Ist der Rahmen in Ordnung und schließt dicht, kann es sich zum Beispiel lohnen, nur die Verglasung zu erneuern. Das ist günstiger als ein Komplettaustausch und ändert nichts am Erscheinungsbild des Gebäudes. Voraussetzung ist allerdings, dass auch die Beschläge des Fensters intakt sind und das höhere Gewicht moderner Verglasung aufnehmen können.

Einen Beitrag zur Haltbarkeit von Fenstern leistet die Pflege: Prüfen und warten Sie Beschläge und Dichtungen regelmäßig. Holzrahmen müssen zudem regelmäßig behandelt und angestrichen werden.

Fenstertausch – was soll Ihr neues Fenster können?

Bei der Entscheidung für ein neues Fenster sollten Sie sich fragen, was genau Ihr neues Fenster leisten soll. Denn vom Schallschutz über Hitzeschutz und Einbruchsschutz bis zur Einbindung in ein Smart-Home-System kann ein Fenster viele Funktionen übernehmen. Schon die Frage nach dem Beitrag, den das Fenster zum Lüften leisten soll, sollte gründlich durchdacht werden. Auch der richtige Einbau spielt eine Schlüsselrolle – deshalb sollten ihn Fachleute übernehmen.

Tipp

Für die Umrüstung oder den Austausch von Fenstern gibt es verschiedene finanzielle Förderprogramme zum Beispiel der KfW. Meist müssen die Mittel beantragt werden, bevor Handwerksbetriebe beauftragt werden. Deshalb sollten Sie die Konditionen früh prüfen und in Ihre Planungen einbeziehen.

Welches Material für den Rahmen?

Der Rahmen macht einen erheblichen Teil der Fensterfläche aus: etwa 20 bis 40 Prozent. Sein Material ist daher wichtig für die energetische Qualität eines Fensters. Standard sind heute Rahmen aus Mehrkammerprofilen oder speziell gedämmte Rahmen („Passivhaus-Fensterrahmen“). Die unterschiedlichen Rahmenmaterialien haben verschiedene Vorzüge und lassen sich teils kombinieren. In der Regel geben Holz- und Kunststoffrahmen weniger Wärme nach außen ab als Rahmen aus Metall. Bei der Auswahl spielen neben der Wärmedämmung aber zum Beispiel auch ökologische Fragen und die Recyclingmöglichkeiten eine Rolle, die Wirtschaftlichkeit, der Wartungsaufwand und natürlich das Aussehen der Fenster.

Neuer Zuschnitt, neue Einteilung, andere Öffnungsrichtung?

Wenn Sie einen Austausch planen, können Sie die Fenster auch ganz grundlegend an Ihre praktischen Bedürfnisse und optischen Vorstellungen anpassen. So können Sie zum Beispiel die Öffnungsrichtung ändern oder ganz neue Einteilungen und Flügelgrößen wählen. Unter Umständen können Sie Ihre Fenster sogar komplett versetzen oder vergrößern lassen. Bodentiefe Fenster etwa lassen mehr Licht herein und ermöglichen Ausblicke auch aus sitzender oder liegender Position. Sind Ihre Außenwände noch nicht gedämmt, sollten Sie sich auch zum Verschieben der Fensterebene innerhalb der Wand beraten lassen. Dadurch können Sie vermeiden, dass die Dämmschicht den Lichteinfall verändert.

Die Wärme soll drinnen bleiben

Fenster sind energetische Schwachpunkte eines Hauses. Ein technisch veraltetes, einfach verglastes Fenster lässt bis zu viermal so viel Wärme entweichen wie eine ungedämmte Wandfläche gleicher Größe. Auch bei einer zweifachen Isolierverglasung aus den Jahren vor 1995 ist es immer noch etwa das Doppelte. Absoluter Mindeststandard heute sind Wärmeschutzverglasungen mit zwei Scheiben. Sie lassen wiederum nur noch halb so viel Wärme entweichen wie Isolierfenster. Noch einmal halbiert wird der Verlust bei Dreifach- statt Zweifachverglasung. Mit zunehmender Dämmung wird auch der Aufenthalt neben dem Fenster immer behaglicher, weil die innere Scheibe wärmer ist.

Wie viel Wärme durch ein Fenster verloren geht, gibt der sogenannte U-Wert an. Je kleiner dieser Wert ist, desto geringer ist der Verlust teurer Heizenergie. Die Einheit des U-Werts ist W/m²K.Entscheidend ist der Wert des kompletten Fensters, also von Glas und Rahmen zusammen. Er wird als Uw-Wert bezeichnet und muss von allen Herstellern angegeben werden. In manchen Prospekten findet sich aber auch der – meist bessere – Ug-Wert, der sich nur auf die Verglasung bezieht. Achten Sie bei der Auswahl neuer Fenster darauf, dass Sie stets die Uw-Werte vergleichen!Fenster mit einer üblichen Zweifach-Wärmeschutzverglasung haben einen UW-Wert von höchstens 1,3 W/(m²K). Ihr Einbau ist nach der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) Pflicht, sofern Sie insgesamt mehr als zehn Prozent der Fensterfläche Ihres Gebäudes austauschen.Bei gut gedämmten Häusern ist der Einbau von Fenstern mit Dreifach-Wärmeschutzglas empfehlenswert. Ohne wesentlich mehr zu kosten, erreichen diese einen UW-Wert von höchstens 0,8 W/(m²K).

Nicht besser als die Wand – Fassadendämmung mitdenken

In einem schlecht oder gar nicht gedämmten Gebäude sind Fenster mit besonders starkem Wärmeschutz nicht immer empfehlenswert. Erhält ein solches Haus zum Beispiel Dreifachverglasungen, werden im Inneren statt der Fensterscheiben Bereiche der Außenwände zu den kältesten Oberflächen. Das birgt ein Risiko: Feuchtigkeit aus der Luft schlägt sich nicht mehr zuerst sicht- und abwischbar am Fenster nieder, sondern unsichtbar und folgenreich an den Wänden – feuchte Wände bieten beste Bedingungen für Schimmel! Der Wärmeschutz aller Bauteile eines Hauses sollte unter anderem wegen des Schimmelrisikos möglichst gut aufeinander abgestimmt sein. Deshalb ist es in manchen Fällen ratsam, vor oder gleichzeitig mit einem Fensteraustausch eine Fassadendämmung anzubringen. Fachgerecht ausgeführt, hält sie die Wand innen wärmer und verhindert den problematischen Feuchteniederschlag.

Lärm einfach aussperren

Ist die Lärmbelastung von außen hoch, empfiehlt sich eine Beschäftigung mit dem Schallschutz. Die Anforderungen sind dabei oft von Raum zu Raum verschieden. Erhältlich sind Fenster in sechs normierten Schallschutzklassen, wobei Klasse 6 den größten Schutz bietet. Sie können den eindringenden Lärm um bis zu 50 Dezibel senken. Beim Einbau entscheidet unter anderem die Dichtheit der Fuge zwischen Fenster und Außenwand über den Schallschutz.

Tipp

Denken Sie auch an Ihre Rollladenkästen – ein noch so gutes Fenster sorgt nicht für Ruhe und Wärme, wenn darüber ein ungedämmter Kasten hängt. Abhilfe schaffen können Schallschutz- beziehungsweise Wärmedämmeinlagen oder der Umstieg auf gedämmte Aufsatzrollladenkästen.

Schutz vor Einbrechern

Geübte Einbrecher hebeln ein Fenster in weniger als 30 Sekunden mit einem Schraubendreher auf, wenn es nur einfache Rollzapfen-Verschlüsse hat. Deutlich schwerer haben sie es bei Pilzkopfzapfenverriegelungen, die auch nachgerüstet werden können: Diese Zapfen am Fensterflügel verhaken sich mit dem Rahmen. Auch die Nachrüstung von zusätzlichen Sicherungen an Schlössern und Scharnieren ist fast immer möglich. Abschließbare Fenstergriffe können gleichzeitig als Kindersicherung dienen. Bei mehreren Fenstern sollte auf gleichschließende Zylinder geachtet werden und der Schlüssel im Notfall immer auffindbar sein. Abschließbare Fenstergriffe mit Zusatzverriegelung sichern das Fenster gleichzeitig vor Aufhebeln. Zudem gibt es einbruchhemmende Verglasungen.

Tipp

Bei neuen Fenstern können Sie sich an den sechs sogenannten Widerstandsklassen (englisch Resistance Classes, kurz RC) orientieren. Sie beziehen sich auf die mechanische Sicherheit der Gesamtkonstruktion aus Rahmen, Beschlag und Verglasung. Bei privaten Wohngebäuden sollte sie mindestens RC 2, besser aber RC 3 entsprechen. Über einbruchhemmende Fenster und weitere Sicherheitsmaßnahmen zum Einbruchschutz informiert die Polizei ausführlich auf www.k-einbruch.de sowie in allen örtlichen Dienststellen.

Schutz vor Sonne und Hitze

Die energiesparende Wärmeschutzverglasung hält die Wärme drinnen – allerdings auch im Sommer. Nach Süden ausgerichtete Fenster sollten deshalb einen außen liegenden Sonnenschutz erhalten, damit die Wärmestrahlung gar nicht erst ins Haus gelangt. Zum Einsatz kommen können zum Beispiel Raffstores (Lamellen), Roll- oder Fensterläden sowie Folien. Letztere sind zwar günstig und einfach anzubringen, verdunkeln den Raum aber dauerhaft und beeinträchtigen das Äußere des Gebäudes. Da Rollläden einen Raum in der Regel komplett verdunkeln, eignen auch sie sich nur bedingt. Raffstores (Lamellen) können das Sonnenlicht draußen halten.

Eine Alternative sind spezielle Sonnenschutzverglasungen, die dank bestimmten Beschichtungen oder Färbungen weniger Sonnenenergie in die Innenräume lassen. Dies führt jedoch auch zu geringerer Wärmeeinstrahlung in der Heizperiode und damit zu etwas höheren Heizkosten.

Unverzichtbarer Luftaustausch

Regelmäßiges Lüften ist unerlässlich, um Schimmel, schlechte Luft und Bauschäden zu vermeiden. Gerade dann, wenn nach dem Einbau neuer, dichterer Fenster weniger Luft als vorher unkontrolliert durch Ritzen und Spalten zieht. In manchen Fällen reicht die Fensterlüftung von Hand dann nicht mehr aus. Festgestellt wird das in einem von Fachleuten erstellten Lüftungskonzept. So ein Konzept legt fest, ob zum Beispiel die Unterstützung durch Luftdurchlässe, Fensterfalzlüfter oder eine Lüftungsanlage nötig ist. Vorgeschrieben ist ein Lüftungskonzept unter anderem, wenn Sie mehr als ein Drittel der Fenster einer Wohneinheit erneuern.

Tipp

Beachten Sie auf jeden Fall die Empfehlungen zum richtigen Lüften.

Komfortabel und ohne Barrieren

Fenstergriffe sollten gut in der Hand liegen, leicht zu bewegen und gut erreichbar sein. Die Griffe können zum Beispiel oftmals ohne Mehrkosten im unteren Drittel des Fensters angebracht werden, so dass Sie sie auch sitzend bedienen können. Werden die Übergänge von Balkon- und Terrassentüren dort, wo es technisch möglich ist, innen wie außen niveaugleich abgesenkt, steht auch Servierwagen, Rutschauto, Rollator oder Rollstuhl nichts mehr im Weg. Wenn Sie Ihre Fenster austauschen, können Sie auch über neue, komfortable Öffnungsmöglichkeiten nachdenken. Neben den üblichen Dreh-/Kippfenstern gibt es zum Beispiel Schiebefenster, nach außen öffnende Fenster, Parallelabstellfenster oder faltbare Fenstertüren. Diese Modelle ragen weniger in den Raum und schaffen so Platz. Auch eine teilweise Festverglasung kann eine Möglichkeit sein, Barrieren abzubauen.

Vernetzt im Smart Home

Die Einbindung der Fenster in ein automatisiertes Zuhause, das sogenannte Smart Home, kann für noch mehr Komfort sorgen. Durch Fensterkontakte kann zum Beispiel die Heizung oder ein Alarmsystem auf das Öffnen und Schließen des Fensters reagieren. Passend zu Ihrer Lebenssituation können Sie sich aus vielfältigen Automationslösungen Ihr individuelles Smart Home zusammenstellen.

Tipps für den Handwerker-Auftrag und den Einbau

Bevor Sie einen Auftrag für neue Fenster erteilen, sollten Sie mindestens zwei, besser drei vergleichbare Angebote von qualifizierten Fachfirmen einholen. Qualitätsmerkmale können ein Gesellen- oder Meisterbrief als Schreiner, Tischler oder Glaser der Fachrichtung Fensterbau sein. Auch Mitgliedschaften in der Handwerkskammer, Innung oder der Kreishandwerkerschaft sprechen für einen Mindeststandard. Die Berufsbezeichnung Fenstermonteur ist nicht geschützt, so dass auch Handwerker ohne spezielle Ausbildung sie führen können. Umso wichtiger ist es, dass Sie den einzelnen Betrieb unter die Lupe nehmen. Bitten Sie Unternehmen um eine Referenzliste mit Auftraggebern vergleichbarer Arbeiten aus den vergangenen 6 Monaten. Bei diesen früheren Kunden können Sie die Zufriedenheit mit der Qualität erfragen. Hören Sie sich auch in Ihrem Bekanntenkreis nach Empfehlungen um.

Wichtig ist, dass in den Angeboten detaillierte Angaben zu den Fensterqualitäten sowie zur Montage gemacht werden. Das betrifft etwa die Details der Befestigung, der Fugendämmung und des Fugenabschlusses auf der Raum- sowie der Außenseite. Auch Hinweise auf erforderliche Vor- und Nacharbeiten sollten enthalten sein. Weitere Punkte können Gerüst- und Entsorgungskosten sein, und auch ein Lüftungskonzept ist ein eigener Posten. Auch im Vertrag sollte ausführlich stehen, welche Leistungen wie erbracht werden sollen. Einen Mustervertrag zum Ausfüllen am Computer mit Anleitung können Sie auf der Internetseite des Eigentümerverbands Haus & Grund kostenlos herunterladen.

Tipp

Wenn Ihnen mehrere Handwerkerangebote zur Fenstersanierung vorliegen, können Sie diese im Rahmen der Energieberatung in einer unserer Beratungsstellen sowie in Energieberatungs-Stützpunkten in vielen weiteren Orten prüfen lassen.

Kontrolle kann sich lohnen

Verlangen Sie einen fachgerechten Einbau nach den Regeln der Technik. Der richtige, luftdichte Einbau eines Fensters ist sehr wichtig, um Feuchteschäden zu vermeiden. Bei Undichtheit kann warme, feuchte Luft zwischen Blendrahmen und Mauerwerk nach außen strömen und so die Konstruktion beschädigen. Die Ausführung der Fenstermontage sollten Sie daher direkt kontrollieren oder kontrollieren lassen, denn eine nachträgliche Überprüfung und Nachbesserung ist nur mit hohem Aufwand möglich. Wenn Sie sicher gehen wollen, beauftragen Sie eine begleitende Bauüberwachung durch eine unabhängigen Planungs- oder Energieberatungsbetrieb. Für die Qualitätskontrolle nach Abschluss kann zum Beispiel eine Kombination aus Thermografie und Luftdichtheitsprüfung („Blower-Door-Test“) zum Einsatz kommen. Sie bringt falsche oder fehlende Fensterabdichtungen ans Licht.

Quelle: http://www.verbraucherzentrale.de/Daemmung-fenster

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