Start Allgemein BWF Prozess- zum Ermüden langweilig

BWF Prozess- zum Ermüden langweilig

419

Gepflegte Langeweile herrschte in Berlin bei Dekorgold-Prozess vor dem Landgericht Berlin, große Strafkammer, am 13.12.2016. Es war der 34. Verhandlungstag und es ist kein Ende in Sicht.

Bekanntlich hatten 6.700 Vertragspartner der BWF Stiftung Gold von 2011 bis 2015 erworben. Bei einer Razzia Anfang 2015 wurde neben echtem Gold im Tresor auch Falschgold gefunden. Dekor-Gold; ein Metallkern mit einer Goldummantelung, die echt wirkt. Der Hauptangeklagte Saik hatte bereits im Sommer gestanden, dass er das falsche Gold gekauft und die Buchhaltung entsprechend frisiert hatte. Das sei aber nur aus Deko-Gründen gewesen. Er rechnete damit, dass die Millionen, die er in die Mine der Firma Yamamoto bzw. in die Firma direkt gesteckt habe, ab 2016/2017 riesige Goldmengen für die Anleger gebracht hätten. Ob das Gericht das glaubt? Der Chef und Eigentümer der Yamamoto AG muss als Schweizer Staatsbürger nicht vor einem deutschen Gericht erscheinen. Bereits vor Monaten hatte das Landgericht Berlin angekündigt, sich zu bemühen den Zeugen erfolgreich zu bitten doch bitte zu erscheinen. Warten wir mal ab.

Ohne sichtbare Regung verfolgten die Angeklagten und sonstigen Prozessbeteiligten die Schilderungen einer robusten Maklerin aus Wandlitz, die elf Kunden BWF Produkte vermittelt hatte. Sie ist „alter Hase“ in dem Bereich und schon seit 1992 tätig. Irgendwann war der Maklerin über den Maklerpool das Produkt die BWF über den Weg gelaufen. Sie fand die Provision von ungefähr 6.5% ansprechend und prüfte das Konzept auf Schlüssigkeit. Kaufmännisch okay, meinte sie. Die Maklerin hatte vorher schon „Pferde vor der Apotheke kotzen sehen“ und war entsprechend vorsichtig, sagte sie. Das Konzept fand die Maklerin schlüssig. Auch bei der Tresor-Besichtigung sei ihr nichts aufgefallen. Sie habe auch die 5 KG Barren (die wohl falsch sind) in der Hand gehabt. Drei ihrer langjährigen Kunden verklagten sie nach der Pleite-Nummer später und sie musste ca. 80 TE Schadenersatz zahlen. Dabei war nicht ganz klar, ob sie aus Rücksicht auf die Kundenbeziehung die Kunden schadlos halten wollte oder tatsächlich verurteilt worden war. Am Ende hatte sie ungefähr das Doppelte an Provision an Kunden gezahlt. Nach der obligatorischen Mittagspause für alle ging es weiter mit einem Anleger, der 380.000 Euro im Feuer hat.

Dieser weitere Anleger als Zeuge, dessen Anlagevermittler seinen Erbteil angelegt habe, kam ausführlich zu Wort. Absolute Sicherheit wäre für den Zeugen das allerwichtigste. Das betonte der Zeuge ständig. Er wäre sogar Trauzeuge bei seinem Anlagevermittler gewesen und jetzt erbitterter Feind dessen. Tag und Nacht so der Zeuge würde er an die Stiftung BWF denken, weil er so enttäuscht sei. Die allgemeinen Bedingungen habe er nicht gelesen und sich auch nicht für die kaufmännischen Hintergründe interessiert. Die mögliche Tresor-Besichtigung hatte er nicht wahrgenommen. Der Anleger berichtete, er würde jetzt den Anlagevermittler mit einer Bremer Kanzlei – Sommerberg – verklagen. Den Anwalt Knüfer aus Konstanz wollte er nicht nehmen, weil dieser ausdrücklich nicht gegen die Vertriebsmitarbeiter vorgehen würde.

Die Frau des Goldhändlers Saik ist immer noch in Untersuchungshaft, obwohl ihre Anwälte vor einigen Wochen aufgrund der schlechten Gesundheit und mangelndem Tatverdacht, ihre vorzeitige Entlassung beantragt hatten. Am Donnerstag sollen weitere Zeugen gehört werden.

Spannend wird es wohl erst wenn der Herr Papakostas als Chef der Yamamoto AG erscheint oder Verantwortliche der Aufsichtsbehörde BaFin. Mehrere Zeugen, die Geld verloren hatten, zeigten sich vor Gericht fassungslos, dass die Aufsichtsbehörde seit Februar 2012 dem Treiben der BWF Stiftung in Berlin zugesehen, aber nichts für die Anleger veranlasst hatte. Anders als die Staatsanwaltschaft Berlin und die BaFin wusste niemand der Vermittler und Kunden von Geldwäsche-Verdachtsanzeigen oder gar den Vorstrafen des Goldhändlers Saik. Hier saßen die Behörden auf Geheimwissen. Weder die Maklerin noch der Geldanleger, die heute aussagten, hatten den Hauch einer Ahnung.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein