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Analyse des Jahresabschlusses der AREF Windpark Galgenberg GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

TungArt7 (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss der AREF Windpark Galgenberg GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 offenbart eine erhebliche finanzielle Schieflage. Die Gesellschaft weist bilanziell kein Eigenkapital mehr aus, sondern nicht durch Vermögenseinlagen gedeckte Entnahmen und Verlustanteile der Kommanditistin. Trotz dieser bilanziellen Überschuldung geht die Geschäftsführung von einer Fortführung des Unternehmens aus. Eine detaillierte Analyse zeigt die zentralen Chancen und Risiken aus Sicht potenzieller Investoren.

1. Bilanzielle Überschuldung – Eigenkapital vollständig aufgezehrt

Ein zentrales Problem der Gesellschaft ist die vollständige Aufzehrung des Eigenkapitals. Das Kommanditkapital beträgt zwar nominal 200.000 Euro, jedoch wurde es durch erhebliche Entnahmen (-451.261 Euro) und Verluste (-580.392 Euro) weit überstiegen.

In der Bilanz wird die Überschuldung wie folgt dargestellt:

  • Nicht durch Vermögenseinlagen gedeckte Verlustanteile der Kommanditistin: 380.392 Euro (Vorjahr: 1,047 Mio. Euro)
  • Nicht durch Vermögenseinlagen gedeckte Entnahmen der Kommanditistin: 451.261 Euro (Vorjahr: 0 Euro)

In Summe ergibt sich ein negatives Eigenkapital von -831.652 Euro. Dass die Verluste im Vergleich zum Vorjahr reduziert wurden, ist ein kleiner positiver Aspekt, aber die finanzielle Situation bleibt hochproblematisch.

Die Gesellschaft argumentiert, dass trotz dieser Lage eine Fortführung möglich sei, da die Finanzkraft für 2024/2025 ausreiche. Diese Einschätzung basiert allerdings auf internen Prognosen, die für Anleger schwer überprüfbar sind.

2. Hohe Verschuldung – Bankdarlehen dominieren die Passivseite

Die Passivseite der Bilanz wird fast vollständig von Verbindlichkeiten dominiert, insbesondere durch hohe Bankdarlehen:

  • Kreditverbindlichkeiten: 2,66 Mio. Euro (Vorjahr: 3,16 Mio. Euro)
  • Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen: 54.247 Euro
  • Sonstige Verbindlichkeiten: 16.968 Euro
  • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: 3.223 Euro

Die Verbindlichkeiten gegenüber Banken sind durch Sicherungsübereignung und Abtretung der Einspeiseerlöse abgesichert. Das bedeutet, dass das Unternehmen seine zukünftigen Stromerlöse bereits als Sicherheit für die Kredite eingesetzt hat.

Ein wichtiger Punkt für Investoren ist die Tilgungsstruktur:

  • 508.000 Euro der Bankverbindlichkeiten sind kurzfristig fällig (innerhalb eines Jahres)
  • 2,15 Mio. Euro haben eine Restlaufzeit zwischen ein und fünf Jahren

Die Schuldenlast ist also weiterhin hoch, obwohl im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Reduzierung stattfand.

3. Liquiditätslage – Hohe Bankguthaben, aber langfristige Unsicherheiten

Positiv hervorzuheben ist der Kassenbestand, der mit 1,04 Mio. Euro vergleichsweise hoch ausfällt. Das Unternehmen verfügt also über nennenswerte liquide Mittel. Allerdings ist unklar, ob diese Mittel für laufende Verpflichtungen ausreichen oder bereits für zukünftige Zahlungen verplant sind.

Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (201.446 Euro) deuten darauf hin, dass noch ausstehende Einnahmen erwartet werden. Diese könnten zur kurzfristigen Stabilisierung der Liquidität beitragen, müssen aber auch tatsächlich eintreffen.

Trotz dieses kurzfristigen Pufferpolsters bleibt die langfristige Frage: Können die laufenden Einnahmen die Schulden und Betriebskosten decken?

4. Anlagevermögen – Abschreibungen und Investitionen

Das Sachanlagevermögen beläuft sich auf 821.167 Euro und setzt sich aus technischen Anlagen (770.917 Euro), Grundstücken (10.350 Euro) und geleisteten Anzahlungen (39.900 Euro) zusammen.

Auffällig ist, dass die technischen Anlagen ursprünglich mit 2,1 Mio. Euro in den Büchern standen, aber durch Abschreibungen mittlerweile stark reduziert wurden. Dies zeigt, dass der Windpark bereits eine erhebliche Wertminderung erfahren hat – entweder durch planmäßige Abschreibungen oder durch eine schwächere Ertragslage.

5. Fehlende Ertragszahlen – Ist der Windpark profitabel?

Ein entscheidendes Problem für Anleger ist das Fehlen von Informationen zur Gewinn- und Verlustrechnung. Der Jahresabschluss enthält zwar Angaben zu Abschreibungen und Zinsen, aber keine konkrete Darstellung von Umsätzen oder Betriebsergebnissen.

Offene Fragen bleiben:

  • Wie hoch sind die jährlichen Einnahmen aus der Stromerzeugung?
  • Decken diese Einnahmen die Betriebskosten und Zinsen?
  • Gibt es eine Aussicht auf künftige Gewinne?

Ohne diese Zahlen bleibt unklar, ob die Gesellschaft sich aus eigener Kraft sanieren kann oder weiterhin auf externe Mittel angewiesen sein wird.

Fazit: Sehr hohes Risiko für Anleger, fragliche Rentabilität

Die AREF Windpark Galgenberg GmbH & Co. KG befindet sich in einer finanziell äußerst schwierigen Lage:
Positiv:

  • Der Liquiditätsbestand von über 1 Mio. Euro gibt kurzfristig Sicherheit
  • Bankverbindlichkeiten wurden leicht reduziert
  • Die Gesellschaft sieht sich als fortführungsfähig

Negativ:

  • Bilanzielle Überschuldung, vollständige Aufzehrung des Eigenkapitals
  • Hohe langfristige Verbindlichkeiten mit gesicherten Einspeiseerlösen
  • Unklar, ob das Unternehmen tatsächlich Gewinne erwirtschaftet
  • Fehlende Transparenz in der Gewinn- und Verlustrechnung

Fazit für Investoren:
Ein Engagement in dieses Unternehmen wäre mit einem extrem hohen Risiko verbunden. Ohne detaillierte Informationen zur Ertragslage und einem klaren Sanierungsplan ist es schwer vorstellbar, dass sich die finanzielle Situation aus eigener Kraft nachhaltig verbessert. Anleger sollten eine tiefere Analyse der Umsatzstruktur und der operativen Rentabilität anfordern, bevor sie eine Entscheidung treffen.

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