Die Realverfilmung von Disneys Klassiker Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937) sollte ein sicherer Kinohit werden. Doch schon vor der offiziellen Veröffentlichung sorgt der Film für heftige Debatten – von politischen Kontroversen über Casting-Entscheidungen bis hin zu kreativen Änderungen.
Politische Debatte um Hauptdarstellerinnen
Bereits die Besetzung von Rachel Zegler als Schneewittchen führte zu Diskussionen. Kritiker monierten, dass eine Schauspielerin kolumbianischer Herkunft nicht zur ikonischen Figur passe. Andere sahen in der Kritik rassistische Untertöne, ähnlich wie bei Halle Bailey, die in Arielle, die Meerjungfrau (2023) die Hauptrolle übernahm.
Doch der wahre politische Zündstoff kam später: Zegler äußerte sich in den sozialen Medien pro-palästinensisch („Free Palestine“), während ihre Kollegin Gal Gadot (die Böse Königin) Israel öffentlich unterstützte. Dies führte zu Boykottaufrufen von beiden Seiten, sodass der Film ungewollt zum Symbol für den Nahost-Konflikt wurde.
Zudem kritisierte Zegler den Originalfilm scharf: Die Liebesgeschichte sei „problematisch“ und der Prinz „stalkt“ Schneewittchen. Diese Aussagen wurden als „zu woke“ kritisiert und lösten insbesondere bei Disney-Traditionalisten Empörung aus.
Die Zwergen-Debatte: Fortschritt oder Ausschluss?
Ein weiterer Streitpunkt war die Darstellung der sieben Zwerge. Schauspieler Peter Dinklage kritisierte das Original als „rückständig“ und forderte ein Umdenken. Disney reagierte, indem es die Zwerge durch CGI-animierte „magische Wesen“ ersetzte.
Diese Entscheidung führte jedoch zu heftiger Kritik von Schauspielern mit Kleinwuchs, die Disney vorwarfen, ihnen wichtige Rollen zu nehmen und zu „übertriebener politischer Korrektheit“ neigten.
Befürchtungen um die Filmqualität
Neben den politischen Kontroversen gibt es auch Sorgen um die Qualität des Films. Der erste Trailer wurde mit Spott überhäuft, insbesondere wegen der minderwertig wirkenden CGI-Effekte. Die britische Zeitung The Guardian nannte ihn sogar „das hässlichste, was je auf einer Leinwand zu sehen war“.
Auch die neuen Songs des Oscar-prämierten Songwriter-Duos Benj Pasek & Justin Paul wurden kühl aufgenommen. Der erste veröffentlichte Titel Waiting On a Wish wurde als langweilig und uninspiriert kritisiert.
Disney in der Krise: Kann der Film an den Kinokassen bestehen?
Finanziell steht Snow White vor einer ungewissen Zukunft. Während Filme wie Moana 2 und Mufasa: Der König der Löwen die Milliardenmarke knacken konnten, wird für Snow White nur ein mäßiger Kinostart mit etwa 50 Millionen Dollar erwartet – wenig für einen Film, der über 200 Millionen Dollar gekostet haben soll.
Aus Angst vor weiterer negativer PR hat Disney seine Promotionsstrategie drastisch geändert. Die Weltpremiere fand in Spanien statt, während die Los-Angeles-Premiere auf den Nachmittag gelegt wurde – und zwar ohne traditionelle Interviews auf dem roten Teppich.
Fazit: Ein Film als Spiegel der Zeit
Ob Snow White ein finanzieller Erfolg oder ein Misserfolg wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Der Film ist mehr als nur ein Märchen – er spiegelt die kulturellen und politischen Spannungen unserer Zeit wider. Von der Casting-Debatte über die politischen Äußerungen der Stars bis hin zur Frage nach künstlerischer Freiheit ist Snow White wohl der kontroverseste Disney-Film der letzten Jahre.