Mark Carney, einst Chef der Bank of England und Bank of Canada, ist neuer Premierminister Kanadas. Am Freitag wurde er offiziell vereidigt – und steht nun vor einer seiner wohl größten Herausforderungen: ein eskalierender Handelskrieg mit den USA unter Präsident Donald Trump.
Vom Zentralbanker zum Regierungschef
Carney, der von 2013 bis 2020 als erster Nicht-Brite die Bank of England leitete, hat eine beeindruckende Karriere hinter sich. Zuvor führte er bereits Kanadas Zentralbank durch die Finanzkrise 2008 und wurde weltweit für seine Krisenmanagementfähigkeiten gelobt.
Politisch war er bislang jedoch ein Neuling. Trotzdem konnte er sich bei der Wahl zum neuen Vorsitzenden der Liberalen Partei Kanadas mit Leichtigkeit durchsetzen und trat damit die Nachfolge von Justin Trudeau an. Seine erste große Aufgabe: Kanada gegen Trumps aggressive Handelspolitik wappnen.
Handelskrieg mit den USA – „Wir lassen uns nicht erpressen“
Trump hat seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar massive Zölle auf kanadische Waren verhängt und dabei sogar angedeutet, dass Kanada besser als 51. US-Bundesstaat aufgehoben wäre.
Carney reagierte scharf und verglich Trump mit einem Bösewicht aus der „Harry Potter“-Reihe:
„Diese absurden und beleidigenden Aussagen des Präsidenten erinnern mich an den Voldemort der Politik – ich werde sie nicht einmal wiederholen.“
Er kündigte an, Kanada werde Gegenzölle verhängen, bis die USA „uns mit Respekt behandeln“ und sich zu einem fairen Handelsabkommen bekennen.
Ein Ökonom an der Spitze – Vorteil oder Risiko?
Während Carney für seine Wirtschaftskompetenz gefeiert wird, kritisieren ihn politische Gegner als abgehobenen Technokraten, der wenig Bezug zur Bevölkerung habe. Die Konservativen warfen ihm vor, den Hauptsitz der Investmentfirma Brookfield Asset Management von Toronto nach New York verlegt zu haben – eine Entscheidung, die Carney jedoch nach eigenen Angaben erst nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen fiel.
Auch wird er unter Druck gesetzt, seine finanziellen Vermögenswerte offenzulegen, was er als Premierminister bald tun muss.
Erste Maßnahmen: Abschaffung der CO₂-Steuer
Carney, der als Befürworter nachhaltiger Finanzpolitik gilt, war lange Unterstützer der umstrittenen CO₂-Steuer von Trudeau. Doch um politisch zu punkten, kippte er die Regelung direkt nach seiner Vereidigung.
„Das wird eine spürbare Entlastung für die kanadischen Haushalte bringen“, so Carney.
Zugleich betonte er, dass seine Klimapolitik sich nicht ändern werde, sondern er neue Wege finden wolle, Kanadas Emissionen zu senken, ohne Verbraucher zu belasten.
Wahlkampf in Sicht – wie lange bleibt Carney Premier?
Obwohl Kanadas nächste reguläre Wahl erst im Oktober 2025 ansteht, wird spekuliert, dass Carney bereits in den kommenden Monaten eine vorzeitige Wahl ausrufen könnte, um sich ein eigenes Mandat zu sichern.
Laut Umfragen sehen viele Kanadier ihn als bessere Wahl im Umgang mit Trump als seinen konservativen Herausforderer Pierre Poilievre.
Fazit: Banker gegen Trump – ein ungleiches Duell
Carney bringt eine beachtliche wirtschaftliche Expertise mit – doch reicht das aus, um sich politisch zu behaupten? Der Handelskrieg mit den USA wird seinen Erfolg als Premier maßgeblich bestimmen.
Fest steht: Mit Carney betritt ein Mann die politische Bühne, der nicht nur Banken, sondern nun auch ein ganzes Land durch eine Krise steuern muss.