Die e.n.o. Windpark GmbH & Co. Pritzwalk KG, mit Sitz in Rerik, hat für das Geschäftsjahr 2023 eine Bilanzsumme von 3,10 Mio. EUR ausgewiesen. Diese ist im Vergleich zum Vorjahr (3,19 Mio. EUR) leicht gesunken. Die Gesellschaft fällt unter die Regelungen für kleine Kapitalgesellschaften & Co. nach HGB und hat dabei diverse größenabhängige Erleichterungen in Anspruch genommen.
1. Bilanzanalyse
Aktiva (Vermögenswerte)
Das auffälligste Merkmal des Jahresabschlusses ist der massive Rückgang des Anlagevermögens. Dieses beträgt zum 31.12.2023 lediglich 4 EUR (Vorjahr: 13.836 EUR).
Immaterielle Vermögensgegenstände: Reduzierung auf 1 EUR (Vorjahr: 4.375 EUR). Dies deutet darauf hin, dass zuvor bilanzierte Rechte, Lizenzen oder ähnliche Werte entweder abgeschrieben oder veräußert wurden.
Sachanlagen: Rückgang auf 3 EUR (Vorjahr: 9.461 EUR). Der drastische Abbau des Sachanlagevermögens ist ungewöhnlich für ein Unternehmen, das im Bereich Windenergie tätig ist. Normalerweise würden hier Windkraftanlagen, Infrastruktur oder technisches Equipment bilanziert sein.
Ein so geringer Buchwert kann darauf hindeuten, dass sämtliche Anlagen vollständig abgeschrieben wurden, was entweder auf ein hohes Alter der Windkraftanlagen oder eine veränderte Bilanzierungspraxis schließen lässt. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Veräußerung oder Ausgliederung der operativen Anlagen, was jedoch im Anhang nicht erwähnt wird.
Das Umlaufvermögen beträgt 3,10 Mio. EUR (Vorjahr: 3,18 Mio. EUR).
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände sind mit 3,01 Mio. EUR bilanziert und haben sich gegenüber dem Vorjahr (2,84 Mio. EUR) erhöht. Es wäre wichtig zu wissen, worauf diese Forderungen basieren – beispielsweise aus Einspeisevergütungen, internen Forderungen gegenüber Gesellschaftern oder anderen Geschäftspartnern.
Liquide Mittel: Ein starker Rückgang auf 89.504 EUR (Vorjahr: 343.493 EUR). Diese Entwicklung kann kritisch betrachtet werden, da eine hohe Liquiditätsreserve für Investitionen oder unvorhergesehene Kosten wichtig wäre. Es stellt sich die Frage, ob das Unternehmen Geld für laufende Verpflichtungen ausgegeben hat oder ob andere Kapitalflüsse dahinterstehen.
📌 Anlegerbewertung
Positiv: Hoher Anteil des Umlaufvermögens in Forderungen zeigt mögliche bevorstehende Einnahmen.
Kritisch: Anlagevermögen fast vollständig abgeschrieben oder nicht mehr vorhanden – was bedeutet dies für den Geschäftsbetrieb?
Warnsignal: Starker Rückgang der liquiden Mittel könnte zu Liquiditätsproblemen führen.
2. Passiva (Kapitalstruktur und Verbindlichkeiten)
Das Eigenkapital bleibt stabil bei 2,75 Mio. EUR. Dies ist grundsätzlich positiv, da eine solide Kapitalbasis Investoren Vertrauen gibt.
Kapitalanteile der Kommanditisten: Mit 2,61 Mio. EUR unverändert.
Rücklagen (gesamthänderisch gebunden): 137.000 EUR, ebenfalls unverändert.
Die Rückstellungen sind auf 318.507 EUR gesunken (Vorjahr: 358.615 EUR). Dies deutet darauf hin, dass bestehende Rückstellungen aufgelöst oder geringer angesetzt wurden. Da die Gesellschaft jedoch langfristige Verpflichtungen hat (z. B. Wartung, Pachtverträge, mögliche Rückbaukosten für Windkraftanlagen), stellt sich die Frage, ob die Rückstellungen in ausreichender Höhe bilanziert sind.
Die Verbindlichkeiten sind deutlich auf 33.736 EUR gesunken (Vorjahr: 84.105 EUR).
Dies zeigt eine gesunde Finanzlage, da Schulden abgebaut wurden.
Dennoch bleibt unklar, ob externe Darlehen oder Kredite notwendig waren, um laufende Kosten zu decken.
📌 Anlegerbewertung
Positiv: Stabiles Eigenkapital stärkt die finanzielle Grundlage.
Positiv: Reduzierung der Verbindlichkeiten zeigt gesunde Entschuldung.
Kritisch: Rückstellungen wurden gesenkt – reicht dies für zukünftige Verpflichtungen aus?
3. Ertragslage und sonstige Verpflichtungen
Keine Angaben zu Gewinnen oder Verlusten im Jahresabschluss. Dies erschwert die Einschätzung, ob das Unternehmen profitabel wirtschaftet.
Sonstige finanzielle Verpflichtungen: 150.000 EUR aus Pacht- und Gestattungsverträgen sowie für den Rückbau von Windkraftanlagen.
Diese Verpflichtungen sind für Windparkbetreiber typisch, werfen jedoch Fragen auf, da das Unternehmen kaum noch Anlagevermögen bilanziert. Wie soll der Rückbau finanziert werden, wenn keine substanzielle Anlagebasis mehr existiert?
4. Interpretation aus Anlegersicht
Solide Kapitalstruktur, aber keine erkennbare Substanz im Anlagevermögen: Das Unternehmen verfügt über ein stabiles Eigenkapital und geringe Schulden. Doch der nahezu vollständige Wegfall des Anlagevermögens ist ein großes Fragezeichen.
Mangelnde Transparenz über die Ertragslage: Es gibt keine Angaben dazu, ob Gewinne oder Verluste erwirtschaftet wurden.
Hohe Außenstände in den Forderungen: Ein Großteil der Vermögenswerte besteht aus Forderungen. Offen bleibt, wann und ob diese Forderungen realisiert werden.
Sinkende Liquidität: Die liquiden Mittel haben sich drastisch reduziert. Falls keine neuen Einnahmen generiert werden, könnte dies zu Problemen bei der Finanzierung operativer Kosten führen.
5. Fazit und Empfehlung für Anleger
📌 Kritische Punkte für Anleger:
Anlagevermögen fast vollständig abgeschrieben oder veräußert? → Was bedeutet das für den operativen Betrieb?
Keine Angaben zur Ertragslage → Ist das Unternehmen überhaupt noch profitabel?
Rückbaukosten stehen an, aber kaum Substanz vorhanden → Wie soll dies finanziert werden?
Sinkende Liquidität → Kann das Unternehmen laufende Kosten decken?
✅ Positive Aspekte:
Hohe Eigenkapitalquote und geringe Schulden.
Reduzierung der Verbindlichkeiten zeigt finanzielle Stabilität.
💡 Empfehlung für Investoren:
Unbedingt nachfragen, ob die Windkraftanlagen noch existieren oder veräußert wurden.
Klärung der offenen Forderungen: Wann sind diese fällig, und wie sicher ist deren Zahlung?
Überprüfung der Ertragslage: Warum gibt es keine Angaben zu Gewinnen oder Verlusten?
Langfristige Strategie analysieren: Wie will das Unternehmen ohne Anlagevermögen weiter operieren?
🔎 Fazit:
Die e.n.o. Windpark GmbH & Co. Pritzwalk KG weist eine stabile Eigenkapitalbasis und niedrige Schulden auf, was zunächst positiv erscheint. Jedoch fehlen klare Hinweise auf das operative Geschäft, da das Anlagevermögen fast vollständig abgeschrieben wurde und keine Angaben zur Rentabilität gemacht werden. Anleger sollten sich daher intensiv mit den offenen Fragen zur Zukunft des Unternehmens auseinandersetzen, bevor sie eine Entscheidung treffen.