Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, die militärische Unterstützung für die Ukraine vorerst einzufrieren, sorgt international für Besorgnis. Die Maßnahme folgt auf ein hitziges Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, bei dem es offenbar zu Meinungsverschiedenheiten über den weiteren Verlauf des Krieges und mögliche Friedensverhandlungen kam.
Wie viel Militärhilfe hat die Ukraine bisher erhalten?
Die Vereinigten Staaten waren bislang der größte Einzelspender für die Ukraine. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Jahr 2022 haben sie insgesamt 123 Milliarden Dollar an Unterstützung bereitgestellt, davon entfielen rund 69 Milliarden Dollar (56 %) auf militärische Hilfe, so das Kiel Institut für Weltwirtschaft.
Die Ukraine hat ihre eigene Rüstungsproduktion in den letzten Monaten hochgefahren. Laut Premierminister Denys Schmyhal stellt das Land mittlerweile über 30 % seiner benötigten militärischen Ausrüstung selbst her. Dennoch ist es weiterhin stark auf westliche Hilfe angewiesen – allein die USA deckten etwa 40 % des militärischen Bedarfs des Landes ab, während europäische Staaten den Großteil der restlichen Unterstützung übernehmen.
Die Europäische Union reagierte schnell auf die neue US-Strategie und kündigte am Dienstag ein Finanzierungsprogramm an, das es den Mitgliedstaaten ermöglichen soll, 158 Milliarden Dollar für die Aufstockung der Verteidigungsausgaben und Waffenlieferungen an die Ukraine bereitzustellen.
Welche Waffen lieferte die USA?
Zu den von den USA gelieferten militärischen Gütern gehören unter anderem:
- Luftabwehrsysteme (z. B. Patriot-Systeme)
- Drohnen
- Raketenwerfer
- Radarsysteme
- Panzer und gepanzerte Fahrzeuge
- Panzerabwehrwaffen
Die Waffen wurden über die sogenannte Presidential Drawdown Authority bereitgestellt, die es dem Präsidenten erlaubt, militärische Ausrüstung direkt aus US-Beständen an die Ukraine zu liefern. Seit August 2021 wurde dieses Verfahren 55 Mal genutzt, mit einem Gesamtwert von 31,7 Milliarden Dollar.
Ein Stopp dieser Lieferungen könnte schwerwiegende Folgen haben. Ukrainische Offizielle warnten bereits davor, dass das Land bis Mai oder Juni wichtige Artilleriemunition aufbrauchen könnte.
Besonders kritisch ist die Versorgung mit Patriot-Luftabwehrraketen, die sich als äußerst effektiv gegen russische Raketenangriffe erwiesen haben. Diese Systeme und deren Munition werden ausschließlich in den USA produziert, was die Ersatzbeschaffung für die Ukraine erschwert.
Kann Europa die Lücke füllen?
Obwohl europäische Länder ihre Unterstützung für die Ukraine verstärken, ist es fraglich, ob sie den Ausfall der US-Lieferungen kompensieren können.
- Die USA haben bisher die meisten schweren Waffen geliefert, darunter Haubitzen, Flugabwehrsysteme und Mehrfachraketenwerfer.
- Polen hat die meisten Panzer an die Ukraine geliefert und weitere zugesagt.
Vergleicht man die Verteidigungsausgaben, wird deutlich, wie schwierig es für Europa wird, den Rückgang der US-Hilfe auszugleichen:
- 2023 gaben die 27 EU-Staaten und das Vereinigte Königreich zusammen 388 Milliarden Dollar für Verteidigung aus.
- Die USA investierten hingegen 916 Milliarden Dollar – mehr als doppelt so viel.
- Zudem entfielen 9 % der gesamten US-Staatsausgaben auf das Militär – der höchste Anteil innerhalb der NATO.
Fazit
Die Entscheidung der USA, die Militärhilfe für die Ukraine vorerst auszusetzen, könnte erhebliche Auswirkungen auf den Kriegsverlauf haben. Während europäische Länder ihre Unterstützung ausweiten, bleibt unklar, ob sie den Ausfall der US-Lieferungen kompensieren können. Besonders kritisch ist die Versorgung mit US-exklusiven Systemen wie dem Patriot-Raketenabwehrsystem.
Die nächsten Wochen werden entscheidend sein – sowohl für die militärische Lage in der Ukraine als auch für die geopolitischen Beziehungen zwischen den USA, Europa und der Ukraine.