1. Allgemeine Einschätzung des Jahresabschlusses
Der Jahresabschluss wurde gemäß HGB und den Vorschriften für kleine Gesellschaften erstellt. Es wurden handelsrechtliche Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden angewendet, die eine realistische Darstellung der Vermögens- und Finanzlage sicherstellen sollen. Die wirtschaftliche Entwicklung zeigt einige auffällige Veränderungen, die für Anleger von Bedeutung sind.
2. Vermögenslage (Aktiva)
Anlagevermögen: Das Sachanlagevermögen ist von 423.919,66 EUR auf 290.281,66 EUR gesunken, ein Rückgang von ca. 31,5 %. Dies könnte auf Abschreibungen oder einen teilweisen Verkauf von Anlagen hindeuten. Eine genauere Erläuterung fehlt.
Umlaufvermögen:
Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände sind von 391.455,67 EUR auf 466.436,66 EUR gestiegen (+19,1 %), was darauf hindeutet, dass offene Forderungen gegenüber Kunden oder Geschäftspartnern zugenommen haben.
Der Kassenbestand und die Bankguthaben sind dramatisch gesunken – von 759.286,85 EUR auf 107.188,99 EUR (ca. -86 %). Dies ist ein signifikanter Rückgang und könnte auf hohe Ausgaben, Tilgungen oder Ausschüttungen hindeuten.
Rechnungsabgrenzungsposten: Ein starker Anstieg von 16.290,00 EUR auf 74.878,91 EUR deutet darauf hin, dass höhere im Voraus bezahlte Aufwendungen oder noch nicht realisierte Erträge in die nächste Periode übertragen wurden.
3. Finanzlage (Passiva)
Eigenkapital: Das Eigenkapital hat sich leicht von 435.512,10 EUR auf 449.302,92 EUR erhöht (+3,2 %). Dies ist grundsätzlich positiv, aber die geringe Steigerung im Verhältnis zu den starken Veränderungen bei Aktiva und Verbindlichkeiten verdient genauere Betrachtung.
Bilanzgewinn: Der Bilanzgewinn beträgt 80.502,93 EUR, was eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr darstellt (66.712,11 EUR). Allerdings fällt auf, dass der Gewinnvortrag von 214.869,82 EUR (2023) auf 66.712,11 EUR (2024) massiv gesunken ist. Das könnte auf hohe Ausschüttungen oder Verluste aus Vorjahren hindeuten.
Rückstellungen: Ein dramatischer Rückgang von 778.154,48 EUR auf 376.019,96 EUR (-51,7 %) könnte darauf hindeuten, dass zuvor gebildete Rückstellungen aufgelöst wurden. Es bleibt unklar, ob dies durch tatsächlich entfallene Risiken oder durch eine aggressive Bilanzpolitik geschah.
Verbindlichkeiten: Ein starker Rückgang von 377.285,60 EUR auf 113.463,34 EUR (-69,9 %) ist auf den ersten Blick positiv, da dies eine deutliche Entschuldung bedeutet. Besonders die langfristigen Verbindlichkeiten wurden vollständig getilgt. Allerdings ist nicht ersichtlich, wie diese Reduzierung finanziert wurde – durch Gewinn, Ausschüttungen oder den massiven Abbau von liquiden Mitteln?
4. Risikoanalyse für Anleger
Positive Aspekte:
✅ Eigenkapital leicht gestärkt: Trotz Turbulenzen bleibt das Eigenkapital stabil und zeigt sogar eine kleine Verbesserung.
✅ Rückführung von Verbindlichkeiten: Die drastische Senkung der Verbindlichkeiten kann ein positives Signal für eine gesunde Finanzstrategie sein.
✅ Bilanzgewinn gestiegen: Das Unternehmen erwirtschaftet weiterhin Gewinne, was grundsätzlich für eine solide operative Tätigkeit spricht.
Kritische Punkte:
⚠ Dramatischer Rückgang der liquiden Mittel: Von 759.286,85 EUR auf 107.188,99 EUR gesunken – eine Reduktion um 86 %. Das könnte Liquiditätsengpässe nach sich ziehen.
⚠ Hohe Auflösung von Rückstellungen: Dies könnte kurzfristig das Ergebnis verbessern, aber langfristig Risiken bergen. Wurden zukünftige Verpflichtungen unterschätzt?
⚠ Abbau des Anlagevermögens: Ein Rückgang um 31,5 % lässt Fragen offen – wurden Windkraftanlagen veräußert oder stillgelegt?
5. Fazit & Anlegerbewertung
Die Windpark Kremsdorf GmbH zeigt in ihrem Jahresabschluss einige positive Entwicklungen, insbesondere die Reduzierung der Verbindlichkeiten und den leicht gestiegenen Bilanzgewinn. Gleichzeitig gibt es signifikante Risikofaktoren, insbesondere den starken Liquiditätsverlust, den Abbau von Anlagevermögen und die hohe Rückstellungsauflösung.
Für Anleger bedeutet dies:
Kurzfristig könnte das Unternehmen finanziell stabil erscheinen, aber die drastische Reduzierung der Kassenbestände könnte sich in Zukunft als problematisch erweisen.
Die langfristige Perspektive bleibt unklar, insbesondere im Hinblick auf die Vermögens- und Liquiditätsentwicklung.
Anleger sollten genauer prüfen, wie der Rückgang der liquiden Mittel finanziert wurde und welche Auswirkungen dies auf künftige Ausschüttungen oder Investitionen hat.
Insgesamt ergibt sich ein gemischtes Bild: Die Bilanz zeigt Fortschritte, aber auch erhebliche Risiken, die einer tieferen Analyse bedürfen.