Dark Mode Light Mode

Kanadier kämpfen mit Patriotismus gegen Trumps Strafzölle

Clker-Free-Vector-Images (CC0), Pixabay

Kanadier sind bekannt für ihre Höflichkeit – aber jetzt ist Schluss mit „Sorry“. Nachdem US-Präsident Donald Trump neue Strafzölle gegen Kanada verhängt und sein nördliches Nachbarland mehrfach als „51. Bundesstaat“ bezeichnet hat, ist die Wut in Kanada spürbar. Die Reaktion? Ein landesweiter Boykott von US-Produkten, ein sprunghafter Anstieg des Patriotismus – und sogar handfeste Auseinandersetzungen auf dem Eishockeyfeld.

Pizza ohne Pepperoni aus Ohio, Cola ohne Coke

Viele Kanadier setzen jetzt auf heimische Produkte. Der Pizzeria-Besitzer Graham Palmateer aus Toronto etwa hat kurzerhand sämtliche US-Zutaten aus seinem Lokal verbannt. Statt Ohio-Pepperoni gibt’s nun Fleisch aus Ontario, statt kalifornischer Tomaten italienische – und Coca-Cola wurde durch mit kanadischem Ahornsirup gesüßtes Sprudelwasser ersetzt.

„Irgendwann dachte ich mir einfach: Genug ist genug“, sagte Palmateer. Und mit dieser Haltung steht er nicht allein: Die „Buy Canadian“-Bewegung boomt, kanadische Online-Verzeichnisse für heimische Produkte verzeichnen Rekordbesuche, und laut Umfragen meiden zwei Drittel der Kanadier inzwischen gezielt US-Produkte.

Politik wird durchgeschüttelt – Trump als unfreiwilliger Wahlhelfer

Trumps Handelskrieg hat nicht nur die Wirtschaft getroffen, sondern auch die kanadische Politik auf den Kopf gestellt. Noch vor wenigen Monaten schien der konservative Oppositionsführer Pierre Poilievre als sicherer Wahlsieger – doch nun erlebt die bisher schwächelnde Regierungspartei ein politisches Comeback. Der Grund? Der plötzliche Nationalstolz und der Wunsch nach einem starken Anführer im Kampf gegen Trump.

„Wir Kanadier suchen nicht den Streit“, sagt Dylan Lobo, Betreiber der Website „Made in Canada“. „Aber das ist ein Angriff auf unser Land.“

Kein Jack Daniel’s mehr im Supermarkt

Auch auf Regierungsebene gibt es Gegenwehr. Premierminister Justin Trudeau reagierte auf die US-Zölle mit eigenen Strafzöllen auf US-Produkte im Wert von 30 Milliarden Kanadischen Dollar. Ontario-Premier Doug Ford ließ zudem sämtliche US-Spirituosen aus staatlichen Alkoholgeschäften entfernen – ein schwerer Schlag für Hersteller wie Jack Daniel’s.

„Elbows up“: Kampfgeist auf dem Eis und in den Köpfen

Die antiamerikanische Stimmung macht selbst vor Eishockey nicht halt: Bei einem Länderspiel gegen die USA flogen die Fäuste, und die Zuschauer buhten die US-Hymne aus. Selbst Hollywood-Ikonen mischen sich ein: Mike Myers, bekannt aus „Austin Powers“, trug kürzlich im TV ein T-Shirt mit der Aufschrift „Canada is not for sale“ und sendete seinen Landsleuten ein kämpferisches „Elbows up“ – ein Ausdruck aus dem Hockey, der bedeutet: Jetzt wird nicht mehr zurückgezogen.

Ob Trump diese Welle des Patriotismus vorhergesehen hat? Wahrscheinlich nicht. Aber unfreiwillig hat er Kanada geeint – und das wohl für lange Zeit.

Kommentar hinzufügen Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Insolvenzantrag der Flamingo Grundbesitz GmbH mangels Masse abgewiesen

Next Post

SpaceX-Starship explodiert erneut – und hinterlässt Trümmer und Fragen