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Kritische Analyse des Jahresabschlusses der montanWIND Windpark Gohlocher Wald GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

geralt (CC0), Pixabay

Die montanWIND Windpark Gohlocher Wald GmbH & Co. KG hat für das Geschäftsjahr 2023 eine leicht gesunkene Bilanzsumme von 9,48 Mio. Euro (Vorjahr: 9,63 Mio. Euro) vorgelegt. Dies ist größtenteils auf planmäßige Abschreibungen auf das Anlagevermögen zurückzuführen. Insgesamt zeigt sich ein stabiler Jahresabschluss, doch einige finanzielle Aspekte sollten aus Anlegersicht kritisch hinterfragt werden.

1. Eigenkapital – Solide Basis, aber keine Gewinnverwendung

Das Eigenkapital stieg von 3,63 Mio. Euro auf 3,83 Mio. Euro, was auf eine Kapitalstärkung der Kommanditisten zurückzuführen ist. Mit einer Eigenkapitalquote von rund 40 % weist das Unternehmen eine vergleichsweise solide Finanzierungsstruktur auf.

Allerdings fällt auf, dass erneut kein Bilanzgewinn ausgewiesen wurde. Dies bedeutet, dass sämtliche Mittel aus den operativen Tätigkeiten entweder für den laufenden Betrieb, Schuldentilgungen oder Investitionen genutzt wurden. Für Anleger stellt sich die Frage, ob und wann mit Ausschüttungen gerechnet werden kann.

2. Anlagevermögen – Sinkender Buchwert der Windkraftanlagen

Das Anlagevermögen sank um rund 695.000 Euro auf 7,43 Mio. Euro, was durch planmäßige Abschreibungen auf die Windkraftanlagen und immateriellen Vermögenswerte (Projektrechte) begründet ist.

Die Sachanlagen (Windkraftanlagen) haben eine Restnutzungsdauer von 16 Jahren, was zeigt, dass sich die Anlagen noch in einem relativ frühen Lebenszyklus befinden. Jedoch ist nicht ersichtlich, ob das Unternehmen langfristig Rücklagen für Ersatzinvestitionen bildet, um die technische Erneuerung der Windräder zu finanzieren.

3. Verbindlichkeiten – Hohe Schuldenlast, aber leichte Reduzierung

Die Verbindlichkeiten sind von 5,74 Mio. Euro auf 5,42 Mio. Euro gesunken, was eine leichte Entschuldung zeigt. Dennoch bleibt die Schuldenquote mit über 57 % der Bilanzsumme hoch.

Kurzfristige Verbindlichkeiten (bis 1 Jahr) sind von 511.752 Euro auf 693.547 Euro gestiegen, was auf eine erhöhte kurzfristige Finanzierung hinweist.
Langfristige Verbindlichkeiten (> 1 Jahr) sind von 5,23 Mio. Euro auf 4,77 Mio. Euro gesunken, was einen kontinuierlichen Schuldenabbau zeigt.
Besonders kritisch: 5,38 Mio. Euro der Verbindlichkeiten sind durch die Verpfändung der Stromerlöse besichert, was die finanzielle Flexibilität einschränkt. Sollte es zu unerwarteten Einnahmeausfällen kommen, könnte dies die Liquidität des Unternehmens erheblich belasten.

4. Forderungen – Hohe Außenstände gegenüber Gesellschaftern

Die Forderungen sind stark gestiegen, von 643.211 Euro auf 1,19 Mio. Euro. Ein wesentlicher Teil davon betrifft Forderungen gegenüber Gesellschaftern, die sich von 405.751 Euro auf 1,00 Mio. Euro mehr als verdoppelt haben.

Für Anleger ist dies ein Warnsignal, da es bedeutet, dass das Unternehmen Gelder an Gesellschafter verliehen oder offene Posten nicht beglichen bekommen hat. Die Frage stellt sich, ob und wann diese Mittel tatsächlich zurückfließen.

5. Liquidität – Leichte Abnahme, aber noch ausreichend Reserven

Die liquiden Mittel (Bankguthaben) betragen 841.772 Euro und sind damit leicht gesunken (Vorjahr: 857.126 Euro). Zwar bleibt das Unternehmen zahlungskräftig, jedoch sollte darauf geachtet werden, dass die Liquidität nicht weiter sinkt, insbesondere mit Blick auf die hohe Schuldenlast.

6. Pachtverpflichtungen – Langfristige Kosten bis 2033

Das Unternehmen hat aus Pachtverträgen finanzielle Verpflichtungen von 940.000 Euro bis zum Jahr 2033. Dies bedeutet jährliche Kosten von 94.000 Euro, die unabhängig von der Geschäftsentwicklung getragen werden müssen.

Angesichts der hohen Verschuldung und des fehlenden Bilanzgewinns könnte diese langfristige Verpflichtung die Finanzstabilität zusätzlich belasten, falls es zu Umsatzrückgängen kommt.

Fazit für Anleger

Positiv:
✔ Stabile Eigenkapitalquote von 40 % – keine akute finanzielle Schieflage
✔ Leichte Reduzierung der langfristigen Verbindlichkeiten – kontinuierlicher Schuldenabbau
✔ Windkraftanlagen haben noch eine lange Restnutzungsdauer (16 Jahre)

Kritisch:
⚠ Hoher Schuldenstand (57 % der Bilanzsumme) – finanzielle Abhängigkeit von Kreditgebern
⚠ Keine Ausschüttungen oder Bilanzgewinne – unklare Perspektive für Anleger
⚠ Hohe Forderungen gegenüber Gesellschaftern – fraglich, ob und wann Rückflüsse erfolgen
⚠ Verpfändung der Stromerlöse als Sicherheit – eingeschränkte finanzielle Flexibilität
⚠ Langfristige Pachtverpflichtungen – fixe Kosten unabhängig von Einnahmen

Empfehlung:
Anleger sollten genau prüfen, ob und wann Ausschüttungen realistisch sind. Besonders wichtig ist die Frage, wie das Unternehmen langfristig die hohen Schulden abbauen und in neue Technik investieren will.

Die hohen Forderungen gegenüber Gesellschaftern sind ein potenzielles Risiko, da unklar ist, ob diese Gelder vollständig zurückfließen. Zudem ist die Verpfändung der Stromerlöse eine Einschränkung der finanziellen Flexibilität.

Langfristig sollte das Unternehmen ein Konzept entwickeln, um Investitionen in neue Technik zu sichern, damit die Windkraftanlagen nach Ablauf der Nutzungsdauer ersetzt oder modernisiert werden können.

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