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Xenon-Doping am Everest: Revolution oder Ende des klassischen Höhenbergsteigens?

SarahSever (CC0), Pixabay

Die Besteigung des Mount Everest gilt als eine der größten Herausforderungen im Alpinismus. Doch was einst eine Expedition von mehreren Wochen erforderte, könnte nun mithilfe eines Edelgas-Dopings auf nur wenige Tage reduziert werden. Berichten zufolge soll die Inhalation von Xenon-Sauerstoff-Gemischen es ermöglichen, die Akklimatisierung drastisch zu verkürzen und den höchsten Berg der Welt in nur einer Woche zu erklimmen. Während Befürworter von einem Meilenstein im Höhenbergsteigen sprechen, warnen Kritiker vor einer Kommerzialisierung und Entwertung der Bergsteigerleistung.

Xenon als Dopingmittel – ein bekanntes Mittel aus dem Spitzensport

Xenon ist kein unbekanntes Mittel, wenn es um Leistungssteigerung geht. Das Edelgas soll die Bildung von Erythropoetin (EPO) anregen, das die Sauerstoffaufnahme des Körpers erhöht – ein entscheidender Faktor für das Überleben in großen Höhen. Bereits russische Spitzensportler nutzten Xenon, um ihre Ausdauer zu steigern, bis es 2014 von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verboten wurde.

Nun sorgt das Gas für eine Debatte im Alpinismus: Kann man eine Everest-Besteigung in Rekordzeit noch als ehrliche Leistung ansehen?

Expedition in einer Woche: So funktioniert das neue Modell

Normalerweise dauert eine klassische Everest-Expedition sechs bis sieben Wochen, da der Körper Zeit zur Akklimatisierung benötigt. Beim neuen Xenon-Modell sollen Bergsteiger diesen Prozess jedoch umgehen:

  1. Xenon-Inhalation in Kathmandu unter ärztlicher Aufsicht.
  2. Direktflug per Hubschrauber ins Basislager (5.364 m).
  3. Unmittelbarer Start des Gipfelaufstiegs ohne wochenlange Anpassung an die Höhe.
  4. Rückflug nach dem Gipfelversuch direkt nach Kathmandu.

Kritik: Der Verlust des traditionellen Bergsteigens

Während Expeditionsanbieter das Konzept als Innovationssprung preisen, sehen viele erfahrene Alpinisten die Entwicklung kritisch.

Die Alpinistin Billi Bierling, die selbst den Everest bestiegen hat, beobachtet, dass bereits heute viele Bergsteiger Medikamente zur Höhenanpassung nehmen, anstatt den Körper selbst akklimatisieren zu lassen. Neben dem weit verbreiteten Flaschensauerstoff werde zunehmend das Medikament Diamox genutzt, das den Anpassungsprozess erleichtert.

„Viele Bergsteiger erlauben ihrem Körper gar nicht mehr, sich selbst anzupassen“, kritisiert Bierling. Die Einführung von Xenon könnte diesen Trend verstärken – statt körperlicher und mentaler Herausforderung wird der Everest zu einem Wochenendausflug für die Superreichen.

„By Fair Means“ oder Hightech-Schnellbesteigung?

Der Deutsche Alpenverein (DAV) setzt sich für das Prinzip „by fair means“ ein – also das Bergsteigen ohne künstliche Hilfsmittel, soweit es möglich ist. Nach DAV-Sprecher Philip Abels basiert ehrlicher Alpinismus auf den Werten Ehrlichkeit, Eigenverantwortung und körperlicher Leistungsfähigkeit.

Ob nun eine Everest-Besteigung mit Xenon-Doping und Helikoptertransport die gleiche Bedeutung hat wie eine klassische Expedition ohne Sauerstoff, sei fraglich. Laut Everest-Experte Stefan Nestler sei es entscheidend, dass solche Unterschiede in Zukunft klar kommuniziert werden:

Mit oder ohne Flaschensauerstoff?
Mit oder ohne Träger und Sherpa-Unterstützung?
Mit künstlicher Sauerstoffanreicherung durch Xenon oder durch natürliche Akklimatisierung?

Nur so könne der Respekt für ehrliche Alpinisten gewahrt bleiben.

Fazit: Everest-Besteigung im Turbo-Modus – Fluch oder Segen?

Die Verwendung von Xenon zur Leistungssteigerung wirft eine grundlegende Frage auf: Ist das noch Alpinismus oder nur noch eine Luxusattraktion für Extremsport-Touristen?

Während Kommerzexpeditionen den Everest immer weiter erschließen, fürchten viele Bergsteiger, dass damit die ursprüngliche Herausforderung und der sportliche Wert verloren gehen. Letztlich bleibt es eine Stilfrage: Setzt man auf körperliche und mentale Höchstleistung oder auf technologische Abkürzungen?

Die Zukunft wird zeigen, ob Xenon-Doping den Alpinismus revolutioniert oder ob er dadurch seinen Kern verliert.

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