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Interview mit Thomas Bremer zur DEGAG-Insolvenz: „Wir müssen wissen, wo das Geld geblieben ist.“

dudu19 (CC0), Pixabay

Interviewer: Herr Bremer, die Insolvenz der DEGAG-Gruppe hat hohe Wellen geschlagen. Sie fordern eine umfassende Aufklärung. Was genau muss aus Ihrer Sicht untersucht werden?

Thomas Bremer: Ganz klar: Jede verantwortliche Position innerhalb der Gruppe muss hinterfragt werden. Es geht hier um 270 Millionen Euro, und die können sich nicht einfach in Luft auflösen. Wir alle kennen das Sprichwort: Das Geld ist nicht weg, es hat nur jemand anderes. Genau das wollen wir wissen – wer hat das Geld?

Interviewer: Wo setzen Sie konkret an?

Thomas Bremer: Wir wollen uns die Immobilieninvestitionen genau anschauen. Dazu gehören Fragen wie:

  • Wann und zu welchem Preis wurden die Immobilien gekauft?
  • War dieser Preis marktgerecht zum damaligen Zeitpunkt?
  • Gab es für jede Immobilie ein Wertgutachten? Falls ja:
    • Wer hat es erstellt?
    • War es inhaltlich nachvollziehbar?

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Herkunft der Immobilien. Interessant ist, dass im Aufsichtsrat der Gesellschaft auch ein Immobilienmakler saß. Da muss geklärt werden: Hatte er etwas mit den vermittelten Immobilien zu tun? Und wenn ja, in welchem Umfang?

Interviewer: Es gibt auch offene Fragen zur Rolle der Ehefrau des Vorstandes.

Thomas Bremer: Ja, genau. Warum wurde sie eigentlich zur Aufsichtsratsvorsitzenden der Gesellschaft? Und stimmt es, dass eine Investmentgesellschaft, die ihr gehört, über Jahre Provisionsrechnungen in erheblichem Umfang gestellt hat?

Generell wollen wir verstehen:

  • Wie war die Provisionsgestaltung des Vertriebs?
  • Wie viel Geld blieb tatsächlich in der Gesellschaft übrig, nachdem alle Kosten umgelegt wurden?
  • Wie hoch war die tatsächliche Investitionsquote, mit der Rendite erwirtschaftet werden konnte?

Interviewer: Manche vermuten sogar ein Schneeballsystem. Teilen Sie diese Einschätzung?

Thomas Bremer: Einige Branchenkenner haben uns gefragt, ob man das so sehen könnte. Unsere klare Ansage:

  • Wir können das weder ausschließen noch bestätigen.

Um das genau zu bewerten, brauchen wir Einsicht in die Unterlagen des Insolvenzverwalters. Nur so können wir Transparenz schaffen.

Interviewer: Sie kritisieren auch das Amtsgericht Hameln. Warum?

Thomas Bremer: Wir verstehen nicht, warum das Amtsgericht Hameln den Vorschlag zur Einsetzung eines qualifizierten Gläubigerausschusses nicht angenommen hat. Schließlich sitzen dort erfahrene Rechtsanwälte für Bank- und Kapitalmarktrecht, die genau für solche Fälle da sind.

Deshalb gehen wir mit dieser Forderung jetzt an die Öffentlichkeit.

Interviewer: Wie geht es nun weiter?

Thomas Bremer: Viele dieser Fragen werden wohl nur mit Unterstützung der Justiz geklärt werden können – und das ist auch gut so. Schließlich sind die Staatsanwaltschaften in Deutschland verpflichtet, belastende, aber auch entlastende Fakten zu ermitteln. Und bislang gibt es ja noch nicht einmal einen offiziell Beschuldigten.

Wir fordern einfach maximale Transparenz – damit alle Beteiligten wissen, was mit dem Geld passiert ist.

Interviewer: Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch.

 

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