Der Jahresabschluss 2023 der Windpark Westerburg GmbH & Co. KG zeigt eine insgesamt stabile wirtschaftliche Lage, jedoch mit einigen strukturellen Herausforderungen. Besonders auffällig sind der Rückgang des Anlagevermögens, die hohe langfristige Verschuldung und die nicht bilanzierten finanziellen Verpflichtungen.
1. Ertrags- und Vermögenslage: Leichter Rückgang der Bilanzsumme, solide Liquidität
Die Bilanzsumme ist von 9,20 Mio. € auf 8,39 Mio. € gesunken, ein Rückgang um etwa 9 %.
Positiv:
✔ Solide Liquiditätsbasis: Der Kassenbestand beträgt 1,02 Mio. €, was kurzfristige Stabilität gewährleistet.
✔ Anstieg der Finanzanlagen: Diese stiegen von 569.900,63 € auf 884.327,29 €, was auf strategische Investitionen oder eine höhere Rendite aus Beteiligungen hinweisen könnte.
✔ Moderater Rückgang der Verbindlichkeiten: Die Gesamtverbindlichkeiten wurden von 5,59 Mio. € auf 4,75 Mio. € reduziert.
Kritisch:
⚠ Rückgang des Anlagevermögens: Das Sachanlagevermögen sank von 7,05 Mio. € auf 6,17 Mio. €, was auf Abschreibungen und fehlende Neuinvestitionen hindeutet. Dies könnte die langfristige Ertragskraft des Windparks beeinträchtigen.
⚠ Sinkende Bilanzsumme: Dies könnte darauf hindeuten, dass keine Expansion oder signifikante Investitionen getätigt wurden.
2. Kapitalstruktur: Solide Eigenkapitalbasis, aber hohe langfristige Verbindlichkeiten
Das Eigenkapital beträgt 3,14 Mio. €, was eine Eigenkapitalquote von etwa 37 % bedeutet. Dies ist grundsätzlich solide, zeigt aber auch, dass das Unternehmen weiterhin stark fremdfinanziert ist.
Positiv:
✔ Stabile Eigenkapitalquote: Eine Quote von 37 % ist in der Branche akzeptabel, auch wenn eine weitere Stärkung sinnvoll wäre.
✔ Moderate Rücklagenbildung: Keine größeren Defizite oder negative Eigenkapitalentwicklung.
Kritisch:
⚠ Langfristige Verschuldung weiterhin hoch:
- 3,14 Mio. € an Verbindlichkeiten haben eine Restlaufzeit von 1 bis 5 Jahren.
- 0,79 Mio. € sind über einen Zeitraum von mehr als 5 Jahren fällig.
- Insgesamt bestehen Verbindlichkeiten von 4,75 Mio. €, von denen 4,72 Mio. € durch Pfandrechte gesichert sind.
⚠ Keine Gewinnthesaurierung: Es gibt keinen ausgewiesenen Bilanzgewinn, was bedeutet, dass keine Mittel zur Eigenkapitalerhöhung aus dem operativen Geschäft generiert wurden.
3. Liquidität und finanzielle Verpflichtungen: Solide kurzfristige Basis, hohe langfristige Bindungen
Die kurzfristigen Verbindlichkeiten betragen 0,82 Mio. € (Vorjahr: 0,87 Mio. €), was zeigt, dass die kurzfristige Liquidität gut abgesichert ist.
Positiv:
✔ Gute kurzfristige Liquidität: Der hohe Kassenbestand deckt die kurzfristigen Verbindlichkeiten ab.
✔ Reduktion der langfristigen Verbindlichkeiten: Der Gesamtbetrag wurde im Vergleich zum Vorjahr um ca. 0,84 Mio. € gesenkt.
Kritisch:
⚠ Nicht bilanzierte finanzielle Verpflichtungen von über 5 Mio. €:
- 3,63 Mio. € aus Pachtverträgen.
- 1,50 Mio. € aus technischen Betriebsführungsverträgen.
Diese Verpflichtungen sind nicht in der Bilanz enthalten, beeinflussen aber langfristig die finanzielle Flexibilität.
⚠ Bürgschaft von 600.000 € bei der Volksbank Limburg eG: Diese außerbilanzielle Haftung könnte im Risikofall zu zusätzlichen Belastungen führen.
4. Risiken und Ausblick
Die Windenergiebranche bleibt grundsätzlich ein Wachstumsmarkt, aber der Jahresabschluss zeigt einige strukturelle Risiken:
✔ Positive Entwicklungen:
- Reduzierung der Gesamtverbindlichkeiten.
- Solide Liquiditätssituation.
- Stabile Eigenkapitalquote von 37 %.
⚠ Risiken für Anleger:
- Sinkendes Anlagevermögen: Fehlende Neuinvestitionen könnten mittelfristig die Rentabilität gefährden.
- Hohe langfristige Verpflichtungen: Die nicht bilanzierten finanziellen Verpflichtungen könnten zukünftige Mittel binden.
- Hoher Anteil besicherter Verbindlichkeiten: Fast die gesamten Schulden sind durch Pfandrechte abgesichert, was im Krisenfall ein Risiko darstellen kann.
Fazit: Stabile Basis, aber strukturelle Herausforderungen bleiben
Die Windpark Westerburg GmbH & Co. KG zeigt eine insgesamt solide Bilanz mit guter Liquidität und einer stabilen Eigenkapitalquote. Jedoch sind die langfristigen Verpflichtungen, das sinkende Anlagevermögen und die nicht bilanzierten finanziellen Verpflichtungen kritisch zu beobachten.
Für Anleger bleibt das Unternehmen attraktiv, aber es sollte genau beobachtet werden, ob in den kommenden Jahren neue Investitionen getätigt werden, um den Wert der Anlagen zu erhalten und langfristige Erträge zu sichern.