Dark Mode Light Mode

Unter Druck

wynpnt (CC0), Pixabay

Die transatlantische Beziehung erlebt einen historischen Bruch: US-Präsident Donald Trump hat die Ukraine aus den ersten Friedensverhandlungen mit Russland ausgeschlossen und geht mit immer schärferen Angriffen auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf Konfrontationskurs. Während in Europa Fassungslosigkeit herrscht, stehen Regierungen vor der Frage: Wie umgehen mit einem engsten Verbündeten, der plötzlich mit dem größten Feind anbandelt?

Washingtons Kehrtwende – Europa als Zuschauer

Innerhalb weniger Tage hat sich die US-Position dramatisch verändert: Die Ukraine ist aus den ersten Verhandlungsrunden mit Russland ausgeschlossen, und Trump hat Selenskyj öffentlich verspottet, ihn als „Diktator ohne Wahlen“ bezeichnet und ihm faktisch die Schuld am russischen Angriff zugeschoben.

Für Europa kam dieser Kurswechsel wie ein Schock. Niemand auf dem Kontinent war Teil der Russland-USA-Gespräche, niemand weiß, wann ein Friedensplan präsentiert wird – oder ob Washington sich komplett aus dem Konflikt zurückzieht.

„Die Art, wie das alles ablief – Schlag auf Schlag, innerhalb weniger Tage – war ein echter Schock für Europa“, sagt Armida van Rij, Analystin am Think Tank Chatham House.

Während sich führende Politiker auf einem Notfallgipfel in Paris hektisch neue Strategien überlegen, bleibt das Problem: Die europäischen Hauptstädte haben keine einheitliche Strategie.

Europa ohne Plan – Trump und Putin machen Nägel mit Köpfen

Der Kontrast könnte nicht größer sein: Während Trump und Putin anscheinend Verhandlungen über ukrainische Gebiete führen, als wären es Hotelimmobilien, wirkt Europa unschlüssig. Es gibt Vorschläge für eine Friedensmission, höhere Verteidigungsausgaben und neue Militärhilfen – aber keine Einigkeit darüber, was wirklich passieren soll.

„Wir wollen unser Verhältnis zu Amerika nicht zerstören“, erklärt Verteidigungsanalyst Nicholas Drummond. „Aber was tun, wenn der engste Verbündete sich mit dem schlimmsten Feind ins Bett legt?“

Europas Hoffnungsträger: Starmer und Macron auf Friedensmission

Einige Experten sehen eine mögliche Lösung: Europa braucht eine starke Führungsfigur, die zwischen Washington und Kiew vermitteln kann. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten der britische Premierminister Keir Starmer und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die nächste Woche nach Washington reisen werden.

Doch Europa ist traditionell nicht für seine Geschlossenheit in Verteidigungsfragen bekannt, und jeder Regierungschef hat eigene innenpolitische Sorgen. Zudem bleibt die Frage: Wie weit kann man Trump kritisieren, ohne Putin direkt in die Hände zu spielen?

„Schuhe auf dem Boden“ – Europas neuer Militärplan?

Großbritannien hat als erstes Land eine klare Linie gezogen: London wäre bereit, Truppen in die Ukraine zu entsenden, um ein Friedensabkommen zu sichern.

Nach Angaben westlicher Diplomaten könnte diese „Friedenstruppe“ bis zu 30.000 Soldaten umfassen und für Stabilität in der Ukraine sorgen. Doch die Unsicherheit bleibt: Was passiert, wenn russische Streitkräfte diese NATO-Soldaten angreifen?

Während Starmer und Macron in Washington um Rückendeckung kämpfen, bleibt die Realität bestehen: Europa kann und will nicht allein für die Ukraine aufkommen – aber die USA könnten sich bald komplett aus der Verantwortung ziehen.

Fazit: Europa muss sich neu aufstellen – oder zuschauen

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Europa einen eigenen Plan entwickeln kann oder weiterhin von den Launen Washingtons abhängig bleibt. Trump hat klargemacht, dass seine Prioritäten anderswo liegen – die Frage ist, ob Europa das rechtzeitig erkennt und entsprechend handelt.

Kommentar hinzufügen Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Kritische Analyse des Jahresabschlusses 2023 der Windpark Rhede GmbH & Co. KG

Next Post

„Es geht um 4.000 Anleger, nicht um den Insolvenzverwalter Dr. Eckert“ – Interview mit Thomas Bremer