Die Bundesärztekammer ist sich sicher: Wenn Menschen nicht aktiv „Nein“ sagen müssen, sondern automatisch als Organspender gelten, könnte das einen echten Mentalitätswandel bewirken. Klingt ja logisch – wenn man die Spendenquote nicht mit Überzeugungsarbeit steigern kann, dann eben mit der stillschweigenden Zustimmung der Bevölkerung.
Widerspruchslösung: Wer schweigt, gibt seine Organe her
Die Idee hinter der Widerspruchslösung ist bestechend einfach: Wer nicht ausdrücklich widerspricht, stimmt einer Organspende zu. Natürlich nur im Sinne der Solidarität, nicht etwa, weil es praktischer ist, wenn man nicht jeden Einzelnen nach seiner Zustimmung fragen muss. Schließlich könnte der ein oder andere ja Nein sagen – und das wäre für die Statistiken eher ungünstig.
Patientenschützer schlagen Alarm: „Ethischer Ausverkauf“
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht die Sache weniger begeistert. Vorstand Eugen Brysch warnt vor einem „ethischen Ausverkauf“ – als würden in Zukunft an den Krankenhausbetten eher OP-Kittel als tröstende Worte bereitliegen. Zudem hält er es für einen Irrglauben, dass die Widerspruchslösung wirklich mehr Organspenden bringen wird. Aber wer will schon die Realität mit Fakten ruinieren, wenn man eine schöne Gesetzesänderung auf den Weg bringen kann?
Warum überzeugen, wenn man einfach festlegen kann?
Anstatt in Aufklärungskampagnen oder bessere Organisation der Transplantationsprozesse zu investieren, setzt man also lieber darauf, dass sich die Leute nicht um eine Widerspruchserklärung kümmern – oder es im Zweifel einfach vergessen. Denn seien wir ehrlich: Die Mehrheit beschäftigt sich ungern mit dem eigenen Tod, erst recht nicht mit der Frage, was nach dem Ableben mit ihren Organen passieren soll. Praktisch, wenn der Staat diese Entscheidung dann einfach übernimmt.
Fazit: Zustimmung durch Passivität
Am Ende bleibt die Frage: Ist ein „Ja“ wirklich freiwillig, wenn es nur durch Stillschweigen entsteht? Oder ist es doch eher eine elegante Methode, die Organspendestatistik zu schönen? Sicher ist: Wer nicht genau hinschaut, könnte am Ende posthum eine Großzügigkeit an den Tag legen, die er zu Lebzeiten gar nicht beabsichtigt hat. Also besser frühzeitig entscheiden – bevor der Staat es für einen tut.