Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) schlägt Alarm: Deutschland sei kaum besser auf eine neue Pandemie vorbereitet als vor der Corona-Krise. Michael Wiesener, Bereichsleiter der Nationalen Hilfsgesellschaft beim DRK, kritisierte in einem Interview mit der Funke Mediengruppe, dass die Politik zu wenig Lehren aus der vergangenen Pandemie gezogen habe. Trotz der Erfahrungen aus den Jahren 2020 bis 2022 gebe es weiterhin erhebliche Lücken in der gesundheitlichen Versorgung bei Krisenfällen – eine gefährliche Schwachstelle, die im Ernstfall fatale Folgen haben könnte.
Versäumnisse bei der Krisenvorsorge
Besonders besorgniserregend sei laut Wiesener, dass die angekündigte „Nationale Reserve Gesundheitsschutz“ bislang nicht aufgebaut wurde. Diese sollte sicherstellen, dass im Falle einer neuen Gesundheitskrise ausreichend persönliche Schutzausrüstung, Medikamente und medizinische Geräte bereitstehen. Doch bisher sei kein nennenswerter Fortschritt erzielt worden.
„Es fehlt nach wie vor an klaren Strukturen und ausreichenden Kapazitäten, um im Notfall schnell nachproduzieren zu können,“ so Wiesener.
Mangelnde Lagerbestände und fehlende Produktionskapazitäten
Während zu Beginn der Corona-Pandemie Lieferengpässe für Masken, Schutzanzüge und Beatmungsgeräte teils dramatische Engpässe verursacht hatten, sei auch heute keine ausreichende strategische Materialreserve vorhanden. Stattdessen sei Deutschland weiterhin stark von internationalen Lieferketten abhängig – ein Risiko, das sich bereits in der Vergangenheit als problematisch erwiesen habe.
Das DRK fordert daher dringend eine bessere Vorratshaltung sowie den Ausbau von Produktionskapazitäten in Deutschland, um im Krisenfall unabhängig handeln zu können.
Politik in der Pflicht
Laut Wiesener müsse die Politik endlich langfristige Konzepte umsetzen und die Gesundheitsinfrastruktur krisenfester machen. „Die nächste Pandemie wird kommen, es ist nur eine Frage der Zeit,“ warnt der DRK-Experte.
Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:
- Der Aufbau strategischer Notfalllager für medizinische Ausrüstung.
- Die Schaffung nationaler Produktionskapazitäten, um Engpässe zu vermeiden.
- Die bessere Verzahnung von Bund, Ländern und Hilfsorganisationen, um im Ernstfall schneller agieren zu können.
Fazit: Deutschland bleibt verwundbar
Die Corona-Pandemie hat bereits gezeigt, wie anfällig das deutsche Gesundheitssystem in Krisenzeiten sein kann. Doch trotz aller politischen Absichtserklärungen sind viele strukturelle Defizite nach wie vor ungelöst. Das DRK mahnt daher an, jetzt entschlossen zu handeln – bevor es zu spät ist.