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Neue Erkenntnisse über Australopithecus: Vormenschen ernährten sich überwiegend vegetarisch

Parker_West (CC0), Pixabay

Forschung zeigt: Vor rund 3,5 Millionen Jahren stand Fleisch kaum auf dem Speiseplan unserer Vorfahren.

Ein internationales Forschungsteam hat anhand von Zahnschmelzproben des Australopithecus herausgefunden, dass sich diese frühen Homininen fast ausschließlich pflanzlich ernährten. Wie die Max-Planck-Gesellschaft am Donnerstag mitteilte, wurden die Untersuchungen an Überresten durchgeführt, die in der berühmten Sterkfontein-Höhle nahe Johannesburg, Südafrika, entdeckt wurden. Die Region gilt als „Wiege der Menschheit“, da dort zahlreiche Fossilien früher Menschenarten geborgen wurden.

Das Team, bestehend aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz und der Witwatersrand-Universität in Südafrika, analysierte die Ernährung der Australopithecinen, die vor etwa 3,7 bis 3,3 Millionen Jahren lebten. Mithilfe eines neu entwickelten Isotopenverfahrens gelang es den Forschenden, das Stickstoffisotopenverhältnis im Zahnschmelz der Fossilien zu bestimmen – ein Durchbruch, da bisherige Methoden auf jüngere Fossilien beschränkt waren.

Pflanzen statt Fleisch: Der „isotopische Fingerabdruck“ der Nahrung

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Fleisch, wenn überhaupt, nur selten Teil der Ernährung war. „Zahnschmelz ist die härteste Substanz im Körper und bewahrt oft einen isotopischen Fingerabdruck der Nahrung eines Tieres“, erklärt die Geochemikerin Tina Lüdecke, eine der Hauptautorinnen der Studie. Durch den Vergleich mit zur gleichen Zeit lebenden Tieren, darunter Affen, Antilopen und Raubtiere wie Hyänen oder Säbelzahnkatzen, konnten die Forschenden feststellen, dass der Australopithecus eine deutlich pflanzenbasierte Ernährung bevorzugte.

Das Verhältnis von schweren zu leichten Stickstoffisotopen gab Aufschluss über die Nahrungsquellen: Während Fleischfresser wie Hyänen oder Säbelzahnkatzen hohe Stickstoffwerte aufwiesen, waren die Werte des Australopithecus typisch für eine pflanzliche Ernährung. Blätter, Früchte, Samen und Wurzeln dürften die Hauptbestandteile seiner Nahrung gewesen sein.

Durchbruch in der Erforschung fossiler Ernährung

Die Möglichkeit, mithilfe von Stickstoffisotopen die Ernährung von Millionen Jahre alten Fossilien zu analysieren, eröffnet völlig neue Perspektiven für die Paläoanthropologie. „Bislang konnten wir Stickstoffisotopenanalysen nur an organischem Material durchführen, das höchstens einige zehntausend Jahre alt ist“, erläutert Lüdecke. Das neue Verfahren erlaubt nun die Untersuchung von Zahnschmelz, der selbst nach Millionen von Jahren gut erhalten ist.

Die Studie, die im Fachjournal Science veröffentlicht wurde, wirft ein neues Licht auf die Lebensweise unserer Vorfahren. Die vegetarische Ernährung könnte auch in Verbindung mit der Umwelt der damaligen Zeit stehen, die von dichten Wäldern und Savannen geprägt war. Diese Erkenntnisse tragen nicht nur zum Verständnis der frühen Menschheitsgeschichte bei, sondern auch zu einem tieferen Verständnis der Anpassungsfähigkeit von Homininen an verschiedene ökologische Nischen.

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