Deutschlands Handwerksbetriebe stehen vor einer tiefgreifenden Krise:
Zahlreiche Unternehmen finden keine Nachfolger, wenn die Chefs in den Ruhestand gehen. Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), über die die „Bild am Sonntag“ berichtet, wird die Situation in den kommenden Jahren dramatisch zunehmen. Bis zum Jahr 2030 suchen rund 125.000 Handwerksbetriebe einen neuen Chef. Bis 2045 könnte fast jeder zweite Betrieb betroffen sein.
„Viele Betriebe werden schlicht aufgeben müssen, weil niemand die Leitung übernehmen möchte“, warnte ZDH-Präsident Franz Xaver Peteranderl. Die Folgen für die Kunden sind schon heute spürbar: Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Handwerker beträgt derzeit knapp neun Wochen – und diese Frist dürfte künftig noch weiter ansteigen, wenn immer weniger Betriebe für die steigende Nachfrage zur Verfügung stehen.
Hintergrund des Problems sind mehrere Faktoren: Einerseits entscheiden sich immer weniger junge Menschen für eine Karriere im Handwerk, da akademische Berufe und Studienabschlüsse stärker gefördert werden. Andererseits schrecken viele potenzielle Nachfolger vor den wirtschaftlichen und administrativen Herausforderungen zurück, die mit der Übernahme eines Handwerksbetriebs einhergehen.
Um die Abwärtsspirale zu stoppen, fordert der Zentralverband eine bessere Unterstützung für Nachfolger sowie eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung von Handwerksberufen. Dazu gehören nicht nur gezielte Förderprogramme für Übernahmen, sondern auch eine stärkere Vermittlung der Attraktivität des Handwerks in Schulen und Ausbildungsprogrammen.
„Ohne Handwerk läuft nichts – weder im Alltag noch in der Wirtschaft“, betonte Peteranderl. Doch ohne umfassende Reformen droht vielen Betrieben das Aus, und Verbraucher müssen sich auf lange Wartezeiten und steigende Kosten einstellen. Der Kampf um die Zukunft des Handwerks ist somit auch ein Kampf um die Lebensqualität in Deutschland.