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Wasserstoffzug im Test: Nachhaltige Innovation oder kostspielige Übergangslösung?
Staatsanwaltschaft Bremen

Wasserstoffzug im Test: Nachhaltige Innovation oder kostspielige Übergangslösung?

Im Allgäu startet Bayerns erster Wasserstoffzug als klimaschonende Alternative zu Dieselzügen. Doch während die Technologie als Hoffnungsträger für nachhaltigen Bahnverkehr gefeiert wird, gibt es zahlreiche Herausforderungen und kritische Stimmen. Experten sind sich uneins, ob der Wasserstoffzug tatsächlich eine zukunftsfähige Lösung ist oder nur eine teure Übergangstechnologie bleibt.

Das Pilotprojekt: Klimafreundlich, aber teuer

Über 1.000 Kilometer Reichweite, emissionsfreier Betrieb, und aus dem Auspuff kommt nur Wasserdampf – so stellt sich der neue Wasserstoffzug vor. Angetrieben wird er durch eine Brennstoffzelle, die Strom aus grünem Wasserstoff erzeugt. Dieser soll laut Betreiber DB Energie aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarstrom stammen. Das Projekt ist Teil von Bayerns Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden.

Für zweieinhalb Jahre wird der Zug auf der Strecke zwischen Augsburg und dem Allgäu getestet. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) bezeichnet ihn als „echte Alternative“, weist jedoch darauf hin, dass die Technologie aktuell die teuerste im Vergleich zu anderen Optionen ist.

Technische Hürden und Schwächen

Die Wasserstofftechnik wird von Experten wie Lukas Iffländer, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn in Bayern, kritisch betrachtet. Erfahrungen aus Niedersachsen und Hessen zeigen, dass Wasserstoffzüge oft mit Problemen kämpfen. Lieferengpässe beim Wasserstoff und technische Defekte, etwa eingefrorene Brennstoffzellen im Winter, haben dort bereits zu vorübergehenden Rückkehrern von Dieselzügen geführt. Auch Bayerns Wasserstoffzug musste bei einer Ausbildungsfahrt wegen einer eingefrorenen Brennstoffzelle stehenbleiben.

Iffländer weist zudem auf die ineffiziente Energienutzung hin: Die Umwandlung von Strom in Wasserstoff und zurück in Strom birgt hohe Energieverluste. Der Wirkungsgrad liegt deutlich unter dem von Elektro- oder Akku-Zügen.

Kritik: Wasserstoff besser für Industrie statt Züge

Professor Martin Wietschel vom Fraunhofer Institut sieht Wasserstoff in der Bahn nur als letzte Option. „Wasserstoff wird dringender in der Stahl- und Chemieindustrie oder im Flugverkehr benötigt, wo es keine Alternativen gibt,“ betont er. Der Einsatz im Bahnverkehr sei nur auf langen, nicht elektrifizierten Strecken mit hohen Steigungen sinnvoll, wie es sie etwa im Allgäu gibt.

Alternative: Akku- und Elektrozüge

Viele Experten sehen in Elektro- und Akku-Zügen die bessere Lösung. Sie haben zwar eine begrenzte Reichweite von etwa 100 Kilometern, können jedoch effizient aufgeladen werden und profitieren von der fortschreitenden Batterietechnologie. Allerdings ist derzeit nur etwa die Hälfte des bayerischen Schienennetzes elektrifiziert, was die Umstellung erschwert.

Lukas Iffländer fordert deshalb eine schnellere Elektrifizierung: „Mit Investitionen von unter einer Milliarde Euro könnte der gesamte Bahnverkehr in Bayern elektrisch betrieben werden.“ Der Fokus müsse auf der Vermeidung von Dieselinseln und dem Ausbau von Oberleitungen liegen.

Wasserstoffzug als Nischentechnologie

Trotz der Kritik sehen Befürworter wie Marc Ludwig, Leiter für Regionalzüge bei Siemens Mobility, und Peter Stöferle von der IHK Schwaben Potenzial für Wasserstoffzüge. „Auf Strecken, die nicht elektrifiziert werden können, hat der Wasserstoffzug seine Berechtigung,“ so Stöferle. Insbesondere im ländlichen Raum könnte die Technologie eine klimafreundliche Alternative bieten, bis Elektrifizierungen wirtschaftlich rentabel werden.

Zukunft oder Sackgasse?

Der Wasserstoffzug steht exemplarisch für den Spagat zwischen Innovation und Wirtschaftlichkeit im Verkehrswesen. Während er für abgelegene Strecken eine temporäre Lösung sein könnte, bleibt die Technologie derzeit ineffizient und teuer. Der langfristige Erfolg hängt maßgeblich von der Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnologie und einer besseren Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff ab.

Ob der Wasserstoffzug tatsächlich eine Zukunftsvision oder nur ein teures Experiment bleibt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist: Ohne Elektrifizierung des Schienennetzes und den Ausbau alternativer Technologien wird die Bahn ihr Ziel der Klimaneutralität nicht erreichen können.

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