Ein Aus für Altkleidersammler droht aus mehreren Gründen, die sowohl wirtschaftliche, ökologische als auch regulatorische Herausforderungen umfassen:
1. Sinkende Qualität und steigender Müllanteil
- Niedrige Qualität der Textilien: Die zunehmende Produktion von Fast Fashion führt dazu, dass immer mehr minderwertige Kleidung gespendet wird. Diese besteht häufig aus Mischfasern oder minderwertigen Materialien, die sich schlecht recyceln lassen und nicht wiederverwendet werden können.
- Hoher Müllanteil: Altkleidercontainer enthalten mittlerweile einen großen Anteil an unbrauchbarem Müll. Laut Berichten sind bis zu 50 Prozent der gesammelten Kleidung nicht mehr tragbar und müssen kostenintensiv entsorgt werden.
2. Internationale Markteinbrüche
- Eingeschränkte Exportmöglichkeiten: Ein Großteil der gesammelten Altkleider wird in Länder des Globalen Südens exportiert. Viele dieser Länder, wie Kenia oder Rwanda, haben jedoch Importverbote oder hohe Zölle auf gebrauchte Kleidung eingeführt, um die heimische Textilindustrie zu schützen. Dies führt zu einem Einbruch der Absatzmärkte.
- Überangebot in Europa: Da Exporte eingeschränkt werden, bleiben große Mengen an Kleidung in Europa, was die Lagerung und Verarbeitung verteuert.
3. Wirtschaftlicher Druck auf gemeinnützige Sammler
- Konkurrenz durch kommerzielle Anbieter: Gemeinnützige Organisationen, die sich auf Altkleidersammlungen spezialisiert haben, stehen unter Druck durch kommerzielle Unternehmen, die profitabel wirtschaften und oft weniger strenge ökologische Standards einhalten.
- Steigende Betriebskosten: Die Kosten für Transport, Sortierung und Entsorgung von nicht verwertbarer Kleidung steigen. Viele gemeinnützige Organisationen können dies finanziell nicht mehr stemmen.
4. Gesetzliche Regelungen und Umweltauflagen
- Strengere Vorschriften: Die EU und nationale Regierungen setzen zunehmend auf textile Kreislaufwirtschaft. Dies erfordert höhere Recyclingquoten und strengere Kontrollen, die insbesondere kleinere Sammler finanziell und organisatorisch überfordern.
- Verantwortung der Hersteller: Mit dem Green Deal der EU wird verstärkt gefordert, dass Hersteller von Textilien für die Rücknahme und das Recycling ihrer Produkte verantwortlich sind. Dies könnte das klassische Modell der Altkleidersammlung verdrängen.
5. Verändertes Spenderverhalten
- Rückgang bei Kleiderspenden: Viele Menschen geben ihre Kleidung nicht mehr in Container, sondern verkaufen sie selbst über Plattformen wie Vinted oder eBay Kleinanzeigen. Dies führt zu einem Rückgang des Spendenvolumens.
- Wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit: Verbraucher achten zunehmend darauf, ihre Kleidung länger zu nutzen, was die Menge an gespendeter Kleidung ebenfalls reduziert.
6. Umweltkritik an Altkleidersammlungen
- Vorwurf der Überproduktion: Kritiker argumentieren, dass Altkleidersammlungen die Problematik von Überproduktion und Konsumverschwendung nicht lösen, sondern sogar fördern. Durch die einfache Entsorgung von Kleidung wird die Kaufbereitschaft für neue, oft minderwertige Ware weiter angeheizt.
Fazit: Ein System unter Druck
Die Altkleidersammler stehen vor einer existenziellen Krise, die durch eine Kombination aus wirtschaftlichen Zwängen, veränderten Konsummustern, ökologischen Herausforderungen und regulatorischen Auflagen verursacht wird. Um langfristig zu überleben, müssen sie sich neu aufstellen – etwa durch die Kooperation mit Herstellern, innovative Recyclinglösungen und verstärkte Aufklärungsarbeit über die Bedeutung nachhaltiger Kleiderspenden.