Für Menschen, die in Deutschland eine neue Staatsbürgerschaft anstreben, wird der Traum vom deutschen Pass oft zu einer Geduldsprobe. In einigen Städten warten Antragsteller jahrelang auf die Entscheidung über ihre Einbürgerung. Eine Recherche der Welt am Sonntag ergab, dass die Bearbeitungszeiten in 20 befragten Kommunen alarmierend hoch sind: Besonders dramatisch ist die Situation in Leipzig, wo Antragsteller bis zu 50 Monate – also mehr als vier Jahre – auf eine Antwort warten müssen. Auch in anderen Städten ziehen sich die Verfahren hin, mit Wartezeiten von bis zu 18 Monaten.
Die Gründe für diese enormen Verzögerungen sind vielfältig. Zum einen führt ein genereller Personalmangel in den Einbürgerungsbehörden zu Engpässen, zum anderen hat die Reform des Einbürgerungsrechts im Juni die Situation weiter verschärft. Die Neuregelung hat die Hürden für eine Einbürgerung gesenkt und so zu einem Anstieg der Anträge geführt. In Berlin beispielsweise gingen vergangene Woche täglich über 100 Anträge ein – eine Zahl, die die ohnehin ausgelastete Verwaltung an ihre Grenzen bringt.
Die langen Wartezeiten sind jedoch nicht nur eine Geduldsprobe für die Antragsteller, sondern bergen auch rechtliche Risiken. Laut deutschem Verwaltungsrecht kann nach drei Monaten ohne Reaktion der Behörde eine Untätigkeitsklage eingereicht werden. Diese Verfahren belasten das Justizsystem und führen zu zusätzlichem Verwaltungsaufwand für die ohnehin überlasteten Behörden. Ein Teufelskreis, der die Bearbeitung noch weiter verzögern könnte.
Die betroffenen Kommunen stehen vor einer Herausforderung, die so schnell nicht zu lösen scheint. Ohne zusätzliche personelle Ressourcen und optimierte Abläufe wird der Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft für viele wohl auch in Zukunft eine langwierige Angelegenheit bleiben.