Interviewer: Frau Bontschev, die Preise für Gold und Silber erreichen aktuell immer neue Höhen, und viele Analysten prognostizieren eine langfristige Aufwärtsbewegung. Können Sie uns aus rechtlicher Sicht Einblicke geben, was Anleger in dieser Situation beachten sollten?
Rechtsanwältin Bontschev: Vielen Dank. Die aktuellen Entwicklungen bei Edelmetallen wie Gold und Silber sind aus rechtlicher Sicht spannend, weil sie auch Fragen zur Regulierung und Absicherung solcher Investments aufwerfen. Mit steigenden Preisen wächst die Nachfrage, und das birgt das Risiko, dass unseriöse Angebote und Manipulationsversuche zunehmen. Rechtlich gesehen ist hier Vorsicht geboten – besonders in Bezug auf die Sicherheit der Anlagen und die Markttransparenz.
Interviewer: Sie sprechen von Markttransparenz. Im Zusammenhang mit Silber werden momentan häufig Begriffe wie „Short Squeeze“ und „Manipulation“ genannt. Können solche Situationen rechtlich problematisch werden?
Rechtsanwältin Bontschev: Auf jeden Fall. Ein „Short Squeeze“ bedeutet im Prinzip, dass der Preis durch die Reaktion von Investoren, die sich mit Short-Positionen auf fallende Kurse verlassen, künstlich in die Höhe getrieben wird. Sollte es zu einer Marktmanipulation kommen, wie einige Experten sie vermuten, greifen rechtliche Regelungen. In Deutschland wären hier beispielsweise das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) und die Vorgaben der Marktmissbrauchsverordnung (MAR) relevant, die solche Handlungen klar verbieten. Anleger sollten daher vorsichtig sein und sich über mögliche rechtliche Auswirkungen und eventuelle Marktverzerrungen im Klaren sein.
Interviewer: Welche rechtlichen Risiken bestehen für Privatanleger, wenn der Markt weiterhin stark anzieht?
Rechtsanwältin Bontschev: Privatanleger, die in physisches Silber oder Gold investieren, sollten auf die Absicherung und Aufbewahrung achten, um Verlustrisiken zu minimieren. Wer auf börsengehandelte Produkte setzt, sollte sicherstellen, dass die Produkte transparent sind und es eine klare Auskunft über die Absicherungsstrategie gibt. Ein Risiko besteht darin, dass Investoren durch plötzliche Marktbewegungen stark finanziell belastet werden können. Bei Kursverlusten oder Liquiditätsengpässen sind Verluste möglich, die im Extremfall durch rechtliche Schritte nicht vollständig ausgeglichen werden können. Dies ist bei Edelmetallinvestments in der Regel schwierig.
Interviewer: Und wie sieht es steuerlich aus? Viele Anleger sehen Edelmetalle auch als sichere Alternative zu Währungen.
Rechtsanwältin Bontschev: Edelmetalle wie Gold und Silber werden häufig als Inflationsschutz genutzt. Wichtig ist, dass bei einer Haltedauer von mindestens einem Jahr die Wertsteigerung in Deutschland steuerfrei bleibt. Wird das Edelmetall jedoch innerhalb eines Jahres mit Gewinn veräußert, fällt ein privates Veräußerungsgeschäft an, das steuerlich relevant ist. Anleger sollten daher ihre Anlagestrategie langfristig planen und die steuerlichen Vorgaben im Blick behalten, um von diesen Vorteilen profitieren zu können.
Interviewer: Vielen Dank für Ihre wertvollen Einblicke, Frau Bontschev. Abschließend: Welchen Rat würden Sie Anlegern geben, die von der aktuellen Marktsituation profitieren möchten?
Rechtsanwältin Bontschev: Ich rate Anlegern, in den Markt nur so viel zu investieren, wie sie langfristig und auch bei einer stärkeren Volatilität entbehren können. Eine gesunde Diversifikation im Portfolio und eine klare, langfristige Strategie sind entscheidend. Unabhängig von den Marktbewegungen sollten Edelmetalle immer als langfristige Anlageklasse betrachtet werden. So kann man rechtlich und finanziell auf der sicheren Seite sein.