Dark Mode Light Mode

Rechtsanwältin Bontschev: „Keine Garantie auf 7% Rendite – Anleger müssen Risiken kennen“

geralt (CC0), Pixabay

Interviewer: Frau Bontschev, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mit uns über das Thema Rendite von Aktieninvestitionen zu sprechen. Es gibt viele Diskussionen über die sogenannte 7%-Rendite, die man bei breit gestreuten Aktienportfolios oft erwartet. Ist diese Erwartung aus rechtlicher Sicht problematisch?

Rechtsanwältin Bontschev: Vielen Dank für die Einladung. Die Frage der erwarteten Rendite, insbesondere der oft zitierten 7%-Rendite, ist aus mehreren rechtlichen Perspektiven interessant. Zunächst sollten wir verstehen, dass es keine Garantie für eine bestimmte Rendite bei Aktieninvestitionen gibt. Die Märkte sind volatil, und die Rendite kann von vielen Faktoren abhängen, die außerhalb der Kontrolle eines Anlegers liegen. Für Finanzberater und Plattformen, die solche Erwartungen vermitteln, ist es aus rechtlicher Sicht entscheidend, dass sie keine irreführenden Versprechungen machen. Sie müssen klarstellen, dass historische Renditen nicht unbedingt zukünftige Ergebnisse widerspiegeln.

Interviewer: Könnte es rechtliche Konsequenzen geben, wenn Anleger auf Basis dieser erwarteten 7%-Rendite investieren und dann enttäuscht werden?

Rechtsanwältin Bontschev: Ja, potenziell. Wenn eine Finanzberatung oder eine Anlageplattform die 7%-Rendite als feste Erwartung präsentiert, ohne auf die Risiken und die historische Schwankung der Renditen hinzuweisen, könnte dies als irreführende Beratung gewertet werden. In solchen Fällen kann der Anleger Schadensersatzansprüche geltend machen, wenn er nachweisen kann, dass er aufgrund einer falschen oder unvollständigen Beratung finanziellen Schaden erlitten hat. Das Finanzdienstleistungsaufsichtsgesetz und die MiFID II-Richtlinien legen klare Anforderungen an die Transparenz und die Risikoaufklärung fest. Daher müssen Berater betonen, dass Renditeprognosen immer mit Unsicherheiten verbunden sind.

Interviewer: In dem zugrunde liegenden Video wurde auch betont, dass die Rendite stark von der Anlagedauer abhängt. Gibt es rechtliche Verpflichtungen für Berater, auf diesen Zusammenhang hinzuweisen?

Rechtsanwältin Bontschev: Absolut. Berater sind verpflichtet, individuell auf den Anlagehorizont und die Risikobereitschaft des Anlegers einzugehen. Die Anlagedauer hat erheblichen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte Rendite zu erzielen. Finanzberater müssen ihren Kunden klar vermitteln, dass bei kürzeren Anlagedauern die Renditen stark schwanken können und dass auch ein Totalverlust möglich ist. Insbesondere in Fällen, in denen Kunden kurzfristige Gewinne erwarten, ohne das volle Risiko zu verstehen, könnte eine unzureichende Beratung rechtliche Konsequenzen haben.

Interviewer: Ein weiterer Aspekt war die Berücksichtigung der Inflation bei der Berechnung der sogenannten Realrendite. Wie sieht es rechtlich aus, wenn Berater diese wichtige Komponente ignorieren?

Rechtsanwältin Bontschev: Die Inflation ist ein entscheidender Faktor bei der Bewertung von Renditen, und Berater müssen diesen Aspekt in ihrer Beratung berücksichtigen. Wenn Berater nur die Nominalrendite erwähnen, ohne die Auswirkungen der Inflation auf die Kaufkraft zu erklären, könnte dies als unvollständige Beratung ausgelegt werden. Gerade in Zeiten hoher Inflation ist es wichtig, dass Anleger verstehen, dass die reale Rendite deutlich niedriger sein kann als die nominale. Eine Nichtberücksichtigung dieses Faktors könnte zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen, wenn der Anleger der Meinung ist, unzureichend aufgeklärt worden zu sein.

Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für diese aufschlussreichen rechtlichen Einblicke. Gibt es abschließend einen Rat, den Sie Anlegern im Hinblick auf Renditeversprechen mit auf den Weg geben möchten?

Rechtsanwältin Bontschev: Mein Rat ist, immer vorsichtig mit Renditeprognosen umzugehen und diese als Schätzungen, nicht als Garantien zu betrachten. Anleger sollten sicherstellen, dass sie alle Risiken und die Faktoren, die Renditen beeinflussen, vollständig verstehen. Eine fundierte, rechtlich einwandfreie Beratung ist dabei unerlässlich. Berater sollten stets umfassend aufklären und sicherstellen, dass der Anleger die Risiken und Chancen in vollem Umfang versteht.

https://www.youtube.com/watch?v=HzBE9PeQyDU

Kommentar hinzufügen Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

DeskNow GmbH: Vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet

Next Post

Rückruf: ROCKLY Nacho Cheese Mais-Chips aufgrund nicht deklarierter Milchallergene