Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben erneut vor den Gefahren des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft gewarnt. Jährlich werden in Deutschland mehr als 10.000 Kinder mit durch Alkohol verursachten Schädigungen geboren, wie aus aktuellen Berichten hervorgeht. Diese Kinder leiden oft ein Leben lang unter den Folgen des pränatalen Alkoholkonsums, was sowohl ihre körperliche als auch geistige Entwicklung beeinträchtigen kann.
Johannes Nießen, kommissarischer Leiter der Bundeszentrale, betonte in diesem Zusammenhang, dass Alkohol ein starkes Zellgift sei, das bereits in geringen Mengen die Entwicklung des ungeborenen Kindes erheblich beeinträchtigen könne. „Es gibt keine sichere Menge an Alkohol in der Schwangerschaft. Selbst geringe Mengen können das Risiko für Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen erhöhen“, erklärte Nießen. Dies gelte auch für vermeintlich harmlose Getränke wie Bier oder Wein.
Alkohol kann beim ungeborenen Kind das sogenannte Fetale Alkoholsyndrom (FAS) auslösen, das zu geistigen Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten, Wachstumsstörungen und schweren körperlichen Fehlbildungen führt. Das Fetale Alkoholsyndrom ist die häufigste vermeidbare Ursache für angeborene geistige Behinderungen und bleibt oft ein Leben lang bestehen.
Aufklärungsarbeit und Prävention
Um die Zahl der betroffenen Kinder zu reduzieren, fordern die Experten verstärkte Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen. Die BZgA setzt sich verstärkt dafür ein, werdende Mütter und ihr Umfeld über die Gefahren von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft aufzuklären. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Frauen in allen Phasen ihrer Schwangerschaft umfassend informiert und unterstützt werden“, so Blienert. Auch die gesellschaftliche Wahrnehmung müsse sich ändern, denn noch immer gebe es in vielen Teilen der Bevölkerung ein falsches Verständnis darüber, wie gefährlich selbst geringe Mengen Alkohol für das ungeborene Leben sein können.
Neben Aufklärungskampagnen plädieren die Experten für eine stärkere Beratung und Unterstützung für Frauen mit Alkoholsucht, um sicherzustellen, dass sie während der Schwangerschaft die notwendige Hilfe erhalten. Fachleute fordern zudem strengere Richtlinien zur Etikettierung alkoholischer Getränke, um Schwangere auf die Risiken besser aufmerksam zu machen.
Langfristige Folgen und gesellschaftliche Verantwortung
Die gesundheitlichen Folgen für die betroffenen Kinder sind nicht nur für die Familien belastend, sondern stellen auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Kinder mit dem Fetalen Alkoholsyndrom benötigen häufig eine lebenslange medizinische, psychologische und pädagogische Betreuung. Die Experten betonen, dass der Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft ein einfacher, aber entscheidender Schritt ist, um langfristige Schäden zu verhindern.
Die Warnungen der Bundeszentrale und der Bundesregierung zielen darauf ab, das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen und den Alkoholkonsum während der Schwangerschaft zu verringern, um die Zahl der betroffenen Kinder deutlich zu senken.