Das 9-Euro-Ticket, das im Sommer 2022 für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte, hatte neben positiven Effekten auch unerwünschte Folgen für den Bahnverkehr. Laut einer Studie des Ifo-Instituts in Zusammenarbeit mit den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Salzburg führte das Ticket zu einem deutlichen Anstieg der Zugverspätungen. Die Studie zeigt, dass die Zahl der Verspätungen in der Zeit von Juni bis August 2022 um 30 Prozent zugenommen hat.
Die Forscher führen diesen Anstieg auf die stark erhöhte Auslastung der Züge zurück. Viele Menschen nutzten das günstige Angebot, was zu einer Überlastung der Kapazitäten und in der Folge zu häufigeren Verspätungen führte. Gleichzeitig stellte die Studie fest, dass der Autoverkehr im selben Zeitraum um vier bis fünf Prozent zurückging, was auf eine vermehrte Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs hinweist.
In Bezug auf das seit Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket erwarten die Forscher einen ähnlichen, jedoch abgeschwächten Effekt. Während das Deutschlandticket ebenfalls dazu beitragen könnte, den Autoverkehr zu reduzieren und mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Auswirkungen auf die Pünktlichkeit der Züge weniger drastisch ausfallen könnten. Dies liegt unter anderem daran, dass das Deutschlandticket ein dauerhaftes Angebot ist und sich die Nachfrage besser auf das gesamte Jahr verteilen könnte.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Herausforderungen, die mit der Einführung günstigerer öffentlicher Verkehrstickets einhergehen. Während solche Angebote das Potenzial haben, den Individualverkehr zu reduzieren und den Klimaschutz zu fördern, zeigen sie auch, dass die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs entsprechend gestärkt werden muss, um den Anstieg der Fahrgastzahlen bewältigen zu können, ohne die Qualität und Pünktlichkeit des Angebots zu gefährden.
