Eine gefährliche Alge sorgt diesen Sommer an Italiens Ostküste, der Adria, für Badeverbote und beunruhigt Urlauber. Die Alge Ostreopsis ovata, mit bloßem Auge unsichtbar, kann ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Besonders bedrohlich sind die Aerosole, die freigesetzt werden, wenn die Algenzellen brechen, etwa durch Kontakt mit Felsen. Diese Bruchstücke gelangen in die Luft und können beim Einatmen gesundheitsschädlich sein. Symptome wie Hautrötungen, Atemnot, Fieber, Bindehautentzündung, Übelkeit, Erbrechen und in extremen Fällen Bewusstlosigkeit können auftreten, verschwinden jedoch meist nach wenigen Tagen.
In den letzten Jahren hat sich die Verbreitung dieser giftigen Alge an den italienischen Küsten erheblich ausgeweitet. In diesem Sommer wurden besonders hohe Konzentrationen an Algenzellstücken in Wasserproben festgestellt, was zu Badeverboten an mehreren Küstenabschnitten südlich von Pescara, darunter Ortona, Rocca San Giovanni und San Vito Chietino, führte. Diese Maßnahmen trafen die Region mitten in der Hauptsaison und führten zu erheblichen Beeinträchtigungen für den Tourismus. Auch in anderen Regionen Italiens, wie in Ligurien, kam es bereits zu massenhaften Algenblüten, die hunderte Menschen betrafen.
Die Ausbreitung der Alge in den Mittelmeerküsten, die seit den 1990er-Jahren dokumentiert wird, ist eng mit dem Klimawandel verbunden. Das wärmer werdende Mittelmeer bietet der Ostreopsis ovata ideale Lebensbedingungen. Laut Maurizio Dionisio, Chef der Umweltbehörde der Region Abruzzen, hat die Erwärmung des Wassers die Verbreitung dieser Algenart in einem Ausmaß ermöglicht, das unter normalen Bedingungen nicht möglich gewesen wäre. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich die Weltmeere um etwa 0,7 Grad erwärmt, und im Mittelmeer ist die Temperatur in den letzten 40 Jahren um 1,2 Grad gestiegen.
Die Erwärmung des Wassers hat tiefgreifende Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht des Mittelmeers. Einheimische Arten verschwinden, während eingeschleppte und besser angepasste Arten, wie die Ostreopsis ovata, sich rasant vermehren können. Diese Veränderungen betreffen nicht nur das marine Leben, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität von Regionen, die stark vom Tourismus abhängig sind.
Die giftige Alge ist nicht nur in Italien ein Problem. Auch an den Küsten Spaniens und Frankreichs wurde ihr Auftreten in unterschiedlichen Intensitäten beobachtet. Experten wie der Klimaforscher Giulio Betti vom Nationalen Forschungsrat betonen, dass der Tourismus trotz der Herausforderungen durch den Klimawandel weiterhin möglich bleibt. Urlauber müssen sich jedoch auf veränderte Bedingungen einstellen, da sich die Flora und Fauna des Mittelmeers weiter wandeln werden.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Klimawandel nicht nur das Wetter beeinflusst, sondern auch direkte Folgen für das Ökosystem Meer und die daran geknüpften menschlichen Aktivitäten hat. Für Italienurlauber bedeutet dies, sich gut über die aktuellen Bedingungen vor Ort zu informieren und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um gesund und sicher ihren Urlaub genießen zu können.