Diese Woche mussten Landwirte, die Agrarförderung wollen, den sogenannten Mehrfachantrag abgeben. Die Bauern kritisieren diesen als bürokratisches Monster. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) zeigt Verständnis und verspricht Entlastungen.
Landwirt Martin Gleichmann verzichtet bewusst auf Agrarsubventionen. Trotz der Möglichkeit, 58.000 Euro zu erhalten, hat er keinen Antrag gestellt. „Es war eine psychische Belastung mit dieser Bürokratie,“ erklärte er. Gleichmann bewirtschaftet 130 Hektar im unterfränkischen Kitzingen und hat 90 Milchkühe.
Für ihn ist der Verzicht ein „stiller Protest“ gegen die Auflagen und Kontrollen in der Agrarpolitik. Er fordert von Ministerin Kaniber, sich vor Ort ein Bild zu machen und zuzuhören. Kaniber versprach, die Bürokratie abzubauen und hat einen Praktikerrat ins Leben gerufen, um Vorschläge zur Entbürokratisierung zu erarbeiten.
Eine Umfrage des Landwirtschaftsministeriums ergab, dass Landwirte vor allem die Dokumentationspflichten und die sinnlose Zeit am Schreibtisch belasten. Noch vor der Sommerpause sollen Verbesserungsvorschläge bekannt gegeben werden.
Gleichmann kritisiert besonders die festen Termine und Fristen, die mit den Fördergeldern verbunden sind. Ihm ist es wichtiger, nach optimalen Wetterbedingungen zu mähen, statt nach staatlichen Vorgaben. Eine Umfrage von agrarheute zeigt, dass 15 Prozent der befragten Landwirte in Zukunft keinen Antrag mehr stellen wollen, da ihnen die Bürokratie zu viel wird. Gleichmann kann sich seinen Verzicht leisten, weil er eine Marktnische gefunden hat: Er verkauft Saatgut aus alten Maissorten, das jeder Landwirt selbst nachbauen kann.