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„Je besser die Freundschaft, desto weniger Umarmungen?“ – Was hinter dem viralen TikTok-Spruch steckt

Dimhou (CC0), Pixabay

Enge Freundschaft heißt doch: Man schreibt sich ständig, lacht gemeinsam auf Partys, versteht sich ohne Worte. Aber heißt das auch, dass man sich oft umarmt? Oder vielleicht gerade nicht?

Ein virales Video auf TikTok behauptet: „Je besser die Freundschaft, desto weniger die Umarmungen.“ Über eine Million Menschen haben es bereits gesehen – und es löst Diskussionen aus. Stimmt das? Und wenn ja: Was bedeutet körperliche Nähe wirklich in der Freundschaft?

Nähe hat viele Gesichter

Beziehungs- und Freundschaftsexpert*innen sind sich einig: Es kommt ganz auf die Menschen an. Nicht jede enge Verbindung zeigt sich durch körperliche Berührungen, sagt Shasta Nelson, Autorin und Spezialistin für soziale Beziehungen. „Jede Beziehung braucht positive Emotionen – aber wie wir sie ausdrücken, kann ganz unterschiedlich aussehen.“

Manche Freund*innen kuscheln zusammen auf der Couch, tanzen ausgelassen und umarmen sich zur Begrüßung. Andere würden das niemals tun – und sind trotzdem tief verbunden.

Körperkontakt ist kein Muss

„Manche Menschen fühlen sich durch Umarmungen geliebt, andere nicht“, erklärt die Psychologin Raquel Martin. „Wichtig ist, dass man niemanden zu körperlicher Nähe drängt.“ Nähe kann sich auch durch gemeinsames Lachen, tiefgehende Gespräche oder kleine Gesten zeigen – wie das Lieblingsgetränk mitbringen oder einfach zuverlässig da sein.

Der Familientherapeut Luis Cornejo betont: „Eine gute Freundschaft muss nicht auf einer bestimmten Form der Zuneigung beruhen.“ Viel entscheidender sei, dass sich beide gesehen, respektiert und geschätzt fühlen.

Unterschiedliche Menschen – unterschiedliche „Liebessprachen“

Ein Grund dafür, warum manche Freundschaften sehr körperlich sind und andere kaum, liegt oft in den sogenannten „Love Languages“ – den Arten, wie Menschen Liebe zeigen und empfangen. Für einige ist es Berührung, für andere sind es Worte, Zeit oder Unterstützung im Alltag.

„Meine Schwester mag keine Umarmungen“, erzählt Shasta Nelson. „Wir lachen darüber, wenn ich sie fest drücke. Aber ich weiß, dass ich ihr meine Liebe besser durch kleine Hilfen im Alltag zeigen kann – das ist ihre Sprache der Nähe.“

Kommunikation ist der Schlüssel

Wie bei vielen Beziehungsthemen gilt auch hier: Reden hilft. Wenn man weiß, was der anderen Person wichtig ist – oder was sie lieber vermeidet – kann man Missverständnisse vermeiden.

Psychologin Martin schlägt vor, Grenzen offen anzusprechen: „Man kann einfach sagen: ‚Ich bin nicht so der Umarmungstyp, aber ich genieße unsere Zeit zusammen sehr.‘“ Oder: „Ich finde es schön, wenn wir einfach lange reden.“ So fühlt sich niemand übergangen – und beide können Wege finden, Nähe zu zeigen, die sich gut anfühlen.

Fazit: Nähe ist individuell

Ob man seine besten Freund*innen umarmt oder lieber auf Abstand bleibt, sagt nichts über die Tiefe der Verbindung aus. Wahre Freundschaft zeigt sich nicht in der Häufigkeit von Umarmungen, sondern im gegenseitigen Verständnis.

Denn: Nicht jede Nähe muss physisch sein. Manchmal ist eine aufmerksame Nachricht, ein geteiltes Lachen oder ein stilles Dasein viel wertvoller – und oft auch bedeutungsvoller – als jede Umarmung.

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