In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, Vogelgrippe und Eierpreisen, die sich eher nach Kaviar als Frühstück richten, gibt es einen Trost: Amerikanerinnen und Amerikaner halten eisern an der jahrhundertealten Tradition fest, Eier in bunten Farben zu tränken – auch wenn sie dafür fast einen Kredit aufnehmen müssen.
Melissa Hunter aus Ohio macht es vor: Drei Kinder, zwei Lehrer*innengehälter, aber bloß keine Kompromisse bei den Osterritualen. „Ich gebe doch jetzt keine drei Dollar mehr für Eier aus und raube meinen Kindern ihre Kindheit!“ sagt sie – mit der Entschlossenheit einer Frau, die lieber die Hundertgrammpackung Eierfarben kauft als die Kinder über Inflation aufklärt.
10 Millionen Färbesets für 94 % der Bevölkerung, die nicht locker lassen wollen
Laut dem CEO von PAAS, dem Unternehmen hinter Amerikas liebster Ei-Verwandlungschemie, boomt das Geschäft: 10 Millionen Sets jährlich, dieses Jahr sogar 20 % mehr im Handel. Tradition schlägt Logik – das ist Marktwirtschaft mit Herz.
Immerhin geben 78 % der Befragten zu, dass sie weniger Eier färben – also nur ein Dutzend statt zwei. Aber ein bisschen Vernunft bleibt eben doch übrig, irgendwo zwischen den Marshmallow-Eiern und dem Kartoffel-„Eggternative“ aus dem Internetvideo.
Warum sind Eier so teuer? Eine Mischung aus Vogelgrippe und Kapitalismus
Laut USDA kostet ein Dutzend Eier im Laden durchschnittlich 6,23 Dollar – mehr als doppelt so viel wie im Großhandel. Warum? Weil Einzelhändler erst mal die teuren Eier loswerden wollen, bevor sie die Preise senken. Und weil Ostern naht, kann man auch gleich noch etwas am Rand mitnehmen. Happy Holy Margin!
Dazu kommen Produktionsprobleme durch Vogelgrippe, die Millionen Legehennen das Leben gekostet hat. Expert*innen sagen, die Lage sei besser – aber keineswegs stabil. Eine neue Vogelwanderung könnte alles wieder zurück auf Anfang setzen. Was bei Monopoly eine Spielregel ist, ist hier Realität.
Eier färben für den Mülleimer – im Namen der Familie
In Familie Hunter jedenfalls wird das Ei traditionell hart gekocht, liebevoll gefärbt – und dann von niemandem gegessen. „Wir mögen keine gekochten Eier“, sagt Melissa ehrlich. Der Hund bekommt ein paar, der Rest wird entsorgt. Warum? Weil Plastik-Eier einfach „lame“ sind. Und wer will schon einen plastikfreien Planeten, wenn man stattdessen nostalgisch bunte Lebensmittel wegwerfen kann?
Das eigentliche Fest beginnt am Ostersonntagmorgen, wenn Josh Hunter die Eier im Garten versteckt, die Kinder losrennen – und das Gemeinschaftsgefühl gefeiert wird. Nicht die Ökonomie, nicht der Geschmack, sondern das Gefühl, etwas Echtes zu tun.
Fazit: Bunte Eier, dunkle Realität
Obwohl man mit Keksfarben inzwischen auch Pasta färben kann – am Ende will Amerika doch seine Eier. Teuer, unpraktisch, aber emotional aufgeladen. Und wenn man dafür Schulden macht oder ein Drittel davon wegwirft, dann ist das halt der Preis für ein bisschen Normalität.