Dr. Mehmet Oz, vormals TV-Arzt mit Vorliebe für Diät-Tipps und Detox-Tees, ist jetzt offiziell Chef der US-Gesundheitsbehörde CMS – und seine erste Diagnose für das amerikanische Gesundheitswesen: Zu viele trans Kinder mit zu viel medizinischer Versorgung. Heilmittel? Medicaid-Zahlungsstopp. Nebenwirkungen? Politisch gewollt.
Am 11. April schickte CMS unter Dr. Oz’ Leitung einen Brief an alle Bundesstaaten: Medicaid-Gelder dürfen ab sofort nicht mehr für geschlechtsangleichende Behandlungen bei Minderjährigen verwendet werden. Weder Hormone noch Operationen. Warum? Weil, so Oz in bestem Paternalismus, Kinder „geschützt“ werden müssten – vor sich selbst und vor medizinischer Fachmeinung.
TV-Doktor wird Moralapostel
„Medizinische Versorgung muss legal, notwendig und im besten Interesse des Patienten sein“, sagt Oz. Und was das ist, entscheidet natürlich die Politik – nicht etwa Fachärzt*innen oder Betroffene. Immerhin: Das spart Geld. Eine Transition koste bis zu 134.000 Dollar, so Oz, was er als Gesundheitsrisiko einstuft – aber nicht, wenn es um Herzoperationen oder Krebsbehandlungen geht, versteht sich.
Psychotherapie statt medizinischer Versorgung sei laut Oz die Lösung – eine Haltung, die weltweit zunehmend als rückständig kritisiert wird, aber hey, Europa macht’s auch (also: einige konservative Thinktanks in Europa).
Trump’s Handschrift: Executive Order gegen Gender-Affirming Care
Die Entscheidung folgt direkt einer Trump’schen Executive Order: keine finanzielle Unterstützung für „chemical and surgical mutilation“. Der Ausdruck stammt nicht aus einem dystopischen Roman, sondern aus dem offiziellen Weißbuch der Trump-Administration. Dass Dutzende medizinische Fachgesellschaften – von der American Academy of Pediatrics bis zur Endocrine Society – geschlechtsangleichende Maßnahmen als medizinisch notwendig einstufen? Nebensache.
Daten? Fakten? Gefühle!
Eine Studie zeigt: Weniger als 8 % der geschlechtsangleichenden Eingriffe wurden bei Minderjährigen durchgeführt. Die Mehrheit der Patient*innen war zwischen 19 und 30 Jahre alt. Und etwa 25 % der Behandlungen wurden über Medicaid abgerechnet – für viele die einzige Möglichkeit, Zugang zu medizinischer Hilfe zu bekommen.
Doch wozu sich auf Daten verlassen, wenn man sich auf Moralgefühle berufen kann?
Suizidrisiko? Ach, bitte nicht stören.
Laut einer Umfrage der LGBTQ-Organisation The Trevor Project steigt das Risiko für Suizidversuche bei trans und nicht-binären Jugendlichen drastisch an, wenn sie in Staaten mit transfeindlicher Gesetzgebung leben. Aber das scheint für die neue CMS-Führung weniger wichtig zu sein als der ideologische Kreuzzug gegen „Gender-Ideologie“.
Fazit: Willkommen in der neuen alten Realität
In Dr. Oz’ Amerika wird medizinische Versorgung nicht danach vergeben, ob sie notwendig ist – sondern ob sie in ein politisches Weltbild passt. Und wenn das bedeutet, dass trans Jugendliche keine Unterstützung mehr bekommen, dann ist das offenbar ein Preis, den man gern zahlt – für moralische Reinheit und Wahlerfolge.