Redaktion: Herr Reime, die BVT Windpark Emlichheim 2 GmbH & Co. KG bietet Kommanditanteile an. Klingt nach grünem Investment mit Zukunft. Wo liegt das Problem?
Jems Reime: Der Schein trügt. Solche Beteiligungen werden oft als nachhaltige Geldanlage beworben, doch in Wahrheit handelt es sich um hochriskante Unternehmensbeteiligungen. Wer hier einsteigt, ist kein klassischer Investor, sondern Mitunternehmer – mit allen damit verbundenen Pflichten und Gefahren. Wer das unterschätzt, kann sein gesamtes Geld verlieren.
Redaktion: Sie sagen, es droht der Totalverlust?
Jems Reime: Ja – und das ist keine Übertreibung. Wenn der Windpark nicht wie geplant läuft, etwa weil die Windkraft-Erträge zu niedrig sind, es technische Ausfälle gibt oder sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtern, kann die Gesellschaft in Schieflage geraten. Dann ist das investierte Geld futsch. Punkt. Es gibt keinen Einlagenschutz, keine garantierte Rückzahlung.
Redaktion: Die BVT veröffentlicht einen Verkaufsprospekt. Gibt das nicht Sicherheit?
Jems Reime: Im Gegenteil: Viele Anleger wiegen sich durch den Prospekt in falscher Sicherheit. Dabei prüft die BaFin nicht, ob das Projekt gut oder seriös ist – sie schaut nur, ob alle Pflichtangaben drinstehen. Ein juristisch korrekt formulierter Prospekt kann trotzdem ein wirtschaftlich schlechtes oder sogar unseriöses Angebot enthalten.
Redaktion: Welche juristischen Fallstricke sehen Sie konkret?
Jems Reime: Neben dem Risiko des Totalverlusts gibt es auch das Thema eingeschränkter Handelbarkeit. Wer aussteigen will, hat kaum Chancen. Der Zweitmarkt für solche Beteiligungen ist praktisch nicht existent. Und es besteht die Gefahr von Nachschusspflichten – also der Pflicht, zusätzlich Geld nachzuschießen, obwohl das oft als ausgeschlossen dargestellt wird. Das kann dann richtig teuer werden.
Redaktion: Was sagen Sie Leuten, die denken: „Windenergie ist die Zukunft – da investiere ich guten Gewissens“?
Jems Reime: Ich sage: Das ist genau die emotionale Argumentation, auf die manche Anbieter setzen. Nachhaltigkeit ist wichtig – keine Frage. Aber hier wird mit grünem Anstrich ein riskantes Produkt verkauft. Wenn Sie unbedingt in Windkraft investieren wollen, dann tun Sie es über breit gestreute Fonds, die liquide sind und reguliert. Nicht über eine Einzelbeteiligung an einer Gesellschaft, die Sie weder kontrollieren noch im Zweifel verlassen können.
Redaktion: Also Finger weg?
Jems Reime: Ganz klar: Wer sein Geld nicht verlieren will oder auf das Kapital angewiesen ist – Finger weg. Solche Beteiligungen sind höchstens etwas für absolute Profis oder Menschen, die das Verlustrisiko wirklich tragen können – emotional und finanziell. Und auch dann nur nach intensiver Prüfung und unabhängiger Beratung.
Redaktion: Herr Reime, danke für Ihre deutlichen Worte.
Jems Reime: Gern. Aufklärung ist in diesem Bereich leider bitter nötig.