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Zweifel an der Resozialisierung – Ex-Terrorhelfer Sven Lau zurück in salafistischen Kreisen

Mindworld (CC0), Pixabay

Einst galt er als gefährlicher Islamisten-Prediger, dann als Vorzeigefall der Deradikalisierung – doch nun steht Sven Lau wieder im Fokus der Sicherheitsbehörden. Neue Recherchen legen nahe: Der ehemalige Unterstützer einer syrischen Terrororganisation bewegt sich längst wieder in salafistischen Kreisen und sucht gezielt den Kontakt zu alten Weggefährten.

Dabei hatte es nach seiner Haftentlassung im Jahr 2019 zunächst so ausgesehen, als hätte der heute 44-Jährige endgültig mit seiner extremistischen Vergangenheit abgeschlossen. In Interviews zeigte sich Lau einsichtig und reumütig. Er sprach offen von seinen Fehlern, beteuerte, den radikalen Islam hinter sich gelassen zu haben. Es schien, als habe das Aussteigerprogramm der Behörden gewirkt.

Vom Feuerwehrmann zum Staatsfeind

Sven Laus Weg in die radikale Szene begann in den 2000er Jahren. Aus dem Feuerwehrmann aus Mönchengladbach wurde einer der bekanntesten Salafisten Deutschlands. Er organisierte Koranverteilungen, predigte in einschlägigen Moscheen und sorgte 2014 bundesweit für Empörung, als er mit einer selbsternannten „Scharia-Polizei“ in Wuppertal auf Streife ging.

2017 folgte das juristische Ende seiner radikalen Karriere: Das Oberlandesgericht Düsseldorf verurteilte ihn wegen Unterstützung der syrischen Terrorgruppe Jamwa zu fünfeinhalb Jahren Haft.

Doch der Ausstieg war offenbar nur von kurzer Dauer

Nach seiner Haft lebte Lau unter neuem Namen und wollte sich in die Gesellschaft integrieren – doch es dauerte nicht lange, bis erste Zweifel an seiner Abkehr laut wurden. Der Wendepunkt kam, als er bei einer Polizeikontrolle mit dem bekannten radikalen Prediger Abu Alia erwischt wurde. Das bedeutete das Aus für seine Teilnahme am Aussteigerprogramm.

Recherchen zeigen: Lau predigt wieder – diesmal in einem eigenen Podcast. Darin schildert er offen seinen Alltag, seine Kontakte und seine Sicht auf die Vergangenheit. Besonders brisant: Er sucht wieder aktiv den Kontakt zu bekannten Islamisten, besucht Veranstaltungen salafistischer Prediger und reiste sogar mit einer Szene-Gruppe nach Mekka.

Treffen mit alten Bekannten

In Mekka traf Lau auf eine Gruppe deutscher Salafisten, organisiert von „Hidaya Tours“ – einem Unternehmen, das Pilgerreisen mit radikalen Predigern anbietet. Auch in Deutschland taucht er immer wieder an bekannten Szene-Treffpunkten auf, etwa im salafistischen Zentrum „Bildung im Quadrat“ in Mannheim.

Seine Botschaft in Richtung Szene ist eindeutig: Er habe „niemals einen Bruder verraten“, vielmehr sei er „schwach geworden“, als er sich zeitweise vom radikalen Umfeld distanziert habe.

Experten sind alarmiert

Für Extremismus-Expertin Sigrid Herrmann ist klar: Sven Lau ist längst wieder tief in der salafistischen Szene verwurzelt. Seine öffentliche Reue nach der Haft wirkt inzwischen wie ein längst überholtes Kapitel.

Ob sich die Behörden erneut Maßnahmen gegen ihn überlegen, ist offen. Doch eines scheint klar: Der Fall Sven Lau zeigt eindrücklich, wie schwer – und wie fragil – Deradikalisierung in Einzelfällen sein kann.

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