Die WPG Windpark Görmin GmbH & Co. KG weist zum Bilanzstichtag 2023 eine Bilanzsumme von rund 4,47 Mio. EUR auf, die im Vergleich zum Vorjahr um etwa 9 % gesunken ist. Das Unternehmen bleibt bilanziell stabil, allerdings mit einem klaren Übergewicht an Fremdkapital, begrenzter Transparenz und keiner sichtbaren Ertragsentwicklung. Für Anleger ergibt sich ein gemischtes Bild.
Stärken aus Anlegersicht
Die Sachanlagen im Wert von rund 2,44 Mio. EUR bilden das Rückgrat des Unternehmens und spiegeln den langfristigen Charakter der Windkraftinvestition wider. Trotz planmäßiger Abschreibungen bleibt ein signifikanter Anlagewert erhalten. Der Bestand an liquiden Mitteln ist mit knapp 899 TEUR solide. Er stellt sicher, dass kurzfristige Verpflichtungen erfüllt werden können, und erlaubt eine gewisse operative Flexibilität. Auch die langfristige Finanzierung ist gesichert: Über 1,6 Mio. EUR der Verbindlichkeiten haben eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren – das bedeutet Planungssicherheit, insbesondere in einem kapitalintensiven Geschäftsmodell.
Kritische Punkte für Anleger
Die Eigenkapitalquote liegt wie im Vorjahr bei nur rund 10,4 %. Das ist für ein Unternehmen mit langfristig gebundenem Kapital und hoher Verschuldung äußerst niedrig. Ein Puffer gegen Zinserhöhungen oder operative Schwankungen fehlt. Noch kritischer ist, dass sich im Eigenkapital keinerlei Bewegung zeigt – weder neue Rücklagen noch ein ausgewiesener Gewinn. Anleger sehen keine operative Wertschöpfung, was die Frage aufwirft, ob das Projekt derzeit überhaupt profitabel arbeitet.
Zudem bestehen über 500 TEUR Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern. Solche konzerninternen Finanzierungen können hilfreich sein, bergen aber auch Interessenskonflikte. Sie werfen die Frage auf, inwieweit die Liquidität dem Betrieb oder der Rückführung von Gesellschaftermitteln dient.
Ein auffälliger Rückgang bei den Finanzanlagen – von rund 122 TEUR auf 32 TEUR – bleibt unkommentiert. Es fehlen Angaben dazu, ob diese Mittel abgezogen wurden oder sich beispielsweise Marktverluste ergeben haben. Die Verwendung eines Disagios in der Rechnungsabgrenzung signalisiert zudem, dass Kredite mit Abschlägen aufgenommen wurden – was tendenziell auf eine hohe Fremdkapitalbelastung oder schwierigere Finanzierungsbedingungen hinweist.
Transparenz und Informationslage
Der Jahresabschluss bleibt bei den Mindestangaben. Weder Umsatz- noch Ergebniszahlen werden offengelegt, auch operative Kennzahlen wie Stromertrag, Turbinenverfügbarkeit oder Einspeisevergütungen fehlen. Gerade bei einem Sachwert-Investment wären solche Informationen für Anleger essenziell, um die Wirtschaftlichkeit zu beurteilen.
Fazit aus Anlegersicht
Die WPG Windpark Görmin GmbH & Co. KG bietet eine solide Infrastruktur mit gesichertem Liquiditätspolster und langfristiger Finanzierung. Gleichzeitig zeigen sich Schwächen in der Eigenkapitalstruktur, fehlende Ertragsdynamik und eine geringe Transparenz in der Berichterstattung.
Es gibt aktuell keinen akuten Krisenindikator – aber auch keine belegte Renditeperspektive. Für Anleger ist es daher zentral, weitere Einblicke in die operative Entwicklung und künftige Ausschüttungspolitik zu erhalten. Kritisch zu begleiten sind zudem die Zinsentwicklung, das Tilgungsprofil und etwaige Nachschusspflichten im Gesellschafterkreis. Wer investiert ist, sollte proaktiv Informationsrechte nutzen. Wer einsteigen will, braucht solide Antworten auf die Frage: Wie wirtschaftlich ist dieser Windpark tatsächlich?