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Kritisch-faire Analyse aus Anlegersicht – Jahresabschluss 2023 der AT Windpark Gut Gaarz II GmbH & Co. KG

geralt (CC0), Pixabay

Die AT Windpark Gut Gaarz II GmbH & Co. KG präsentiert für das Geschäftsjahr 2023 einen Jahresabschluss, der auf den ersten Blick ein starkes Wachstum bei der Bilanzsumme zeigt – von rund 411.000 Euro auf über 1,8 Millionen Euro. Doch dieser Zuwachs wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet.

Was positiv auffällt

Die Liquiditätslage ist auffällig gut. Die liquiden Mittel sind auf über eine Million Euro gestiegen, was auf eine solide Finanzierungsbasis hinweist. Auch die Forderungen haben deutlich zugenommen, was auf laufende Projekte oder Vorauszahlungen hindeuten könnte. Insgesamt ist das Umlaufvermögen um mehr als 1,5 Millionen Euro gewachsen.

Was stutzig macht

Gleichzeitig ist das Sachanlagevermögen nahezu komplett verschwunden – von über 100.000 Euro auf symbolische 1 Euro. Für ein Unternehmen, das einen Windpark betreibt, ist das ungewöhnlich. Ohne Sachanlagen stellt sich die Frage, welche wirtschaftliche Tätigkeit konkret ausgeübt wird. Die Finanzanlagen bestehen unverändert aus Beteiligungen, es scheint aber keine aktiven Investitionen in neue Erzeugungsanlagen zu geben.

Der deutliche Bilanzzuwachs beruht fast ausschließlich auf einem Anstieg der kurzfristigen Verbindlichkeiten – insbesondere gegenüber Gesellschaftern. Diese belaufen sich nun auf über 1,4 Millionen Euro, was etwa 85 Prozent der Gesamtverbindlichkeiten entspricht. Solche konzerninternen Finanzierungen können in frühen Projektphasen üblich sein, führen aber auch zu einer starken Abhängigkeit vom Wohlwollen der Gesellschafter. Ob diese Darlehen nachrangig sind oder eine Rückzahlungspflicht besteht, bleibt unklar.

Was fehlt

Es fehlen grundlegende Angaben zur operativen Entwicklung. Kein Wort zu Stromproduktion, Einspeiseerlösen, Baufortschritt oder geplanten Inbetriebnahmen. Auch die Gewinn- und Verlustrechnung wird nicht offengelegt. Die Gesellschaft macht von den gesetzlichen Mindestangaben Gebrauch – was zwar zulässig ist, aber die Transparenz erheblich einschränkt. Für Anleger ist das ein Schwachpunkt.

Fazit

Die AT Windpark Gut Gaarz II GmbH & Co. KG ist bilanziell aufgeblasen, aber substanziell ausgedünnt. Die operative Basis – das, was man in einem Windpark erwartet – ist in der Bilanz kaum noch erkennbar. Ob hier investiert oder nur finanziert wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Für Anleger bedeutet das: Ohne zusätzliche Informationen zu Projektstatus, Wirtschaftlichkeit und Ausschüttungsperspektiven bleibt eine Beteiligung eine Blackbox. Wer investiert, braucht Vertrauen – oder besser: mehr Einblick.

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