In Städten von Sachsen-Anhalt leben genauso viele Insekten wie in ausgewiesenen Naturschutzgebieten – das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Forschenden verglichen dafür neun städtische Flächen, vor allem Brachflächen, mit neun Naturschutzgebieten im Bundesland.
Besonders überraschend: Wildbienen kommen auf den städtischen Brachflächen sogar in größerer Zahl vor als in den Schutzgebieten. Die Forscher führen das unter anderem auf das hohe Blütenangebot und die vielfältigen Kleinstrukturen in urbanen Räumen zurück. Schmetterlinge hingegen fanden sich häufiger in den klassischen Naturschutzflächen, die oft weitläufiger und strukturreicher seien.
Gleichwertige Lebensräume für Insekten
Die Ergebnisse der Studie widersprechen der weit verbreiteten Annahme, dass Städte grundsätzlich insektenärmer seien. Vielmehr zeigen sie, dass urbane Räume ein wertvoller Lebensraum sein können – insbesondere, wenn Flächen nicht versiegelt, begrünt oder bewusst als Lebensräume für Wildtiere gestaltet werden.
Die Forschenden betonen, wie wichtig es ist, auch innerstädtische Flächen als Teil des Naturschutzes zu begreifen. Gerade ungenutzte Areale wie Industriebrachen, Bahnstrecken oder verwilderte Grünflächen könnten wertvolle Rückzugsorte für viele Arten bieten.
Appell an Stadtplanung und Politik
Die Studie versteht sich auch als Appell an Stadtplaner und Kommunalpolitik: Wer städtische Flächen klug nutzt und naturnah gestaltet, kann einen entscheidenden Beitrag zum Artenschutz leisten – oft sogar dort, wo man es nicht erwartet.