Die Insolvenz des oberösterreichischen Motorradherstellers KTM hat nicht nur das Unternehmen selbst in eine tiefe Krise gestürzt, sondern auch zahlreiche Zulieferbetriebe an den Rand des Ruins gebracht. Während KTM mit Hochdruck an seiner finanziellen Sanierung arbeitet, kämpfen langjährige Partnerfirmen ums Überleben – manche bereits vergeblich.
Erste Insolvenz unter Zulieferern: RJ Werkzeugbau betroffen
Besonders hart getroffen hat es die RJ Werkzeugbau aus Mattighofen (Bezirk Braunau). Das Unternehmen, das seit 1996 Bestand hatte, musste Konkurs anmelden, nachdem KTM mehr als 50 Prozent des Umsatzes eingebüßt hatte und offene Rechnungen nicht mehr bezahlt wurden. Laut Kreditschutzverband KSV 1870 führte der Produktionsstillstand bei KTM direkt zur Zahlungsunfähigkeit des Betriebs. Nicht betroffen vom Insolvenzverfahren sind jedoch die weiteren Firmen der Gruppe: die RJ-Vermietungs GmbH und die RJ Metallbearbeitung- und Konstruktionen GmbH.
Mattig-Präzision rettet sich mit Mühe
Auch das Salzburger Unternehmen Mattig-Präzision geriet massiv unter Druck. Die Firma beliefert KTM mit hochpräzisen Dreh- und Frästeilen für Motoren und Getriebe. Nachdem bereits gelieferte Teile nicht bezahlt wurden, stand der Betrieb laut Geschäftsführer Roman Gratzer „Spitz auf Knopf“. Nur durch solide Partnerschaften und harte Einschnitte – darunter der Abbau von sechs Arbeitsplätzen und Teilzeitregelungen für die Belegschaft – konnte der Mittelständler überleben.
Gratzer zieht Konsequenzen: „Wir wollen uns künftig nie wieder so abhängig von einem einzigen Kunden machen.“ In der Verwaltung wurde die Arbeitszeit um 20 Prozent reduziert, in der Produktion um 15 Prozent.
KTM produziert wieder – Gläubiger warten auf Millionen
Nach einer dreimonatigen Pause läuft bei KTM die Produktion wieder – allerdings unter enormem finanziellen Druck. Allein für den laufenden Betrieb im April und Mai sind 150 Millionen Euro notwendig. Das Sanierungsverfahren läuft noch, die Zukunft des Motorradherstellers ist weiter von den Geldgebern abhängig.
Laut Sanierungsplan sollen bis zum 23. Mai 600 Millionen Euro an die Gläubiger ausbezahlt werden – das entspräche 30 Prozent der ausstehenden Forderungen. Ob dieser Betrag aufgebracht werden kann, entscheidet sich in den kommenden Wochen in intensiven Gesprächen mit Investoren.
Fazit
Die KTM-Krise hat bereits sichtbare Schäden in der Zulieferlandschaft hinterlassen. Während sich einige Unternehmen mit Mühe retten konnten, war für andere die Pleite unausweichlich. Der Fall zeigt, wie gefährlich einseitige Abhängigkeiten in der Industrie sein können – und wie rasch eine Insolvenz in der Spitze eine ganze Kette ins Wanken bringen kann. Die kommenden Wochen werden entscheiden, ob KTM überlebt – und wie viele seiner Partner mitgerissen werden.