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Dominikanische Republik riegelt sich ab – Verstärkter Grenzschutz gegen Haitis Staatskollaps

jorono (CC0), Pixabay

In Reaktion auf die anhaltenden Gewaltausbrüche und den fortschreitenden Staatszerfall im benachbarten Haiti verschärft die Dominikanische Republik ihren Grenzschutz massiv. Präsident Luis Abinader kündigte an, die militärische Präsenz entlang der rund 400 Kilometer langen Grenze von derzeit 9.500 auf 11.000 Soldaten aufzustocken. Zudem soll die bereits bestehende Grenzmauer weiter ausgebaut werden – ein deutliches Zeichen dafür, wie ernst die dominikanische Regierung die Bedrohung durch ein mögliches Übergreifen der Krise nimmt.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass das Chaos in Haiti unsere nationale Sicherheit gefährdet“, erklärte Abinader in einer Ansprache. Angesichts der weitgehend unkontrollierten Situation in Haiti, wo kriminelle Banden große Teile der Hauptstadt kontrollieren und staatliche Institutionen kaum noch funktionsfähig sind, sieht sich die Dominikanische Republik zunehmend gezwungen, eigenständig für Stabilität an ihrer Westgrenze zu sorgen.

Die Maßnahmen gehen jedoch über rein militärische Aufrüstungen hinaus. Die Regierung kündigte an, die Bekämpfung irregulärer Migration aus Haiti weiter zu verschärfen. Kontrollen sollen intensiviert, Schleusernetzwerke zerschlagen und Rückführungen beschleunigt werden. Laut Regierungskreisen handelt es sich um eine „präventive Verteidigungsstrategie“ angesichts eines beispiellosen Staatsversagens in der Region.

Die Ankündigung ist Teil einer seit Jahren verfolgten Linie, in der sich die Dominikanische Republik zunehmend vom Nachbarland abgrenzt. Während Haiti von einer humanitären Katastrophe in die nächste taumelt, versucht Santo Domingo, Stabilität und wirtschaftlichen Fortschritt zu wahren – und sieht sich dadurch unter wachsendem Druck, die Grenze möglichst undurchlässig zu gestalten.

Der geplante Ausbau der Grenzmauer ist dabei nicht nur Symbolpolitik. Bereits in den vergangenen Jahren wurden Teile der Grenze mit High-Tech-Überwachung, Drohnen, Wärmebildkameras und biometrischer Erfassung ausgestattet. Nun soll das System ausgeweitet und modernisiert werden.

Kritiker werfen der Regierung jedoch vor, humanitäre Aspekte zu vernachlässigen. Viele Haitianer fliehen nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern vor der akuten Lebensgefahr durch Gewalt, Hunger und staatliches Versagen. Menschenrechtsorganisationen mahnen an, dass Sicherheitspolitik nicht auf Abschreckung allein setzen dürfe.

Dennoch ist die Linie der Regierung klar: Wer in der Dominikanischen Republik Schutz oder Arbeit sucht, soll reguläre Wege nutzen – sofern es diese überhaupt gibt. Die dominikanische Bevölkerung wiederum unterstützt laut Umfragen mehrheitlich den harten Kurs ihrer Regierung. Viele sehen im Nachbarland weniger einen Bruderstaat als ein permanentes Risiko für das eigene Land.

Mit dem aktuellen Schritt zieht Präsident Abinader nun die sicherheitspolitischen Konsequenzen aus einer Krise, die sich zunehmend regional ausweitet – und macht unmissverständlich deutlich: Die Dominikanische Republik will nicht zum Auffangbecken für Haitis Zusammenbruch werden.

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