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Zusammenfassung: Trumps angeblich „reziproke“ Zölle – Was wirklich dahintersteckt

LisetteBrodey (CC0), Pixabay

Am Mittwoch verkündete Ex-Präsident Donald Trump neue massive Zölle gegenüber dutzenden Handelspartnern der USA. Diese sollen angeblich „reziprok“ sein – also lediglich die Zölle widerspiegeln, die andere Länder auf US-Waren erheben. Doch laut Experten ist diese Darstellung irreführend.

Tatsächlich basieren Trumps neue Zollraten auf einer stark vereinfachten Formel: Das Handelsdefizit eines Landes mit den USA wird durch dessen Exporte in die USA geteilt, multipliziert mit einem Faktor. Zölle anderer Länder auf US-Produkte wurden dabei nicht berücksichtigt. Das Ziel scheint nicht ein fairer Ausgleich zu sein, sondern die Bestrafung von Ländern mit hohem Handelsüberschuss gegenüber den USA.

So erklärte Mike O’Rourke, Chefstratege bei Jones Trading, dass der Berechnung jegliche reale Zolldaten fehlen. Stattdessen greift die Trump-Regierung auf Pauschalangaben zurück, etwa dass der EU-Zollsatz bei 20 % liege – obwohl der durchschnittliche MFN-Zollsatz (Most-Favored-Nation) bei lediglich 5 % liegt. Ähnlich wird bei Vietnam ein Zollsatz von 46 % behauptet, obwohl er laut WTO-Daten nur 9,4 % beträgt. Der Grund: Trump rechnet sogenannte nicht-tarifäre Handelshemmnisse wie Subventionen, Importquoten oder undurchsichtige Vorschriften mit ein – allerdings willkürlich und ohne klare Methodik.

Viele Experten kritisieren dieses Vorgehen als protektionistisch und gefährlich. Ökonom Joe Brusuelas bezeichnete Trumps Taktik als eine „ad-hoc-Bestrafung“ von Ländern mit hohem Handelsüberschuss. Die Handelsdefizite seien jedoch kein Notfall, sondern spiegelten Konsumverhalten und Sparquote der USA wider.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Wenn jemand im Supermarkt einkauft, entsteht ebenfalls ein „Handelsdefizit“ – ohne dass das negativ wäre. Der Konsument erhält die gewünschte Ware, ohne selbst direkt etwas zurückgeben zu müssen.

Laut der Trump-Administration sollen die Zolleinnahmen zur Schuldentilgung und Finanzierung von Steuersenkungen beitragen. Doch das birgt Risiken: Wenn andere Länder mit Gegenzöllen reagieren, könnte die Weltwirtschaft in einen gefährlichen Handelskonflikt geraten.

Fazit: Trumps Zölle beruhen nicht auf reziproken Werten, sondern auf vereinfachten Berechnungen und politischen Motiven – mit möglichen weitreichenden Konsequenzen für den globalen Handel.

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