Der Jahresabschluss 2023 der WSB Windpark Thurland GmbH & Co. KG zeigt aus Anlegersicht eine wirtschaftlich solide, professionell geführte Projektgesellschaft mit konservativer Bilanzstruktur, deutlicher Kapitalbindung im Umlaufvermögen und klaren Rückstellungen für zukünftige Verpflichtungen. Das Projekt befindet sich offenbar in der Phase regulärer Stromproduktion bei gleichzeitig weitgehender Tilgung und sehr niedriger Verschuldung. Besonders hervorzuheben sind die hohe Liquiditätsausstattung, das positive Eigenkapitalwachstum und die transparente Kostenstruktur – Faktoren, die das Vertrauen potenzieller Investoren stärken.
Anlagevermögen kaum relevant – Projekt als durchfinanzierte Bestandsanlage
Das aktivierte Anlagevermögen liegt mit 23.187 Euro auf einem sehr niedrigen Niveau, was nicht bedeutet, dass keine Sachwerte existieren, sondern darauf hinweist, dass die Windkraftanlagen entweder bei einer anderen Gesellschaft bilanziert oder aus bilanziellen Gründen (etwa über eine Leasingstruktur oder eine wirtschaftliche Übertragung) nicht mehr aktiviert sind. Die laufenden Stromerlöse, die sich in den Forderungen widerspiegeln, deuten dennoch auf eine aktive Einspeisung hin – ein Zeichen für die operative Reife der Anlage.
Starkes Umlaufvermögen – hohe Liquiditätsreserve sichert Betrieb und Flexibilität
Mit einem Kassenbestand von fast 1,8 Millionen Euro und Forderungen von rund 420.000 Euro verfügt die Gesellschaft über eine äußerst komfortable Liquiditätslage. Die Summe von über 2,2 Millionen Euro im Umlaufvermögen unterstreicht, dass der Windpark wirtschaftlich erfolgreich operiert und laufende Einnahmen nicht nur die Kosten decken, sondern offenbar auch Überschüsse generieren, die (noch) nicht ausgeschüttet wurden. Für Anleger ein positives Signal: Die Gesellschaft hat Spielräume – sowohl zur Rücklagenbildung als auch zur potenziellen Ausschüttung.
Eigenkapitalwachstum deutet auf Ertragskraft hin – Ergebnisverwendung in Kapitalkonten
Das Eigenkapital ist gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen – von ca. 1,02 Mio. Euro auf 1,29 Mio. Euro. Dies ist ausschließlich durch Ergebniszuweisungen an die Kapitalkonten II der Kommanditisten erfolgt. Ein Bilanzgewinn wird nicht ausgewiesen, da das Ergebnis thesauriert wurde. Dies ist in KG-Strukturen üblich und aus Sicht langfristig orientierter Anleger vorteilhaft, da es die Innenfinanzierung stärkt und künftige Ausschüttungen absichert.
Interessant ist die Aufteilung der Kapitalkonten: Während das Kapitalkonto I die eingetragene Kommanditeinlage (4,31 Mio. Euro) abbildet, zeigt das Kapitalkonto II die laufende Gewinnentwicklung. Das Kapitalkonto III ist negativ, was in vielen Fällen mit Vorabentnahmen oder Verlustvorträgen aus der Anfangszeit eines Projekts zusammenhängt. Dass der Saldo trotzdem positiv bleibt, spricht für die solide Ertragslage des Projekts.
Verbindlichkeiten nahezu abgebaut – kein Fremdfinanzierungsrisiko mehr vorhanden
Die Verschuldung ist mit nur 37.000 Euro praktisch vernachlässigbar und gegenüber dem Vorjahr (251.000 Euro) drastisch reduziert worden. Es bestehen keine Bankverbindlichkeiten, keine langfristigen Darlehen, keine Sicherheiten – ein bemerkenswerter Zustand in einer Branche, die traditionell stark fremdfinanziert ist. Die Gesellschaft ist damit schuldenfrei und hochliquide – eine seltene und sehr starke Kombination.
Rückstellungen vollständig erfasst – Rückbaukosten realistisch kalkuliert
Die Rückstellungen in Höhe von ca. 911.000 Euro beinhalten erwartungsgemäß Positionen für den Rückbau der Windkraftanlagen (rund 782.000 Euro) sowie kleinere Posten für Abschlusskosten und ausstehende Rechnungen. Die Rückbauverpflichtung ist marktüblich und wird verantwortungsvoll bilanziert. Dies zeigt, dass die Gesellschaft nicht nur laufende Erträge erwirtschaftet, sondern auch vorausschauend für das Projektende vorsorgt – ein wichtiges Zeichen für nachhaltige Unternehmensführung.
Vertragsstruktur professionell und transparent – keine verdeckten Risiken
Die im Anhang ausgewiesenen Dauerschuldverhältnisse (Wartung, Betriebsführung, Verwaltung, Pacht) sind detailliert beziffert und bewegen sich im Rahmen üblicher Projektkosten (insgesamt rund 437.000 Euro jährlich). Es bestehen keine außergewöhnlichen Verpflichtungen oder Haftungsverhältnisse. Die Komplementärin (WSB Windkraft Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH) ist nicht am Gewinn beteiligt – somit fließen sämtliche Erträge den Kommanditisten zu.
Fazit – wirtschaftlich gesunde Projektgesellschaft mit attraktiver Ausgangsbasis
Die WSB Windpark Thurland GmbH & Co. KG steht auf soliden finanziellen Beinen. Das Projekt ist operativ etabliert, die Verschuldung nahezu vollständig abgebaut, und die Liquidität außergewöhnlich hoch. Rückstellungen sind angemessen berücksichtigt, die Ertragskraft schlägt sich im Eigenkapitalwachstum nieder, und die organisatorische Struktur ist klar und professionell.
Für Anleger, die auf Substanz, laufende Erträge und finanzielle Sicherheit setzen, stellt diese Gesellschaft ein attraktives Investmentprofil dar – vor allem dann, wenn zukünftige Ausschüttungen oder reinvestive Maßnahmen transparent geplant und umgesetzt werden. Wer auf kurzfristige Spekulationen hofft, dürfte weniger angesprochen sein, doch für langfristig orientierte Investoren in erneuerbare Energien ist der Windpark Thurland eine fundierte Option mit geringer Risikostruktur.