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Spanien im Wohnrausch: Luxusurlaub für die einen, Schlafsack für die anderen

jorono (CC0), Pixabay

Spanien zeigt sich dieser Tage von seiner schönsten Seite: Sonne, Strand, Sangria – und dazu eine Wohnungsnot, die ihresgleichen sucht. Während Touristinnen Selfies mit Tapas posten, machen sich spanische Mieterinnen auf zur Demonstration – nicht wegen zu wenig Paella, sondern weil die Wohnungssuche inzwischen mit einer Schatzsuche auf dem Meeresgrund vergleichbar ist.

Am Samstag zogen zehntausende Menschen durch 40 Städte, um unter dem Motto „Machen wir dem Geschäft mit dem Wohnraum ein Ende“ laut zu sagen, was viele sich beim Scrollen durch Immobilienportale nur denken: „Wollt ihr uns eigentlich veralbern?“

Mieten wie in Monaco, Einkommen wie in Murcia

Mittlerweile geben viele Spanier*innen über 50 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus. Wer also hofft, sich noch Brot leisten zu können, muss hoffen, dass es in der WG-Küche nicht auch bald untervermietet wird.

In Madrid tragen Plakate die Aufschrift „Die Wohnungsnot ist nicht mehr zu ertragen“. Doch keine Sorge – ein Tapas-Teller auf einer Dachterrasse mit AirBnB-Panorama kostet dafür auch nur ein Drittel eines Monatsgehalts. Man muss halt Prioritäten setzen.

Airbnb ist das neue Amt für Wohnungsvergaben

Auf den Balearen sind die Mieten um 158 Prozent gestiegen – was vermutlich nicht an der mediterranen Luft liegt, sondern daran, dass jede zweite Wohnung lieber an Touristen vermietet wird. Die Botschaft ist klar: Wer kein Pool-Filter-Selfie macht, hat auf der Insel nichts verloren. Einheimische? Dürfen gerne am Stadtrand zelten – mit etwas Glück sogar mit Meerblick.

Pedro Sanchez macht ernst – vielleicht irgendwann

Premierminister Pedro Sanchez will der Immokrise mit radikalen Maßnahmen begegnen: etwa mit einer 100-Prozent-Steuer für Nicht-EU-Käufer. Klingt nach Enteignung, ist aber nur politische Poesie. Konkrete Pläne gibt’s noch keine – aber hey, man kann ja schon mal drüber reden, während weitere Wohnungen in Ferienlofts verwandelt werden.

Weitere „lösende Maßnahmen“:

  • 3.000 Wohnungen für den öffentlichen Wohnbau – auf 3,5 Millionen fehlende Einheiten gerechnet, fast schon mathematisch irrelevant!
  • Steuern auf Ferienvermietungen – denn wenn der Staat schon nicht reguliert, will er wenigstens mitverdienen.
  • Sanierung leerstehender Wohnungen – sobald man sie zwischen all den Luxuspenthäusern noch findet.

Fazit: Spanien kämpft heldenhaft – mit Plakaten, Protesten und Politiker-Phrasen – gegen einen Immobilienmarkt, der aussieht wie das Sonderangebot für Millionäre. Und solange Tourist*innen mehr Rechte auf Meerblick haben als Einheimische auf einen Mietvertrag, bleibt nur eins: früh buchen – oder Zelt kaufen.

 

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