In Birmingham, der zweitgrößten Stadt Großbritanniens, sorgt ein anhaltender Müllstreik für drastische hygienische Zustände. Seit mehreren Monaten sammeln sich auf den Straßen über 17.000 Tonnen Müll – ideale Bedingungen für Ratten, die laut Anwohnern inzwischen „größer als Katzen“ sind.
Der Kammerjäger Will Timms erlebt einen enormen Anstieg der Nachfrage. Seine Einsätze haben sich seit Beginn des Streiks um rund 50 % erhöht. Er berichtet von verrottendem Essen, Maden auf Gehwegen und Müllsäcken, die meterhoch gestapelt sind. In besonders betroffenen Stadtteilen wie Balsall Heath haben sich Nagetiere bereits in Müllhaufen eingenistet.
Der Hintergrund des Streiks: Rund 400 Müllarbeiter protestieren gegen die Streichung einer wichtigen Position im städtischen Abfallbetrieb. Laut der Gewerkschaft Unite behindert diese Entscheidung die Gehaltsentwicklung und führt bei manchen Beschäftigten zu einem Verlust von bis zu 8.000 Pfund jährlich. Die Stadtverwaltung widerspricht diesen Angaben und bietet Umschulungen sowie alternative Stellen an. Sie betont, dass niemand finanzielle Einbußen erleiden müsse und dass die Veränderungen notwendig seien, um den städtischen Haushalt zu sanieren.
Der Streik, der Anfang März auf unbestimmte Zeit ausgeweitet wurde, hat sich inzwischen so zugespitzt, dass die Stadtverwaltung Anfang April einen „Major Incident“ ausgerufen hat. Dies erlaubt zusätzliche Maßnahmen, etwa den Einsatz von Sonderfahrzeugen zur Müllentsorgung. Allerdings wurden Müllwagen von Demonstranten blockiert, was die Situation weiter verschärft.
Die Krise ist Teil eines größeren Problems: Birmingham musste 2023 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten Insolvenz anmelden. Hauptgrund war ein langjähriger Rechtsstreit über ungleiche Bezahlung zwischen männlichen und weiblichen Angestellten. Kombiniert mit gestiegenen Kosten und gekürzten staatlichen Zuschüssen geraten viele britische Kommunen derzeit unter Druck.
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt der Lokalpatriotismus stark. „Ich liebe Birmingham“, sagt Timms. „Es gibt einen großartigen Zusammenhalt unter den Brummies.“