Der Jahresabschluss 2023 der Provent Windpark Rauschwitz GmbH & Co. KG zeigt ein Unternehmen, das sich in einer spürbaren Rückzugsphase befindet, aber weiterhin stabile Gewinne erwirtschaftet. Trotz eines deutlichen Rückgangs der Bilanzsumme um mehr als 55 % hält die Gesellschaft ihre Ertragskraft aufrecht, bleibt praktisch schuldenfrei und verwaltet ihre Mittel offenbar mit großer Vorsicht. Gleichzeitig lassen die vollständig abgeschriebenen Sachanlagen und die sinkenden Rückstellungen auf eine fortgeschrittene Projektlaufzeit oder gar das nahende Ende des Windparkbetriebs schließen.
Anlagevermögen bilanziell bedeutungslos – aber noch in Betrieb?
Mit einem Buchwert von nur 1 Euro für die Sachanlagen ist das gesamte Anlagevermögen formal abgeschrieben. Das ist ein starkes Signal: Die betriebswirtschaftliche Nutzungsdauer der Windkraftanlagen ist abgelaufen. Dennoch scheint der Betrieb fortgeführt zu werden – darauf deutet der erneut hohe Jahresüberschuss von 157.488 Euro hin. Es handelt sich also um einen sogenannten „Bestandspark“, der weiter Energie einspeist, ohne jedoch relevante Investitionen oder Erweiterungen vorzunehmen. Für Anleger bedeutet das: kurzfristig gut, langfristig begrenzt – denn ohne Repowering oder Neuaufstellung ist ein strukturelles Ende absehbar.
Liquiditätsrückgang – Ergebnis von Ausschüttungen oder operativem Abfluss?
Besonders auffällig ist der Rückgang der liquiden Mittel von 502.000 Euro im Vorjahr auf 156.000 Euro im Jahr 2023. Dies entspricht einem Minus von fast 70 %. Ob es sich dabei um Ausschüttungen an Gesellschafter oder operative Aufwendungen (z. B. Instandhaltung, Rückbaukosten oder Steuerzahlungen) handelt, ist dem Anhang nicht zu entnehmen. In jedem Fall signalisiert diese Entwicklung, dass der finanzielle Spielraum deutlich geschrumpft ist – auch wenn die aktuelle Liquidität für den laufenden Betrieb vorerst ausreichend erscheint.
Eigenkapitalquote weiterhin gut – Substanz schmilzt jedoch ab
Mit rund 161.000 Euro bleibt das Eigenkapital auf einem stabilen Niveau, wenngleich der Rückgang gegenüber dem Vorjahr (423.000 Euro) erheblich ist. Interessant ist, dass der Kapitalanteil der Kommanditisten auf ein Minimum (3.543 Euro) reduziert wurde. Die Gesellschaft operiert also fast ausschließlich mit thesaurierten Gewinnen. Dieser Befund legt nahe, dass Gesellschafter ihre Einlagen weitgehend entnommen haben – ein Vorgehen, das bei reifen Projekten nicht unüblich ist, aber zugleich die Bilanzstabilität mindert.
Rückstellungen und Verbindlichkeiten deutlich reduziert – Risikoarme Struktur
Die Rückstellungen wurden von 120.655 Euro auf 83.611 Euro zurückgeführt – ein Hinweis darauf, dass sich Verpflichtungen aus der Vergangenheit (z. B. für Steuern, Wartung oder Rückbau) auflösen oder erfüllt wurden. Die Verbindlichkeiten liegen mit nur 6.000 Euro auf einem sehr niedrigen Niveau. Es bestehen keine langfristigen Schulden, keine Verpflichtungen gegenüber Gesellschaftern, keine offenen Kredite. Das Unternehmen ist somit nahezu vollständig entschuldet – ein positiver Aspekt für die kurzfristige Bonität.
Keine Mitarbeiter, keine externen Belastungen – reine Hülle für Bestandsbetrieb
Wie bei vielen Windpark-KGs üblich, beschäftigt auch die Gesellschaft selbst keine Mitarbeiter. Die Geschäftsführung liegt bei der Provent Betriebs- und Verwaltungs GmbH – eine Konstellation, die für einfache und effiziente Verwaltung spricht, gleichzeitig aber verdeutlicht, dass die operative Steuerung ausgelagert ist. Das ist bei einem Projekt dieser Art sinnvoll, bietet aber keine eigene unternehmerische Entwicklungsdynamik.
Fazit – Liquidität noch vorhanden, aber das Projekt läuft auf Sicht
Die Provent Windpark Rauschwitz GmbH & Co. KG präsentiert sich als ruhiger, abgewickelter Bestandspark mit sehr geringem operativen Aufwand, guter Ertragslage und einem strukturell auslaufenden Geschäftsmodell. Die vollständig abgeschriebenen Anlagen, der starke Rückgang der Liquidität und die reduzierte Bilanzsumme sprechen eine klare Sprache: Das Projekt ist wirtschaftlich auf der Zielgeraden.
Für Anleger, die kurzfristige Ausschüttungen suchen und kein Problem mit einem klar absehbaren Ende der Beteiligung haben, kann dies attraktiv sein – vorausgesetzt, die bestehenden Erträge bleiben stabil. Wer jedoch auf Wachstum, Wertsteigerung oder langfristige Erträge setzt, findet hier keine strategische Perspektive. Ohne Repowering oder Reinvestition in neue Anlagen bleibt der Windpark Rauschwitz ein „Cash-Out“-Modell auf Zeit. Transparenz über zukünftige Pläne wäre entscheidend, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.