Der Jahresabschluss 2023 der Plambeck Neue Energien Windpark Fonds XXII Extertal-Sieglitz GmbH & Co. KG zeigt ein Projekt, das wirtschaftlich betrachtet weiterläuft, aber bilanziell stark von historischen Ausschüttungen und Substanzabschreibungen geprägt ist. Die Kennzahlen deuten auf einen fortgeschrittenen Lebenszyklus des Windparks hin: Die technischen Anlagen sind nahezu vollständig abgeschrieben, der Cashflow wird weiterhin für Auszahlungen genutzt, und das Kommanditkapital ist weitgehend aufgezehrt. Dennoch weist die Gesellschaft einen klar positiven Jahresüberschuss aus, was für eine anhaltende wirtschaftliche Tragfähigkeit spricht – zumindest kurzfristig.
Das Anlagevermögen ist nahezu verschwunden. Mit einem Buchwert von nur noch 30 Euro für die technischen Anlagen steht der Windpark bilanziell am Ende seiner Lebensdauer. Die ursprünglichen Anschaffungskosten betrugen über 9,4 Millionen Euro, die mittlerweile vollständig über die Jahre abgeschrieben wurden. Dies ist in reifen Windparkprojekten üblich und bedeutet nicht, dass die Anlagen nicht mehr funktionieren – sondern dass sie betriebswirtschaftlich als „verbraucht“ gelten. Der Weiterbetrieb ist technisch möglich, solange Wartung und Genehmigung dies zulassen.
Das Umlaufvermögen ist nach wie vor beachtlich. Mit rund 700.000 Euro Guthaben bei Kreditinstituten und über 184.000 Euro an Forderungen und sonstigen Vermögensgegenständen verfügt die Gesellschaft über eine gute Liquiditätsausstattung. Dies spricht dafür, dass der operative Betrieb noch Einnahmen generiert, insbesondere aus der Stromvermarktung. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen haben sich deutlich erhöht, was möglicherweise auf ausstehende Stromerlöse zum Jahresende hinweist.
Auf der Passivseite zeigt sich das Bild einer Gesellschaft, die in den vergangenen Jahren hohe Ausschüttungen vorgenommen hat. Das Kommanditkapital beträgt rechnerisch noch rund 515.000 Euro – bei einer ursprünglich eingezahlten Summe von 2,7 Millionen Euro. Der massive Rückgang ist die Folge von Entnahmen, die laut Anhang rund 6,34 Millionen Euro betragen. Demgegenüber stehen Gewinnanteile von 4,02 Millionen Euro. Diese Differenz erklärt die aktuelle Eigenkapitalausstattung. Der Jahresüberschuss 2023 in Höhe von über 591.000 Euro wurde in voller Höhe dem Kommanditkapital gutgeschrieben, was die Liquiditätsbasis der Gesellschafter stärkt, aber keine Rücklagenbildung im engeren Sinn ermöglicht.
Die Rückstellungen, insbesondere in Höhe von 371.000 Euro, decken offenbar die laufenden Verpflichtungen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Rückbau der Anlagen. Die Steuerrückstellungen wurden aufgelöst, was ein weiteres Zeichen für eine gereifte und vermutlich nicht mehr stark wachstumsorientierte Gesellschaft ist. Auch die sonstigen Rückstellungen sind gegenüber dem Vorjahr weitgehend konstant geblieben.
Die Verbindlichkeiten sind mit knapp 71.000 Euro im Verhältnis zur Bilanzsumme gering und vollständig kurzfristig. Besonders zu erwähnen ist, dass keine Bankverbindlichkeiten oder langfristigen Schulden bestehen. Die Gesellschaft ist somit frei von Zins- und Tilgungsrisiken, was in einer späten Projektphase als klares Plus zu werten ist. Die bestehenden Verbindlichkeiten stammen aus Lieferungen und Leistungen, gegenüber Gesellschaftern und aus Steuerverbindlichkeiten – allesamt übliche Positionen in diesem Gesellschaftstyp.
Besonders bemerkenswert ist der Umgang mit der Ergebnisverwendung. Anstatt thesaurierte Gewinne im Unternehmen zu halten, fließen diese vollständig in die Kommanditkapitalkonten zurück. Das bedeutet: Ausschüttungen an die Gesellschafter stehen im Mittelpunkt. Die Gesellschaft folgt damit dem klassischen Modell geschlossener Fonds, bei dem Erträge möglichst direkt an die Anleger zurückgeführt werden.
Es bestehen allerdings auch sonstige finanzielle Verpflichtungen in Höhe von rund 719.000 Euro, die nicht bilanziert sind. Diese dürften sich auf laufende Verträge wie Betriebsführung, Wartung, Versicherung oder Pacht beziehen. Angesichts des Liquiditätsniveaus und der stabilen Erträge erscheinen diese Belastungen derzeit tragbar, könnten bei rückläufiger Einspeiseleistung oder unvorhergesehenen Reparaturen jedoch ins Gewicht fallen.
Insgesamt präsentiert sich die Plambeck Neue Energien Windpark Fonds XXII Extertal-Sieglitz GmbH & Co. KG als weitgehend entschuldete, liquidenstarke und gewinnorientierte Bestandsanlage. Die Bilanz weist strukturelle Merkmale eines ausgereiften Windparkfonds auf: hohe Ausschüttungen, vollständig abgeschriebene Sachwerte, stabile Rückstellungen und geringe Außenverbindlichkeiten. Für bestehende Gesellschafter ist das Projekt weiterhin attraktiv, solange der operative Betrieb stabil bleibt.
Für potenzielle neue Anleger hingegen stellt sich die Frage nach der Perspektive: Die Substanz ist bilanziell fast vollständig verbraucht, der wirtschaftliche Wert hängt stark von der Restlaufzeit der Anlagen, den erzielbaren Stromerlösen und der technischen Betriebsbereitschaft ab. Ohne ein geplantes Repowering oder eine technische Erneuerung dürfte es sich um ein Auslaufmodell handeln – mit dem Ziel, vorhandene Werte möglichst effizient zu liquidieren. Transparenz über technische Zustände und Restlaufzeiten wäre hier entscheidend für eine tragfähige Investitionsbewertung.