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Garther Windpark und Umspannwerk GmbH & Co. KG – Kapitalarm, aber liquide: Ein infrastrukturell bedeutendes Projekt mit ungewöhnlicher Bilanzstruktur
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Garther Windpark und Umspannwerk GmbH & Co. KG – Kapitalarm, aber liquide: Ein infrastrukturell bedeutendes Projekt mit ungewöhnlicher Bilanzstruktur

geralt (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss 2023 der Garther Windpark und Umspannwerk GmbH & Co. KG offenbart eine Projektgesellschaft mit hoher Vermögensausstattung, massiver Liquidität und funktionierender Betriebsstruktur – zugleich jedoch mit einer extrem schwachen Eigenkapitaldecke und bilanziell ungewöhnlicher Gewichtung auf Abgrenzungsposten. Die Gesellschaft zeigt solide operative Grundlagen, ist jedoch bilanziell so aufgebaut, dass sie bei oberflächlicher Betrachtung risikobehaftet wirkt – trotz der offensichtlich stabilen finanziellen Lage.

Das Anlagevermögen beläuft sich auf rund 504.000 Euro und besteht ausschließlich aus Sachanlagen. Gegenüber dem Vorjahr hat es sich – infolge planmäßiger Abschreibungen – um rund 135.000 Euro reduziert. Dies weist auf eine konsequente lineare Abschreibung und einen fortlaufenden Werteverzehr der technischen Infrastruktur (vermutlich Umspannwerk und periphere Anlagen) hin. Die Substanz ist also noch vorhanden, aber auf dem Weg in die letzte Nutzungsphase. Eine mögliche technische oder wirtschaftliche Folgeinvestition wäre mittelfristig zu erwarten – etwa in Repowering oder Erneuerung der Infrastruktur.

Der Liquiditätsbestand ist hingegen bemerkenswert hoch: Mit über 1,36 Millionen Euro auf Bankkonten sowie weiteren 1,03 Millionen Euro an Forderungen liegt der Wert des Umlaufvermögens bei rund 2,4 Millionen Euro – das sind über 80 Prozent der Bilanzsumme. Das spricht für ein äußerst solides Einnahmenmanagement sowie eine bewusste Pufferbildung, die gerade in kapitalintensiven Projekten wie Windparkbetrieb wichtig ist. Die Forderungen sind stabil gegenüber dem Vorjahr – hier sind voraussichtlich offene Einspeisevergütungen oder anteilige Beteiligungserlöse erfasst.

Auffällig ist die Position der passiven Rechnungsabgrenzungsposten, die mit knapp 950.000 Euro einen enormen Anteil an der Passivseite einnehmen. Gegenüber dem Vorjahr ist die Position zwar gesunken, aber weiterhin außergewöhnlich hoch. Diese Bilanzierungspraxis deutet darauf hin, dass erhebliche Einnahmen für Folgejahre abgegrenzt wurden – etwa aus Pacht, Einspeiseverträgen oder Zuschüssen, die wirtschaftlich dem nächsten Jahr zuzurechnen sind. Dies ist an sich korrekt, verzerrt jedoch den optischen Eindruck der Bilanz, da es wie Fremdkapital wirkt, ohne ein echtes Risiko zu repräsentieren.

Am kritischsten erscheint aus Investorensicht das Eigenkapital: Mit nur 28.050 Euro ist es in Relation zur Bilanzsumme von knapp 2,93 Millionen Euro nahezu bedeutungslos. Es entspricht einer Eigenkapitalquote von unter einem Prozent – ein theoretisches Alarmsignal. In der Praxis lässt sich das allerdings relativieren: Die Gesellschaft ist offenkundig vollständig durch Gesellschafterdarlehen und bilanzielle Abgrenzung strukturiert, was bei geschlossenen Windparkfonds oder technisch orientierten Zweckgesellschaften häufig vorkommt. Dennoch gilt: Ohne ausreichende Rücklagen ist die Gesellschaft bilanziell fragil und auf regelmäßige Einnahmen sowie niedrige Betriebskosten angewiesen.

Die Verbindlichkeiten sind mit rund 1,93 Millionen Euro hoch, aber stabil gegenüber dem Vorjahr. Die genaue Zusammensetzung ist nicht aufgeschlüsselt, allerdings dürfte es sich überwiegend um langfristige, planbare Darlehen handeln. In Verbindung mit der Liquidität und den Forderungen erscheint die Schuldentragfähigkeit der Gesellschaft gegenwärtig gewährleistet. Der Rückgang der Rückstellungen (von 78.000 Euro auf 19.000 Euro) deutet darauf hin, dass Rückstellungen aufgelöst oder angepasst wurden – etwa durch erfolgte Leistungen oder geänderte Annahmen zu Rückbau oder Steuern.

Das Unternehmen hat keine Mitarbeiter, die Verwaltung erfolgt durch die Windpark Garther Heide Beteiligungsgesellschaft mbH, eine GmbH mit Sitz am selben Ort. Auch dies ist typisch für Windparkgesellschaften, bei denen Betrieb und Verwaltung getrennt organisiert sind.

Fazit
Die Garther Windpark und Umspannwerk GmbH & Co. KG ist ein finanziell gut gepolstertes Infrastrukturprojekt mit hoher Liquidität, soliden Forderungen und verlässlichem Einnahmefluss. Gleichzeitig weist die Gesellschaft eine strukturell schwache Eigenkapitalausstattung auf, die zwar im praktischen Betrieb bisher keine negativen Auswirkungen zu haben scheint, langfristig jedoch Risiken birgt – insbesondere bei Ausfällen, Reparaturen oder rechtlichen Verpflichtungen. Die hohen passiven Abgrenzungsposten relativieren dieses Risiko zwar buchhalterisch, ändern aber nichts an der formalen Kapitaldünne.

Für bestehende Gesellschafter ist das Projekt wirtschaftlich interessant, wenn stabile Rückflüsse gewährleistet bleiben. Für externe Investoren wäre eine tiefere Einsicht in den Ertragsstrom, die Abgrenzungssystematik und mögliche Rückbauverpflichtungen notwendig. Dennoch: Die Bilanz zeigt ein technisch gereiftes, finanziell stark gepuffertes Projekt – aber mit bilanziellen Besonderheiten, die ein genaues Hinsehen erfordern.

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