US-Präsident Donald Trump sorgt erneut für internationale Irritationen mit seinem Wunsch, Grönland von Dänemark zu übernehmen. Doch diese Idee ist keineswegs neu: Bereits 1917 kaufte die USA die damaligen Dänischen Westindischen Inseln – heute bekannt als die Amerikanischen Jungferninseln – von Dänemark.
Der damalige Präsident Woodrow Wilson verfolgte ähnliche strategische Interessen wie Trump heute: Militärische Stützpunkte, Kontrolle über Handelsrouten und die Sicherung geopolitischer Positionen. Nach geheimen Verhandlungen und unter indirektem Druck durch die Andeutung einer möglichen militärischen Besetzung, verkaufte Dänemark die Inseln St. Thomas, St. John und St. Croix für 25 Millionen Dollar in Gold.
Auch heute führt Trump militärische Sicherheit, Handel und Zugang zu seltenen Erden als Gründe für das Interesse an Grönland an. Die Insel besitzt große Vorkommen seltener Rohstoffe, liegt günstig für neue Handelsrouten durch die Arktis und beheimatet bereits eine US-Militärbasis mit strategischer Bedeutung für die Raketenfrüherkennung.
Doch die Geschichte der Jungferninseln liefert mahnende Parallelen: Zwar verbesserten sich Bildung und Infrastruktur unter US-Verwaltung, doch politische Mitbestimmung blieb eingeschränkt. Erst 1927 erhielten die Bewohner die US-Staatsbürgerschaft, dürfen aber bis heute nicht an Präsidentschaftswahlen teilnehmen. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt: Die Armut ist doppelt so hoch wie im US-Durchschnitt, der Zugang zu medizinischer Versorgung eingeschränkt.
„Wir sind ein Drittweltland mit amerikanischer Flagge“, sagte Shelley Moorhead, ehemaliger Minister und Aktivist für Reparationen. Er warnt davor, Grönland als „Handelsware zwischen Imperien“ zu behandeln. Die dänische Kolonialzeit hinterließ schwere Spuren, unter anderem durch fast 200 Jahre Sklaverei.
Trotz alledem lehnen viele Einwohner*innen der Jungferninseln eine Rückkehr zu Dänemark ab. Doch der Fall zeigt, wie wenig demokratische Rechte Territorien unter US-Verwaltung besitzen – eine Warnung für Grönland, das derzeit umfassende soziale Leistungen von Dänemark erhält.
Trump begründet sein Vorgehen mit globaler Verantwortung: „Das ist Weltfrieden. Das ist internationale Sicherheit.“ Doch viele fragen sich: Wessen Sicherheit? Und zu welchem Preis?