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Anlegeranalyse zum Jahresabschluss 2023 der Windpark Dahme-Zagelsdorf 4 GmbH & Co. KG

geralt (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss zum 31. Dezember 2023 der Windpark Dahme-Zagelsdorf 4 GmbH & Co. KG zeigt aus Anlegersicht ein hochverschuldetes Projekt mit weiterhin bilanzieller Überschuldung, das aber unter Fortführungsprämissen operiert. Die wirtschaftliche Substanz des Windparks ist vorhanden, der Anlagenwert bleibt hoch, doch die strukturellen Schwächen sind nicht zu übersehen. Besonders die Finanzierung über qualifizierte Rangrücktritte und die anhaltende Kapitalunterdeckung bedürfen einer genauen Beobachtung.

1. Eigenkapital: Bilanzielle Überschuldung setzt sich fort

Zum Bilanzstichtag weist die Gesellschaft erneut kein Eigenkapital aus. Stattdessen wird – wie bereits im Vorjahr – ein nicht durch Vermögenseinlagen gedeckter Verlustanteil der Kommanditisten von über 4,6 Millionen Euro aktiviert (Vorjahr: rund 4,07 Mio. Euro). Das bedeutet: Die Gesellschaft ist rein bilanziell überschuldet. Dass dennoch keine Insolvenzantragspflicht besteht, wird durch die Geschäftsführung mit qualifizierten Rangrücktrittsvereinbarungen in Höhe von rund 10,37 Mio. Euro begründet.

Für Anleger bedeutet das: Die Fortführung der Gesellschaft hängt wesentlich vom Vertrauen der verbundenen Unternehmen ab, die auf ihre Forderungen im Krisenfall vorübergehend verzichten. Das schafft Spielraum, ist aber kein tragfähiges Eigenkapital im klassischen Sinne. Eine nachhaltige Verbesserung der Vermögenslage ist notwendig, um das strukturelle Defizit abzubauen.

2. Vermögenslage: Anlagevermögen auf hohem Niveau, aber mit fortschreitenden Abschreibungen

Das Anlagevermögen beläuft sich auf über 14 Mio. Euro, was rund zwei Drittel der Bilanzsumme ausmacht. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr (15,6 Mio. Euro) ergibt sich aus planmäßigen Abschreibungen. Der Windpark verfügt demnach über substanzielle technische Anlagen, deren Werte fortlaufend abgeschrieben werden – ein typischer Verlauf für ein Projekt in der Betriebsphase. Neue Investitionen oder Modernisierungen sind nicht erkennbar.

Das Umlaufvermögen ging von 2,47 Mio. Euro auf 1,67 Mio. Euro zurück, insbesondere durch einen Rückgang der Kassenbestände von rund 1,86 Mio. Euro auf 1,24 Mio. Euro. Die Liquiditätsreserve bleibt solide, wenn auch rückläufig. Es handelt sich nicht um eine bedrohliche Entwicklung, aber Anleger sollten die künftige Entwicklung der Zahlungsmittel im Blick behalten.

3. Verbindlichkeiten: Schuldenabbau leicht erkennbar, aber weiterhin sehr hohe Gesamtverschuldung

Die Gesamtverbindlichkeiten der Gesellschaft beliefen sich zum Jahresende auf 20,92 Mio. Euro, nach 22,74 Mio. Euro im Vorjahr. Der Rückgang ist vor allem auf Tilgungen bei den Kreditinstituten zurückzuführen. Dennoch bleibt die Verschuldung extrem hoch: Rund 15,5 Mio. Euro haben eine Restlaufzeit von über fünf Jahren, rund 10,4 Mio. Euro sind mit Grundpfandrechten oder ähnlichen Sicherheiten belegt.

Hinzu kommt ein Rangrücktrittsdarlehen in Höhe von 10,37 Mio. Euro von einem verbundenen Unternehmen. Dieses Darlehen ist bilanziell berücksichtigt, wird aber aus insolvenzrechtlicher Sicht zurückgestellt. Es handelt sich dabei um ein strategisch eingesetztes Instrument zur Kapitalerhaltung – zugleich aber auch ein erheblicher Risikofaktor, sollten die zugrunde liegenden Geschäftsbeziehungen enden oder belastet werden.

4. Ertragslage: Ergebnis nicht beziffert – Rückschluss auf negative Entwicklung

Ein Jahresüberschuss oder -fehlbetrag wird im Abschluss nicht direkt ausgewiesen. Dass sich der nicht gedeckte Verlustanteil der Kommanditisten um etwa 560.000 Euro erhöht hat, lässt auf ein entsprechendes negatives Jahresergebnis schließen. Für Anleger ist dies besonders problematisch, da ohne Gewinn- und Verlustrechnung keine Klarheit über die Ursache – etwa gestiegene Betriebskosten, niedrigerer Einspeiseertrag oder außerplanmäßige Aufwendungen – gegeben ist.

5. Bewertungseinheiten: Absicherung von Zinsrisiken vorhanden

Positiv hervorzuheben ist, dass Zinsrisiken aus variabel verzinsten Darlehen abgesichert wurden. Die Gesellschaft nutzt Zinsswaps zur Glättung zukünftiger Zinskosten ab 2026. Diese wurden in einer Bewertungseinheit gebündelt (Mikro-Hedging) und weisen aktuell einen negativen Marktwert von 81.000 Euro auf – für ein Projekt dieser Größenordnung ein beherrschbares Risiko.

6. Weitere Verpflichtungen: Zusätzliche Belastungen außerhalb der Bilanz

Außerhalb der Bilanz bestehen sonstige finanzielle Verpflichtungen in Höhe von 7,93 Mio. Euro – unter anderem aus Pacht- und Wartungsverträgen. Diese Zahlungen werden in den kommenden Jahren zu leisten sein, wovon allein 788.000 Euro bereits im Folgejahr fällig werden. Diese dauerhaften operativen Kosten müssen aus dem laufenden Cashflow gedeckt werden und belasten die Liquidität kontinuierlich.

Fazit aus Anlegersicht

Die Windpark Dahme-Zagelsdorf 4 GmbH & Co. KG ist ein klassisches Beispiel für ein hochfinanziertes Infrastrukturprojekt mit langfristiger Kapitalbindung. Das operative Fundament in Form von Windkraftanlagen ist vorhanden und aktiv, die Liquidität ist noch gegeben, doch die Bilanz bleibt überschuldet. Die Rückführung von Verbindlichkeiten schreitet langsam voran, aber das strukturelle Defizit – insbesondere das fehlende Eigenkapital – bleibt bestehen.

Bewertung: kritisch, aber nicht akut gefährdet
Für bestehende Anleger ergibt sich derzeit kein akuter Handlungsdruck, sofern die operative Leistung stabil bleibt. Für potenzielle neue Kapitalgeber hingegen ist Zurückhaltung geboten, solange keine nachhaltige Verbesserung der Ertrags- und Kapitalstruktur erkennbar ist. Ausschüttungen an Kommanditisten sind unter den gegebenen Umständen ohnehin nicht realistisch. Künftig wird entscheidend sein, ob das Projekt dauerhaft positiv wirtschaftet und ob das Verlustkonto schrittweise zurückgeführt werden kann.

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